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Literatur und Kritik im Gespräch

Laura Basso, Redaktorin von «delirium».

Eine grosse, gleissende Vier prangt auf dem Titelbild der aktuellen, vierten Ausgabe des Magazins «delirium». Durch die Vier hindurch radelt eine junge Frau und liest die dritte Ausgabe. Das Motiv zeigt die erste Grundidee des illustrierten und attraktiv gestalteten Magazins an: Die literarischen Beiträge sollten an Texte aus den Vorgängerausgaben anknüpfen. Jedem literarischen Beitrag ist im selben Heft eine Kritik nebenangestellt. Das ist die zweite Besonderheit von «delirium». Das Magazin soll Literatur und Kritik miteinander ins Gespräch bringen, erklärt Mitgründer und Redaktionsmitglied Fabian Schwitter.

«Historisch gesehen ist das ja nichts Neues», sagt der Literaturwissenschaftler, «aber im heutigen Literaturbetrieb gibt es das sonst nirgends.» Klassischen Rezensionen kann er wenig abgewinnen. «Wir wollen nicht ein einmaliges Urteil fällen, sondern einen offenen Diskurs anstossen.» Auch die Leser sind ausdrücklich eingeladen, sich zu äussern, etwa mit einem Beitrag in der Rubrik «Reinreden».

Wichtige Verknüpfungen

Die Idee zu «delirium» entwickelte eine Gruppe von Literaturstudenten an der Universität Zürich vor rund zwei Jahren. Das Heft erscheint halbjährlich, die Druckkosten werden teilweise aus universitären Geldtöpfen bezahlt. Die Redaktion kooperiert heute zudem mit dem Zürcher Zen­trum Karl der Grosse, wo sie literarische Veranstaltungen durchführt.

Unzufrieden ist Schwitter mit dem Umstand, dass viele Autoren Texte einschicken, die nicht dem Konzept entsprechen, an die Vorgängerausgaben anzuknüpfen. «Die Autoren sehen sich lieber als autonome Genies, die sich ganz von ihren eigenen Ideen leiten lassen.» Offenbar sei es für die meisten zu viel verlangt, ihre Fantasie im Kontext des «delirium»-Projekts spielen zu lassen.

Nicht nur den Autoren, auch den Lesern verlangen die jungen Magazinmacher einiges ab. Die intertextuellen Bezüge zwischen den halbjährlich erscheinenden Nummern stechen nicht ins Auge – sie werden von der Redaktion nicht hervorgehoben. Eine solche Handreichung überlegt sich das Redaktionskollektiv einzuführen, wie Redaktionsmitglied Laura Basso sagt.

Die Studentin möchte überhaupt, dass «delirium» zugänglicher wird. In der aktuellen Aus­gabe kritisiert sie einen Beitrag Schwitters. Sie wirft ihrem Kollegen eine herablassende Haltung und besserwisserisches Geschwafel vor. «Weg von unnötig komplexen akademischen Überschraubungen hin zur Zugänglichkeit», fordert sie.

Internetpräsenz ausbauen

Sie wolle kein Magazin, in dem Literaturwissenschaftler bloss für ihresgleichen schrieben, sagt Basso im Gespräch. Die Kritik soll einordnen und sie müsse begründet sein, doch so, dass ihr jeder interessierte Leser folgen könne.

Möglich also, dass sich künftig, mit Basso und einer Reihe von neuen Köpfen im Redaktionsteam, ein paar Dinge ändern werden. Schwitter, der bisher eine starke Rolle spielte, will kürzertreten. Einerseits, weil der Doktorand als werdender Vater streng mit seiner Zeit haushalten muss, und andererseits, weil er Platz für jüngere Generationen machen will, wie er sagt.

Eine Entwicklungsdimension, die Schwitter nur zu gern seiner Kollegin überlässt, ist die digitale. Obwohl «delirium» mit dem Ideal der Partizipation aller Leser eigentlich bestens ins Internet passen würde, drehte sich bisher fast alles um das Printmagazin.

Basso und ihre Kollegen wollen nun ihre Internetpräsenz ausbauen. Die Leser sollen direkt auf die Texte antworten können. Social Media, Blogs und Newsletter sollen, nebst den Events, das Projekt «delirium» während des Wartens auf die nächste Ausgabe am Laufen halten.

SDA/Florian Bissig