Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Lindt & Sprüngli mit Rekordumsatz
«Schokolade war jahrelang zu billig»

Maître Chocolatier Stefan Bruderer präsentiert die limitierte Lindt Dubai-Schokolade in Kilchberg, 2024. Hände halten eine Schokoladentafel.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk
In Kürze:
  • Die Kakaopreise haben sich in den letzten Jahren stark erhöht.
  • Lindt-&-Sprüngli-CEO Lechner meldete dennoch einen gesteigerten Umsatz.
  • Die Dubai-Schokolade sorgte dank Medienberichten für immense kostenlose Werbung.
  • Die Preise für Lindt-Produkte wie Oster-Goldhasen werden voraussichtlich weiter steigen.

Eigentlich müsste es den Chocolatiers von Lindt & Sprüngli richtig mies gehen. Der Kakaopreis hat sich in den vergangenen zwei Jahren zeitweise mehr als vervierfacht, aktuell kostet die Tonne Kakao rund dreimal mehr als im langjährigen Durchschnitt. Dazu ist die Konsumentenstimmung weltweit gedrückt, die Leute schauen vermehrt aufs Geld. Es gibt bessere Voraussetzungen, um Lindorkugeln und Goldhasen zu verkaufen.

Doch am Hauptsitz des Schokoladenherstellers in Kilchberg am Zürichsee warten keine traurigen Männer und Frauen in weissen Hüten unter dem Schokoladenbrunnen. Stattdessen tritt CEO Adalbert Lechner vergnügt auf die kleine Bühne, um die Jahreszahlen zu verkünden. Dazu ertönt Musik, die direkt aus dem Film «Charlie und die Schokoladenfabrik» kommen könnte. 

Lindt & Sprüngli hat es erneut geschafft, den weltweiten Umsatz zu steigern, auf fast 5,5 Milliarden Franken. Ein Wachstum von 5,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Reingewinn beträgt 672 Millionen Franken, die operative Marge erhöhte sich auf 16,2 Prozent. 

Grössere Nachfrage nach Schokolade trotz gestiegener Preise

Das gute Ergebnis erklärt Lechner vor allem damit, dass Lindt auf der ganzen Welt wachsen konnte. Egal ob in der Schweiz, Deutschland, Mexiko oder Japan: Überall gaben die Leute mehr Geld aus für Lindt-Schokolade als noch im Jahr davor – und das, obwohl sie mehr kostete.

Denn um die höheren Preise für die Rohstoffe zu kompensieren, erhöhte der Konzern die Preise im Schnitt um 6,3 Prozent. Der Grund dafür, dass der Kakaopreis in den vergangenen Jahren so stark angestiegen ist, sind unter anderem schlechte Wetterbedingungen und Krankheiten, welche die Kakaobäume befallen. Aber auch Rohstoffspekulanten dürften ihren Teil dazu beigetragen haben

Von den gestiegenen Kosten gebe Lindt & Sprüngli nur einen Teil weiter an die Konsumenten, sagt CEO Lechner. Dabei verweist er auf die überproportional gestiegenen Materialkosten. Den Vorwurf, seine Firma habe die Marge durch überzogene Preissteigerungen erhöht, weist er weit von sich. Diese sei vielmehr auf zahlreiche Effizienzsteigerungen zurückzuführen. 

Lindt gewinnt teuren Rechtsstreit

Geld in die Schokoladen-Kasse gespült hatte im vergangenen Jahr auch ein Gerichtsverfahren in den USA. 2018 kam es mit einem amerikanischen Logistikunternehmen zu einer Auseinandersetzung, weil dieses gemäss amerikanischen Medienberichten die Lindt-Schokolade nicht rechtzeitig für die Festtage ausgeliefert hat. Lindt behauptete, dadurch einen Schaden in Millionenhöhe erlitten zu haben. Vor knapp einem Jahr hat ein US-Gericht der Schweizer Firma eine Entschädigung von insgesamt 33 Millionen Dollar zugesprochen. 

Ein weiteres Verfahren in den USA ging für Lindt & Sprüngli glimpflich aus. Im vergangenen November wurde bekannt, dass dem Schokoladenhersteller in einer Sammelklage in Kalifornien vorgeworfen wurde, falsches Marketing zu betreiben. Er habe nicht angegeben, dass in manchen seiner Produkte Schwermetalle vorkämen. Auch hier konnte Lindt sich aussergerichtlich einigen. In den Worten von Adalbert Lechner: «Wir konnten die Sache für wenig Geld regeln, weil die Anschuldigungen völlig falsch waren.»

Neue limitierte Lindt Dubai-Schokolade, vorgestellt von Maître Chocolatier Stefan Bruderer in Kilchberg. Zu sehen sind die Verpackung und Zutaten wie Pistazien auf einem Tisch.

Lieber spricht Lechner über den «Höhepunkt des Jahres», den Hype um die Dubai-Schokolade. Angestossen von Social-Media-Influencern, entstand innerhalb kürzester Zeit weltweit eine grosse Nachfrage nach Schokolade, die mit Pistazien und Engelshaar gefüllt ist. Die Schweizer Chocolatiers sprangen auf und verkauften in ihren Läden eine limitierte Anzahl handgemachter Tafeln. Vor allem Junge standen im November stundenlang in der Kälte an, um sich eine davon zu sichern. 

Die Einnahmen durch die Dubai-Schokolade hätten auf das Betriebsergebnis zwar «null» Einfluss gehabt. Den Wert der erhaltenen Gratiswerbung durch die zahlreichen Medienberichte (auch diese Redaktion berichtete) bezifferte Lechner auf über 100 Millionen Franken.

In diesem Jahr will Lindt & Sprüngli mit dem Verkauf von «Dubai Style»-Schokolade richtig Geld verdienen. In der Schweiz wird es die Schokolade zuerst exklusiv bei Coop geben. 

Goldhasen sollen rund zehn Prozent teurer werden

Doch Lechner hat auch schlechte Nachrichten für die Kundschaft: Die Preise dürften dieses Jahr weiter steigen. Die Oster-Goldhasen etwa dürften rund zehn Prozent teurer werden als im Vorjahr. Der CEO geht jedoch nicht davon aus, dass dies zu weniger Verkäufen führen wird.

Dr. Adalbert Lechner, Group CEO von Lindt & Sprüngli, bei der Bilanz-Pressekonferenz in Kilchberg vor einem beleuchteten Hintergrund mit Lindt & Sprüngli-Logo. Foto von André Springer.

Lindt-Schokolade sei ein exklusives Produkt, das man sich gönne. Ausserdem würden sich die meisten Leute nicht daran erinnern, wie viel sie vor einem Jahr für einen 100-Gramm-Goldhasen bezahlt hätten. «Schokolade war jahrelang zu billig.»

Dass die Preise erneut steigen werden, begründet Lindt mit den Rohstoffpreisen. Diese würden sich zwar langsam normalisieren. Doch für die jetzige Produktion habe man zu den sehr hohen Preisen der Vorjahre einkaufen müssen.