Mamablog: Kinder in der VorpubertätWarum ich das Pre-Teen-Alter abfeiere
Sie werfen mit Anglizismen um sich, lachen schallend über jeden Furz und brechen weinend zusammen, wenn sie auf der Skipiste frieren – unsere Autorin mag das Alter zwischen 10 und 12 mittlerweile richtig gern.
Vor der Familienphase, in der wir gerade stecken, hatte ich einen Heidenrespekt. Irgendwie konnte ich mir immer vorstellen, kleine Kinder und Teenager zu haben. Alles zwischendrin war eine neblige Landschaft, die ich lieber umgehen wollte. Dieses Zwischending – nicht mehr klein, aber auch nicht gross. Nicht mehr abhängig, aber auch nicht selbstständig. Primarschule. Ein Gegenüber, aber halt eines, das hinterherhinkt. Fährt schon Ski wie ein Profi, aber bricht weinend zusammen, wenn er friert. Will «richtige» Filme mitschauen und muss danach in meinem Bett einschlafen. Wandert auf die höchsten Gipfel, möchte aber weiterhin mit Süssigkeiten bestochen werden. Gefühlt gestern sagte einer noch, er wolle Leguan werden, wenn er gross sei. Heute werde ich gefragt, ob man die Sek A schaffen müsse, um Rettungssanitäter zu werden. Zweifelsohne eine anstrengende Sache für Eltern. Aber wie anstrengend muss das erst für die Kinder sein?
Auf und Ab im Stundentakt
Mittlerweile bin ich total verknallt in das Zwischending und feiere das Pre-Teen–Alter richtig ab. Ich gehe vor meinen kleinen Grossen auf die Knie für das, was sie jeden Tag durchmachen. Man stelle sich dieses Auf und Ab von Gefühlen vor. Das ständige Verschieben der Selbstwahrnehmung. Bedürftigkeit und Selberschaffenwollen wechseln sich stündlich, wenn nicht minütlich ab. Sie realisieren sehr wohl, dass sie den Jöö-Effekt langsam, aber sicher verlieren, egal wie alt sich die Seele gerade fühlt. All das müssen sie mit Körper, Herz und Verstand aushalten.
Beim letzten Geburtstag sass ein Rudel 11- und 12-Jähriger an unserem Tisch. Sie diskutierten Burger mampfend über die Frage «Was isch din gröschte FSK gsi, wo du scho häsch dörfe luege?», bedankten sich überschwänglich für das gute Essen und räumten alle ihr Geschirr ab. Sie schenkten Kino- und Altstadtgutscheine, verschwanden ins Zimmer «zum Musig lose», warfen mit Anglizismen um sich, lachten schallend über jeden Furz und ermahnten sich beim Fifa-Gamen gegenseitig, nicht so fies zueinander zu sein. Es war wunderbar. Ich hatte am Schluss fast einen kleinen Crush auf die surferfrisurentragenden Schmächtlinge.
Von Globi zu Snoop Dog
Anhand unserer Spotify-Playlists lässt sich auch mitverfolgen, wie die Kinder wachsen. Musik spielt bei uns eine wichtige Rolle und es war etwas hart, als sie anfingen, reinzufunken. Ich bin froh, muss ich immer seltener ganze Autofahrten lang dem selbstverliebten Globi zuhören. Als Kind entging mir, wie arrogant dieser Vogel daherkommt. Anfangs war mir der freche Kasperli noch lieber. Bis ich von den Kindern Antworten bekam wie: «Jaaja Mameli, tue du nume wiiter pützerle und schrübberle. Chürbischopf und Zwätschgegumfi – vilicht rumi dänn uf, vilicht au nöd.»
Gemeinsam zu Marius und die Jagdkapelle mitgrölen, finde ich nach wie vor toll. Irgendwann kamen die deutschen Hörspiele dazu. Im Moment wollen sie, wenn Geschichten, dann «TKKG kei Junior!», aber vor allem immer öfter einfach «Musig lose». Es gab ein paar Anfangsschwierigkeiten und einen kurzen, aber qualvollen Abstecher ins Aprés-Ski-Zelt. Ich fragte mich echt, was schiefgelaufen war, hatten wir doch die Jungs von klein auf mit guter Musik zugedröhnt. Stubete Gang und Lieder wie «Laila – schöner, jünger, geiler» bekamen Hausverbot und sie verloren zum Glück das Interesse. Jetzt sind wir gerade bei Snoop Dog und Eminem. Da mache ich auch wieder mit. Zugegeben: «Smoke weed everyday» aus einem Kindermund gesungen klingt unpassend. In meiner Vorstellung werden meine Söhne natürlich weder täglich kiffen, noch in der Welt herumschlafen und frauenverachtende Sprüche von sich geben. Müsste ich jedoch wählen, würde ich Ersteres vorziehen. Aber lassen wir das. Ab und zu schleicht sich schon ein kuscheliger R`n`B-Song in die Playlist und ich ahne eine nächste Episode.
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