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Letzte Hoffnung für Biker und Reiter ist versiegt

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Der Sihlwald soll geschützt werden, vor allem in der Kernzone. So sollen ab Januar auf der Bachtelenstrasse, eigentlich mehr Weg als Strasse, nur noch Fussgänger unterwegs sein.
Vorstoss bleibt ohne Erfolg: Der Kantonsrat spricht sich für die Schliessung von Velo- und Reitweg im Sihlwald aus.
Seit dem 1. Januar ist die Bachtelenstrasse im Sihlwald für Biker und Reiter gesperrt.
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Der Zürcher Regierungsrat empfahl es, der Kantonsrat beschloss es: Die Bachtelenstrasse in der Kernzone des Sihlwaldes bleibt nur für Fussgänger geöffnet, für Reiter und Velofahrer ist der Zutritt seit dem 1. Januar verboten. Mit dieser Massnahme soll der Sihlwald in der Kernzone des Schutzgebiets besser geschützt werden.Mit einem dringlichen Postulat wollten die drei Kantonsräte Urs Waser (SVP, Langnau), Farid Zeroual (CVP, Adliswil) und Rico Brazerol (BDP, Horgen), dass der 2,5 Kilometer lange Waldweg weiterhin auch für Biker und Reiter offen bleibt. Der Zürcher Kantonsrat sprach sich am Montagmorgen mit 98 zu 69 Stimmen bei einer Enthaltung gegen den Vorstoss aus. Es ist das voraussicht­liche Ende eines jahrelangen Streits.

Der Abstimmung ging eine kurze, aber intensive Debatte im Kantonsrat voraus. Uneinig waren sich die Parlamentarier vor allem über den Einfluss von Bikern und Reitern auf das Ökosystem. «Der Naturschutz ist höher zu gewichten als das Interesse der Spassgesellschaft», sagte denn Jonas Erni (SP), Wädenswiler Stadtrat sowie Mitglied der Swiss Rangers.

Postulant Urs Waser stellte die Wirkung des Fahr- und Reitverbots aber infrage. Es gebe weder Zahlen noch Studien, die belegen, dass Fahrräder und Pferde auf der Bachtelenstrasse einen grösseren Einfluss auf die Natur haben als Fussgänger mit Hunden.

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Die Bachtelenstrasse im Sihlwald: Hier gilt das Velo- und Reitverbot.

Die Fragen um das Label

Waser gab zu bedenken, dass Bewohner der Anrainergemeinden das Fahrrad ins Auto verladen und in weiter entfernte Wälder fahren würden, was die Umwelt mehr belasten würde. Auch Reitställe in Langnau müssten ihren Standort überdenken, da der Sihlwald durch die Sperrung der Bachtelenstrasse weniger attraktiv werde. «Das Verbot sticht den Direktbetroffenen direkt ins Herz, respektive ins Portemonnaie», sagte Waser. Damit spielte er auf die Bussen und Schreibgebühren von insgesamt 530 Franken bei einem Verstoss an.

«Wir müssen dem Ökosystem freien Lauf lassen.»

Davide Loss (SP), Präsident des Grossen Gemeinderates Adliswil

Für Davide Loss (SP), Präsident des Grossen Gemeinderates Adliswil, sind die elementaren Grundsätze des Naturschutzes nicht verhandelbar: «Wir müssen dem Ökosystem freien Lauf lassen.» Gemäss Judith Bellaiche (GLP Kilchberg) hätte das Postulat gar «das Herz des Schutzgebietes zerrissen.» Mehrere Parlamentarier verwiesen auf die Länge der Bachtelenstrasse. Diese beträgt 2,5 Kilometer. Insgesamt stehen den Besucher im Sihlwaldschutzgebiet gut 70 Kilometer Fusswege, 58 Kilometer Velowege und 55 Kilometer Reitwege zur Verfügung.

Der Wildnispark Sihlwald trägt als erster und bisher einziger Naturerlebnispark der Schweiz das Label «Park von nationaler Bedeutung». Dieses Label wurde 2009 vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) verliehen und muss nun erneuert werden. Das Label ist mit einer jährlichen Unterstützung von einer halben Million Franken verbunden. Die Gegner des Postulats sahen im Vorstoss die Erneuerung des Labels gefährdet. «Wir diskutieren über die Zukunft des grössten Naturerlebnisparks der Schweiz», sagte Jonas Erni.

Adliswils Stadtpräsident und Postulant Farid Zeroual (CVP) relativierte, dass es im Postulat einzig um die Nutzung eines Waldweges und nicht um die Abschaffung des Labels gehe. So hätte die Bachtelenstrasse nur mit der Zustimmung des Bafu für Reiter und Biker offen bleiben sollen.

Der Streit um die Nutzung des Sihlwalds: Eine Chronologie:

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Eine jahrelange Geschichte

Der Regierungsrat empfahl dem Kantonsrat, das Postulat abzulehnen. Markus Kägi (SVP) sagte, dass die Revision der Schutzzone eine ausgewogene Variante stellt, ohne das Label zu gefährden.

Dass die Vorlage letztlich scheiterte, überrascht Urs Waser nicht. Als Grund nennt er unter anderem das Abstimmungsverhalten der FDP, die das Postulat grossmehrheitlich ablehnte. Einzig die SVP sowie einige Mitglieder der CVP und der EDU stimmten für den Vorstoss. Die FDP sei das Zünglein an der Waage gewesen, die sich trotz Bedenken einiger in der Region Zimmerberg wohnhaften Politiker, nicht hinter das Postulat stellen wollte, sagt Waser. Er plant keinen weiteren Vorstoss.

Was am Montagmorgen entschieden wurde, bedeutet wohl das Ende eines jahrelangen Streites. Ursprung der Diskussionen war die 2008 in Kraft getretene Schutzverordnung, welche die Bachtelenstrasse ab 2019 nur noch für Fussgänger vorsah. Im Juli 2012 schlossen sich Biker und Reiter, unter anderem Urs Waser, zur IG Sihlwald für alle zusammen. Aufgrund des Widerstandes überdachte der Kanton sein Vorhaben. Im August 2014 wurde die Schutzverordnung zwar etwas gelockert, die Bachtelenstrasse blieb aber unangetastet. Dies führte zu mehreren Einwendungen gegen die Schutzverordnung.

Ende 2015 reichte die IG gar einen Rekurs beim Baurekursgericht ein. Dieses lehnte den Rekurs jedoch ein halbes Jahr später ab. Der Entscheid schien das Ende zu sein. Mit dem Postulat ging der Kampf im Oktober 2018 aber in die nächste Runde. Der Kantonsratsentscheid vom Montagmorgen besiegelt das Verbot.

Schranken bereits installiert

Im Sihlwald wurden letzte Woche bereits Massnahmen ergriffen, um auf das neu geltende Fahr- und Reitverbot auf der Bachtelenstrasse aufmerksam zu machen. «Wir haben entsprechende Signalisationsschilder aufgestellt, die zeigen, wo genau das Verbot gilt», sagt Martin Kilchenmann, Medienverantwortlicher des Wildnispark Zürich. Solche Signalisationen würden aber nicht nur entlang der genannten Strecke platziert, sondern auch bei anderen Abschnitten im Sihlwald, wo Velofahren und Reiten schon zuvor nicht erlaubt waren. Zudem hat der Wildnispark an den beiden Enden des gesperrten Abschnitts der Bachtelenstrasse jeweils ein hölzernes Umlaufgitter installiert.

(Daniel Hitz)