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Loredana im Interview
«Ich lebte sehr ungesund, von Zigaretten und Red Bull»

«Ich lebte sehr ungesund, von Zigaretten und Red Bull»: Loredana wog nach eigenen Angaben bei knapp 1,70 Meter Körpergrösse nur noch 43 Kilogramm.
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Die Schlüsselstellen kommen ab Seite 112: «Ich bin der festen Überzeugung, dass es daran liegt, dass ich eine Vagina habe. Dass ich eine Frau bin», heisst es da. 2019 hatte sich Loredana von ihrem damaligen Ehemann, dem Rapper Mozzik, getrennt. Über die Gründe schwiegen sich die beiden aus, doch die Öffentlichkeit urteilte schnell und hart: Loredana muss schuld sein.

«Er wurde nicht im Internet zerfleischt und gehatet, beschimpft und beleidigt, so wie ich», schreibt Loredana im Buch «Als mein Herz brach», in dem sie die Trennung und die Zeit danach aufarbeitet. Auf den insgesamt 192 Seiten, die auch mit viel Weissraum gefüllt sind, schildert sie nun ihre Seite der Geschichte.

Das Buch, an dem sie «von Anfang bis Ende selbst mitgeschrieben hat», erscheint in einer Zeit, in der die 29-Jährige nicht mehr für Schlagzeilen sorgt. Das viel beachtete Betrugsverfahren wurde vor über vier Jahren eingestellt, Loredana veröffentlicht weiter Musik, aber ohne Rekorde zu brechen.

Jetzt stellt sie sich also wieder ins Rampenlicht. Hier erklärt Loredana, weshalb.

Loredana, warum teilen Sie diese Geschichte? Warum genau diese?

Ich habe nicht wirklich Zeit gehabt, gewisse Dinge zu verarbeiten, weil ich viel arbeite. Es war an erster Stelle eine Therapie für mich.

Und was noch?

Die Menschen kennen mich nicht, wie ich wirklich bin, und das ist auch gut so. Aber ich will nicht, dass kleine Mädchen denken, dass mein Leben immer super ist und ich nie Liebeskummer hatte. Und dass ich das ganze Chaos, das auf mich einprasselt, einfach so an mir vorbeiziehen lasse. Das ist nicht der Fall. Ich habe gelitten. Jetzt, wo es ein Happy End gibt, war ich bereit, darüber zu schreiben. Ich wollte kein Depri-Buch schreiben, das kein Happy End hat.

Loredana erzählt erstmals, wie schlecht es ihr nach der Trennung von Mozzik ging.

Sie erwähnen Ihre weiblichen Fans. Ihre eigene Tochter wird bald 6 Jahre alt. Hat sie die Entscheidung beeinflusst?

Nein, das war nicht wichtig. Wie ich öffentlich wahrgenommen werde, ist so eine Fifty-fifty-Sache. Zur Hälfte werde ich negativ gesehen. Die andere Hälfte sind die, die mich am Laufen gehalten haben. Meine Tochter Hana braucht kein Buch, um zu verstehen, was für ein Mensch ich bin. Sie erlebt mich im Alltag genug, um einschätzen zu können, was für eine Mutter sie hat. Um sie mache ich mir gar keine Sorgen. Für sie versuche ich auch nicht, nach aussen die Superheldin zu spielen, das ist nicht mein Job. Ich versuche für die Fans da zu sein, die geblieben sind. Ich will vor allem jungen Frauen klarmachen: Egal, wie stark ich nach aussen gewirkt habe, zu Hause habe ich gelitten.

Sind unter Ihren Fans denn besonders viele junge Frauen?

Ich habe eine gemischte Fanbase. Viele Mütter mit kleinen Kindern sind dabei, Frauen in meinem Alter, auch solche Ü-40. Gewisse Songs hören sogar mehr Jungs. Aber am stärksten vertreten sind die Frauen von 18 bis 25 Jahren.

Im Buch sind Sie mit der Trauer und der Angst sehr allein. Haben Sie sich nie professionelle Hilfe geholt?

Ich war ein paarmal bei einem Psychologen. Aber da habe ich mich verarscht gefühlt. Ich habe sehr viel von mir erzählt und am Ende keine Hilfe bekommen. Sein Rat war: Sie müssen das einfach alles rauslassen. Da dachte ich: Ja gut, ich schreibe lieber ein Buch.

Loredana Zefi of Switzerland performs during the Openair Frauenfeld music festival, on Wednesday, July 6, 2022, in Frauenfeld, Switzerland. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)

Soll das Buch eigentlich ein Ratgeber sein? Sie wenden sich in jedem Kapitel an die Leserschaft.

Ich will einfach, dass junge Frauen nicht die gleichen Fehler begehen wie ich. Meine Fehler waren relativ gross.

Welche Fehler meinen Sie?

Ich liess mich fressen von der Angst. Ich bin zu Hause geblieben und nicht mehr rausgegangen. Was irgendwann fast zur Magersucht geführt hat. Ich habe sehr ungesund gelebt, von Zigaretten und Red Bull. Gott sei Dank waren es keine Drogen und Alkohol, es hätte auch so enden können.

Und wie sind Sie da wieder rausgekommen? Das wird im Buch nicht klar.

Aus eigener Kraft.

Sie wurden nach der Trennung online massiv beschimpft. Was Sie endgültig zur Feministin gemacht hat, oder?

Ich mag den Stempel nicht so, obwohl es natürlich etwas Gutes ist, für die Frauen einzustehen. Ganz ehrlich, ich habe es in der Musikbranche leicht gehabt. Ich musste nicht kämpfen, damit ich in dieser Männerdomäne einen Platz erhalte. Ich habe es immer sehr gut mit den Jungs gehabt, sie haben mich alle akzeptiert und respektiert. Und so habe ich mich auch gefühlt, bis die Trennung kam. Wir haben nie kommuniziert, weshalb wir uns getrennt haben. Aber alle haben mir die Schuld gegeben. Da habe ich dann gemerkt: Okay, Scheisse, das liegt daran, dass ich eine Frau bin. Das gebe ich sehr ungern zu.

Weshalb ungern?

Ich versuche, mich gleich zu sehen wie ein Mann, und gehe einfach davon aus, dass wir die gleichen Rechte haben. Aber bei der Trennung habe ich es gemerkt: Klar, ich bin eine Frau. Jetzt muss ich damit zurechtkommen, dass ich schuld bin an der Trennung, dass ich die schlechten Kommentare abkriege. Das hat etwas verändert bei mir.

"Jetzt gibt es ein Happy-End": Loredana mit ihrem Freund, Fussballer Karim Adeyemi.

Gehen Sie heute mit Kommentaren auf Social Media anders um? Lesen Sie weniger?

Nein. Ich lösche auf meinen Kanälen immer noch Kommentare und blocke Menschen, die nichts Besseres zu tun haben, als Hass zu verbreiten. Dafür nehme ich mir gerne Zeit. Umgehen kann ich damit ganz gut. Wobei es verschiedene Kommentare gab, die mir sehr zu Herzen gegangen sind. Es hat Grenzen, etwa wenn es um meine Tochter und um meine Familie geht. Dann kann es brennen bei mir. In dieser Position bin ich nicht gerne.

Was hilft Ihnen da, was machen Sie dann?

Nichts. Ich versuche, zu überleben. Helfen würde es, die Menschen vors Gesicht zu kriegen, die solche Kommentare schreiben, und dann mit ihnen zu diskutieren.

«Scheidung gab es nicht in unserer albanischen Familie», schreiben Sie im Buch. Ihrer Mutter haben Sie zunächst auch nichts vom Ende der Ehe erzählt. Warum?

Mozzik und ich waren verheiratet, in unserer Kultur gilt da eine Trennung als schlimm. In meiner Familie wurde zum Teil auch schlecht über mich geredet, da gab es schon Druck. Aber letztlich sagte meine Mutter: «Wenn du glücklich bist, dann ist es okay.» Ich habe zu Hause schon immer gegen die Regeln verstossen, was die Kultur angeht. Da stehe ich drüber.

Ihre Streamingzahlen sind nicht mehr so hoch wie früher. Was erhoffen Sie sich aus kommerzieller Sicht vom Buch?

Ich wusste, dass es wohl viele Mädchen und junge Frauen interessieren wird, wenn ich darüber schreibe, wie es mir die letzten Jahre in der Liebe ging. Die Vorbestellungen haben aber die Erwartungen übertroffen.

Nach all der Selbstbetrachtung. Haben Sie denn herausgefunden, was gegen Herzschmerz hilft?

Zuerst einmal: keine Angst zu haben vor der Trennung. Und dann keine Angst zu haben vor der Situation, die nach der Trennung kommt.

Das Cover zu "Als mein Herz brach" von Loredana.