AboWas wir lesen ILjudmila Ulitzkaja: «Eine Seuche in der Stadt»
Vor gut vierzig Jahren schrieb die studierte Genetikerin eine Erzählung, die wieder aktuell ist.
Der irrste Dialog steht auf der vorletzten Seite: «Was war das, Serjosha?», fragt die Frau eines Moskauer Amtsarztes. Der ist eben wieder nach Hause gekommen, nachdem er von einer Spezialeinheit abgeholt worden war. Doch die Männer waren nicht gekommen, um ihn in den Gulag zu stecken, wie das zu jener Zeit, wir sind im Jahr 1939, üblich war. Sie holten ihn, weil er mit einem Labormediziner in Kontakt gewesen war, der um ein Haar das ganze Land, vielleicht sogar die ganze Welt, mit einer tödlichen Seuche überzogen hätte. Der Arzt kommt also nach Hause und antwortet seiner Frau: «Dina, es war die Pest. Nur die Pest!»