AboInterview zur «Ehe für alle»«Man kann schwul und gleichzeitig konservativ sein»
Nur weil Teile der SVP die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnen will, ist die Partei deswegen nicht gesellschaftsliberaler. Politologe Michael Hermann sagt, warum.
Herr Hermann, im Referendumskomitee gegen die «Ehe für alle» spielt die SVP eine führende Rolle. Allerdings gibt es in der Partei auch Befürworter, die nun mit einem Komitee lautstark auf sich aufmerksam machen. Wie überraschend ist das?
Michael Hermann: Es ist zumindest bemerkenswert, weil die SVP im Kern ja eine konservative Partei ist. Es ist aber auch nicht völlig überraschend. Bei kaum einem anderen Thema haben sich die Grenzen in der letzten Zeit derart stark verschoben. Die Positionen, die Werthaltungen sind dynamisch in Bewegung, nicht nur in der Schweiz, sondern überall in den westlichen Demokratien. Das hochkatholische Irland hat sich beispielsweise noch vor der Schweiz für die «Ehe für alle» ausgesprochen.