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Corona-Notbremse in Österreich
Österreich verhängt Lockdown für alle – und Covid-Impfpflicht

Verkünden drastische Massnahmen im Kampf gegen die rasante Corona-Ausbreitung (v. l.): Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein, Bundeskanzler Alexander Schallenberg, Tiroler Landeshauptmann Günther Platter und Wiener Landeshauptmann Michael Ludwig auf dem Weg zur Pressekonferenz in Pertisau am Achensee. (19. November 2021)
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Was sich trotz gegenteiliger Beteuerungen aus der Politik bereits seit Tagen angedeutet hatte, wurde am Freitagmorgen in Achensee bei einer Pressekonferenz von Bundesregierung und Landeshauptleuten Gewissheit: Österreich geht erneut in einen Lockdown – für Geimpfte und Ungeimpfte gleichermassen.

Genau das hatte man in Wien eigentlich vermeiden wollen; noch vor wenigen Wochen hatte Kanzler Alexander Schallenberg, sprachlich etwas ungelenk, mitteilen lassen, es werde keinen «Lockdown aus Solidarität mit den Ungeimpften» geben, nun kommt dieser doch: erst einmal für 20 Tage, bis zum 13. Dezember; für Ungeimpfte soll sich der Lockdown danach fortsetzen. Niemand habe das gewollt, betonte Bundeskanzler Alexander Schallenberg, «aber wir müssen der Realität ins Auge sehen».

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Damit gelten ab Montag dieselben Regeln, die schon aus früheren Lockdowns in jener Zeit bekannt sind, als noch keine Vakzine zur Verfügung standen: Das Verlassen der Wohnung ist nur für die Befriedigung von Grundbedürfnissen, Arzt- und Verwandtenbesuche, Arbeit oder Erholung erlaubt.

Nur Supermärkte und Geschäfte für den täglichen Bedarf bleiben geöffnet, Kultureinrichtungen und Indoor-Sportstätten werden geschlossen. Österreich verzeichnete am Donnerstag 14’212 Neuinfektionen – und damit eine der höchsten Infektionsraten in der EU.

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Die zweite wichtige Nachricht des Tages betraf ebenfalls alle Bürger: Ab Februar 2022 soll es eine generelle Impfpflicht gegen das Covid-Virus geben; ein entsprechendes Gesetz soll bis dahin beraten und beschlossen werden. Verfassungsrechtlich sei eine Impfpflicht möglich, sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Die Grünen), schliesslich habe es ja auch eine verpflichtende Pockenimpfung gegeben. Dies sei der «einzige Weg aus der Pandemie». Die Impfquote im Land liegt derzeit bei nur 66 Prozent.

Österreich ist damit Vorreiter in der EU mit einer Covid-Impfpflicht. In zahlreichen vor allem südeuropäischen Staaten ist die Impfquote so hoch, dass eine solche wohl nicht mehr nötig ist; andere Länder mit hohen Infektionszahlen, wie etwa Deutschland, befinden sich noch immer in der Diskussionsphase.

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Als «Attentat auf unser Gesundheitssystem» hatte zuvor Kanzler Schallenberg jene Kampagnen von Impfgegnern bezeichnet, die dazu beigetragen hätten, dass sich ein Drittel der Österreicher, trotz «monatelanger Überzeugungsarbeit», bis heute nicht hätten impfen lassen. Die Konsequenz daraus seien überfüllte Intensivstationen und grosses menschliches Leid.

FPÖ-Chef wirbt für Pferdemittel

Er bezog sich damit, ohne sie beim Namen zu nennen, auch auf Vertreter der FPÖ, darunter Parteichef Herbert Kickl. Dieser hatte sich demonstrativ nicht impfen lassen, ist derzeit mit einer Covid-Infektion in Quarantäne, hatte aber zuletzt für die Nutzung eines Entwurmungsmittels für Pferde geworben, mit dem man die Krankheit bekämpfen könne. Prompt meldeten Apotheken landesweit, dass das Mittel ausverkauft sei; einige Menschen, die dem Rat des FPÖ-Chefs gefolgt waren, landeten mit schweren Vergiftungserscheinungen im Krankenhaus.

Rasant steigende Infektionszahlen und die immer lauter werdenden Mahnungen von Medizinern vor überfüllten Intensivstationen, verschobenen Operationen, abgewiesenen Patienten und Triage-Bedingungen in den Krankenhäusern vor allem in den Bundesländern Salzburg und Oberösterreich hatten in den vergangenen Tagen zu einer heftigen Debatte über die politische Verantwortung für die aktuelle Lage geführt. Die Landeshauptleute von Salzburg und Oberösterreich, Wilfried Haslauer und Thomas Stelzer, hatten sich zuerst gegen einen Lockdown nur für ihre Länder gewehrt; nun lobte der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), der mit den niedrigsten Zahlen bundesweit aufwarten kann, dass alle jetzt «solidarisch» handelten, während sich Gesundheitsminister Mückstein für die zeitweilige Uneinigkeit in der Regierungskoalition entschuldigte.

Lockdown soll Weihnachtsfest ermöglichen

Nur eine Stunde nach der Bekanntgabe des allgemeinen Lockdown fand in Wien eine zweite Pressekonferenz statt, auf der die zuständigen Ressortchefs den Einsatz des «bewährten Instrumentenkoffers» ankündigten. Beschäftigte und Betriebe würden nicht «allein gelassen», Hilfsgelder bereitgestellt. Arbeitsminister Martin Kocher appellierte an alle Unternehmen, Homeoffice zu ermöglichen, um Kontakte zu reduzieren.

Finanzminister Gernot Blümel kündigte an, Ausfallbonus, Verlustersatz und Härtefallfonds kämen wieder zum Einsatz. Staatssekretärin Andrea Mayer sicherte Kunst und Kultur zu, man werde auch diesmal den «wirtschaftlichen Schäden entgegenwirken». Der Lockdown sei ein «Rückschlag» für alle Einrichtungen, die wieder zu einer gefühlten Normalität zurückgefunden, aber schon in den vergangenen Wochen aufgrund der wachsenden Unsicherheit über einen erneuten Besucherrückgang geklagt hätten.

Bundeskanzler Schallenberg hatte sich zumindest in einem Punkt auf der Pressekonferenz in Tirol am Morgen optimistisch gezeigt: Man verlange den Geimpften zwar sehr viel ab, aber zumindest Weihnachten könne und solle wohl ohne Lockdown stattfinden.