Luxusmarken geben der Uhrenmesse eine letzte Chance
Tag Heuer, Zenith und Hublot bleiben der Baselworld vorerst treu. Ob sie ab 2021 weiterhin dabei sind, ist abhängig vom neuen Konzept.
Mit Ach und Krach konnten die Organisatoren Ende März die diesjährige Ausgabe der Baselworld durchführen. Die Rückzieher von bedeutenden Uhrenherstellern wie der Swatch Group und Corum stürzten die internationale Leitmesse für Uhren und Schmuck in eine Krise. Vor allem kleine Aussteller blieben wegen der fehlenden Sogwirkung der abwesenden renommierten Marken dem Anlass fern. Die Zahl der Besucher brach gegenüber 2017 um ein Fünftel ein.
Noch am letzten Messetag kam deshalb die Frage auf, ob die Baselworld im kommenden Jahr überhaupt noch stattfindet. Das Thema erhielt diesen Frühling neuen Auftrieb durch weitere Hiobsbotschaften. Mitte April kündigte die Fliegermarke Breitling an, auf eine Teilnahme an der Baselworld Ende Mai 2020 zu verzichten.
Trotzdem sagt Messesprecher Mathias Menzel: «Es spricht nichts gegen eine weitere Ausgabe der Uhrenmesse im kommenden Jahr.» Den endgültigen Entscheid trifft der neue Messedirektor Michel Loris-Melikoff aber erst im Sommer. Die Redaktion Tamedia weiss: Die Akquise hat begonnen. Die Baselworld unterbreitet den Ausstellern ihre Angebote, etwa für die Standmieten.
Die Uhrenmarken prüfen die Offerten und versuchen zu feilschen, falls sie dies für nötig erachten. Szenenkenner sagen, dies sei eine der heiklen Phasen. Der Fall der Swatch Group habe gezeigt, dass sich grosse Aussteller heute nicht mehr scheuen, kurzfristig einen Rückzieher zu machen, wenn sie unzufrieden seien.
Zenith, Hublot & Co sind dabei
Für Zuversicht in Basel sorgt die Zusage der Uhrenmarken des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH: Tag Heuer, Zenith und Hublot haben Ende April ihre Teilnahme für 2020 offiziell bestätigt. «Das gibt uns grosse Sicherheit», sagt Messesprecher Menzel.
Denn mit LVMH bleibt ein vierter Publikumsmagnet der Baselworld treu. Ebenfalls dabei sind Rolex, Chopard und Patek Philippe. Rolex hat sogar vor, den Messeauftritt auszubauen. Der Uhrenhersteller mit der Krone im Logo präsentiert erstmals seine Zweitmarke Tudor an einem eigenen Stand.
«Wir haben berücksichtigt, dass die Baselworld eine schwierige Phase durchläuft und sich die Krise durch unseren Weggang verschärfen würde.»
Mit dem Entscheid zugunsten der Baselworld spielte LVMH das Zünglein an der Waage. Branchenbeobachter vermuten, dass ein Rückzug der Franzosen das vorzeitige Aus der Uhrenmesse bedeutet hätte. Zenith-Chef Julien Tornare räumt ein, dass die unfreiwillige Rolle des Schiedsrichters bei den Überlegungen eine Rolle gespielt habe. Man sei in erster Linie im Interesse der Marken geblieben, sagte er der Westschweizer Zeitung «Le Temps».
«Wir haben aber auch berücksichtigt, dass die Baselworld eine schwierige Phase durchläuft und dass sich die Krise durch unseren Weggang verschärfen würde.» LVMH habe der Uhrenmesse eine Chance geben wollen. Tornare sitzt für den Konzern im Ausstellerkomitee der Baselworld.
Markenchefs uneins
Dem Vernehmen nach waren aber nicht alle Markenchefs von LVMH für eine erneute Teilnahme an der Baselworld. Zumindest Bulgari-Chef Jean-Christophe Babin hatte in einem Interview mit dem Westschweizer Wirtschaftsmagazin «Bilan» laut darüber nachgedacht, der Uhrenmesse den Rücken zu kehren. Erst ein Machtwort von Stéphane Bianchi, Chef der LVMH-Uhrensparte, soll die Markenleiter auf Linie gebracht haben. Wie es heisst, will Bianchi damit den Zusammenhalt des Uhrenbereichs stärken.
Die Zusage von LVMH bedeutet für die Messe jedoch nur eine kurze Verschnaufpause. Die Franzosen werden im kommenden Jahr Bilanz ziehen und entscheiden, ob sie ab 2021 weiterhin dabei sind. Ausschlaggebend wird sein, wie überzeugend Messedirektor Loris-Melikoff die angekündigte Modernisierung der Baselworld umsetzt.
Künftig gibt es mehr Showbühnen, die Kommunikation über soziale Medien soll ausgeweitet und neue digitale Dienstleistungen angeboten werden. So will die Messe vor allem kleinere Aussteller in Marketingfragen unterstützen, und über den elektronischen Concierge können Flüge, Hotels, Restaurants oder Treffen reserviert und arrangiert werden.
Aktionäre misstrauen dem Verwaltungsrat
Die Turbulenzen um die Baselworld erfassen auch die Messebetreiberin MCH Group. An der Generalversammlung haben 12,05 Prozent der Aktionäre dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung die Decharge verweigert – ein Zeichen des Misstrauens.
Auch politisch gerät MCH unter Druck. Der Verlust im abgelaufenen Geschäftsjahr und zusätzliche Abschreibungen riefen in Basel-Stadt die Grünliberalen auf den Plan. Der Kanton und damit die dortigen Steuerzahler sind mit einem Drittel an MCH beteiligt. Grossrat David Wüest-Rudin forderte in einem Vorstoss die Kantonsregierung dazu auf, ihre Strategie offenzulegen.
Unter anderem wollte Wüest-Rudin wissen, ob sich Basel-Stadt aus der MCH Group zurückziehen wolle. In ihrer Antwort hält die Kantonsregierung fest, dass sie an der Beteiligung festhalte.
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