Max Küng hat CovidIch will nicht jammern, aber…
… der Kopf brummt wie nach einem Polterabend, zudem schweissiges Fieber und Murmeltierwinterschlafmüdigkeit. Aber kein Husten! Immerhin.
Ein Bett ist ein Bett ist ein Bett, vor allem, wenn man krank darin liegt und sich der Raum langsam zu drehen scheint. So dachte ich, just an jenem Tag, als ein neues Bettgestell und eine Matratze geliefert worden waren. Das Bett, in dem ich lag, es war also nagelneu! Ebenso die Matratze, die übrigens einen Frauennamen trägt, der mit E beginnt (nicht Emma!), und die ich also gleich testen durfte, da ein Corona-Remix, der ebenfalls mit E beginnt, mich niederstreckte. Perfektes Timing! Die Symptome sind etwas anders als gewohnt, die Palette wurde um ein paar Special Effects erweitert: Der Kopf brummt und surrt wie nach einem Polterabend, die Verdauung verwandelt sich derart, dass der Toiletten- zum rumpelnden Murgang wird, zudem schweissiges Fieber und Murmeltierwinterschlafmüdigkeit. Aber kein Husten! Immerhin.
Ein Bett ist ein Bett ist ein Bett, dachte ich auch, als ich mich schnellstmöglich erhob, um von dort zur Toilette zu rennen, doch ich durfte feststellen: Ein jedes Bett ist anders. In meinem Fall sind die Füsse des neuen Bettgestells an einem anderen Ort, nämlich weiter aussen. Und als ich beim hurtigen Umkurven des Bettes bei ebendiesem Bein aus Stahl mit dem kleinen Zeh einfädelte, knackste es. Ich sah Sterne. Aber: Ich jammerte nicht. Unterdrückte den Schrei. Denn ein Indianer kennt keinen Schmerz. So steht es bei Karl May, der zwar kein Indianer war und auch nie einen zu Gesicht bekam, aber über Schmerzen wohl Bescheid wusste, da er ja eben kein Indianer war.
Nun, eigentlich bin ich – wie eingangs erwähnt – krank, fiebrig. Doch ich hatte diese Kolumne bereits begonnen, als Eris über mich kam. Und da es in dieser Kolumne um Rugby geht, gibt es für mich keine Ausflüchte: Die Arbeit will getan sein. Klaglos. Denn bei Rugby geht es auch um den Karl-May-Spruch: kein Gejammer!
Ich kenne Rugby nur aus dem Fernseher: ein Haufen raufender Männer, die sich um einen Ball balgen, der nicht rund ist und folglich gerne dort hinspringt, wo er gerade hinspringen will. Grossartig! Zurzeit läuft gerade die Weltmeisterschaft in Frankreich, und obwohl ich mit dem Sport nicht sonderlich vertraut bin und nur hundert der tausend Regeln kenne, schaue ich jedes Spiel, denn die Sache ist überaus spannend. Vor allem scheint das Spiel intensiv zu sein. Das zeigt sich auch an der Dauer des WM-Turniers. Die letzte Fussball-WM spulte man mit 32 Teams innert weniger als einem Monat ab. Die Rugby-WM dauert fast doppelt so lange, obwohl nur 20 Nationen teilnehmen. Die Erholungszeit zwischen den Spielen muss länger sein.
Verglichen mit Rugby, scheint mir Fussball eine müde Sache. Vor allem aber hat Rugby gegenüber Fussball einen grossen Vorteil: Auf dem Spielfeld wird kaum lamentiert und diskutiert. Entscheidungen des Schiedsrichters werden ohne Murren akzeptiert. An der Seitenlinie sieht man keine Trainer gestikulierend herumhampeln und menschenunwürdige Affentänze aufführen. Während beim Fussball Schwalben und Sterbender-Schwan-Simulationsspiele eine eigene Kunstgattung darstellen, kennt man beim Rugby kein Theater. Es gilt als verpönt. Obwohl das auch nicht wirklich stimmt. Wenigstens was das Simulieren von Schmerzen anbelangt. Ein Spieler hat einmal auf die Frage, ob denn beim Rugby nicht auch dann und wann simuliert werde, geantwortet: Doch. Ganz oft sogar! Man simuliere, dass es nicht wehtue.
Von dieser Einstellung möchte auch ich mir einen Schnitz abschneiden, mich daran festhalten. Bis ich wieder gesund bin. Aber bis dahin ist ein Bett ist ein Bett ist ein Bett.
Max Küng ist Reporter bei «Das Magazin».
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