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Multitalent Lulu Sun
Die nächste Schweizer Tennishoffnung spricht Chinesisch

Lulu Sun of Switzerland plays a forehand return to Varvara Gracheva of France at the ASB Tennis Classic in Auckland, New Zealand, Thursday, Jan. 4, 2024. (David Rowland/Photosport via AP)
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Das Schweizer Tennis ist im Umbruch. Und da ist zu Beginn dieses Jahres eine neue Schweizer Hoffnung aufgetaucht: Lulu Sun, 22-jährig, die Mutter aus China, der Vater Kroate, aufgewachsen in Neuseeland, Florida und im beschaulichen Dorf Founex am Genfersee, unweit von Nyon. In Auckland bestritt sie Anfang Jahr als Qualifikantin ihr erstes WTA-Turnier, am Australian Open überstand sie gleich im ersten Anlauf die Qualifikation für ein Grand-Slam-Turnier, wo sie in der Nacht auf Dienstag die Italienerin Elisabetta Cocciaretto (WTA 66) fordert.

«Eine wunderbare Geschichte», sagt Alessandro Greco, der Leiter Spitzensport bei Swiss Tennis. «Sie verfolgt ihr eigenes, privates Projekt, aber wir unterstützen sie schon seit längerem finanziell und sind für sie da, wenn sie etwas braucht. Sie hat nun das College abgeschlossen und ein gutes Team zusammengestellt.» Ihr Coach ist seit zwei Monaten der Slowake Vlado Platenik, der 2017 von Juni bis Oktober Belinda Bencic betreute und schon andere Topspielerinnen wie Daria Kasatkina und Dominika Cibulkova trainiert hat.

Wegen der Schule in die Schweiz

Sun hat in ihren jungen Jahren schon viel von der Welt gesehen. Als sie fünf war, zog ihre Familie von Neuseeland nach Florida, wo sie in der Bollettieri-Akademie mit dem Tennis begann. Mit acht kam sie mit ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester Phenomena in die Schweiz. «Wegen der Schulbildung», sagt ihr Manager Stéphane Gurov von der Pariser Agentur Top Five. «Die Schulbildung ist der Familie sehr wichtig.»

Der leibliche Vater, dessen Namen sie bis vor einigen Jahren noch trug (Radovcic), ist nicht mehr involviert. Dafür hat ihr Stiefvater Sinclair Hoffmann eine wichtige Rolle in der Karriere von Sun übernommen. Diese spricht perfekt Englisch, Chinesisch und Französisch und ein paar Brocken Deutsch. Sie ist ohnehin ein Multitalent, schloss ihre College-Ausbildung an der Universität Texas in drei statt vier Jahren ab und führte nebenbei das Tennisteam zum Titel. Ihr Hauptfach liegt für sie, die so multikulturell geprägt ist, auf der Hand: Internationale Beziehungen.

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Seit 2018 besitzt Sun neben dem neuseeländischen und dem kroatischen auch den Schweizer Pass und spielt für die Schweiz. Als sie kürzlich in Auckland brillierte, schrieben die lokalen Medien, sie erwäge, künftig wieder für ihr Geburtsland zu spielen. «Wir würden sie natürlich gerne bei uns behalten», sagt Alessandro Greco von Swiss Tennis. «Sie hat alle Voraussetzungen für eine Top-100-Spielerin.» Zumal sie ihre Gegnerinnen als Linkshänderin vor ungewohnte Probleme stellt.

Wenn Sun so weiterfahre, sei sie bald ein Thema für das Schweizer Team am Billie-Jean-King-Cup, sagt Captain Heinz Günthardt. Am 12. und 13. April empfängt dieses die Polinnen, es geht um die Qualifikation fürs Finalturnier vom November. Doch eben: Liebäugelt Sun mit einem Wechsel zu Neuseeland? Ihr Manager sagt: «Dieses Thema wurde in Auckland von den Medien lanciert. Für sie kommt das nicht ernsthaft infrage. Die Zusammenarbeit mit Swiss Tennis ist sehr gut.»

«Sie hat exzellente Manieren»

Diese Worte dürften Greco freuen. Er ist angetan von der Seriosität, mit der Sun ihre Karriere vorantreibt: «Sie ist hochintelligent, diszipliniert und zielgerichtet. Und sie wurde sehr gut erzogen. Sie hat exzellente Manieren.» Sun ist eine angriffige Grundlinienspielerin. Nicht besonders spektakulär, aber konstant. Und kämpferisch. In der Qualifikation in Melbourne liess sie sich in Runde 2 gegen die Südkoreanerin Jang Su-jeong (WTA 156) auch von einem 0:4 im dritten Satz nicht entmutigen und gewann die letzten sechs Games. 

Mit 22 zählt sie nicht mehr zu den Jüngsten auf der Tour. Doch inzwischen sieht man immer mehr College-Absolventinnen und -Absolventen im Profitennis. Die Erfahrungen, die sie sich neben dem Court aneigneten, können für ihre Tenniskarriere durchaus wertvoll sein.

«Jede entwickelt sich in ihrem eigenen Tempo», sagt ihr Manager Gurov. «Die Qualität war immer da. Sie war eine Topjuniorin. Jetzt hat sie auch die richtigen Leute gefunden.» Unter Platenik hat sie jüngst intensiv am Aufschlag gearbeitet. In den drei Spielen der Qualifikation schlug sie 19 Asse – ein respektabler Wert im Frauentennis.

Bei den Juniorinnen war Sun in den Top 10 der Welt. 2019 stand sie in Melbourne mit 17 im Viertelfinal des Juniorenturniers, nun ist sie bei den Grossen angekommen. Sie sei eher scheu, sagt sie. Aber sie weiss, was sie will: «Ich möchte nun vermehrt WTA-Turniere spielen und in diesem Jahr an allen vier Grand Slams dabei sein.» Der Anfang ist geschafft.