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Interview mit Leichtathlet aus Langnau
Vier Sekunden fehlten ihm zur absoluten Weltspitze

Jonas Raess hätte an der WM in Budapest ein perfektes 5000-m-Rennen für den Finaleinzug gebraucht.
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Jonas Raess, wie sieht Ihre WM-Bilanz aus?

Ich war unmittelbar nach dem Rennen happy, und ich bin es auch jetzt noch mit ein paar Tagen Distanz. Es lief mir sehr gut. Ich fühlte mich hervorragend, und ich machte praktisch alles richtig.

Praktisch?

Als das Rennen in die entscheidende Phase kam und immer schneller wurde, zogen alle nach aussen. Sprich auf die Bahnen 2 und 3, um freier reagieren zu können und nicht blockiert zu werden. Ich strebte dasselbe an. Doch dann veränderte sich die Situation innert Kürze. Innen wurde Platz frei. Ich korrigierte wieder in Richtung Innenkante. Aber als ich dort angelangt war, war das Loch wieder zu. Und als sich wieder Platz bot, war der Schnellzug abgefahren …

Fast alles richtig gemacht und trotzdem ausgeschieden – welche Empfindungen löst dies aus?

Am Schluss trennten mich vier Sekunden von der absoluten Weltspitze – in einer Disziplin, in der das Niveau sehr hoch ist. Das zeigte sich auch im Final am Sonntag, das war ein unglaubliches Rennen mit einer Dichte an Läufern mit persönlichen Bestmarken zwischen 12:40 und 12:57 Minuten.

In Ihren Worten zeigt sich eine unglaubliche Faszination.

Was über die 5000 m derzeit abgeht, ist absolut crazy. Ich liess Leute hinter mir, die fähig sind, 13:02 Minuten zu laufen. (Anmerkung der Redaktion: Der Schweizer Hallenrekord von Raess liegt bei 13:07,95.) Ich selbst laufe den letzten Kilometer in 2:25 Minuten, mit bereits vier schnellen Kilometern in den Beinen. Das würde zu einer 1500-m-Zeit von 3:37,5 führen – bei dieser Hitze. Zur Einschätzung: Mit 3:36 qualifizierte man sich in diesem Jahr für die WM. Vielleicht hätte es mir mit einem sensationellen Rennen in den Final gereicht. Aber sicher wäre nicht einmal dies gewesen.

«Ich hoffe schwer, dass ich mich in Paris für den Olympia-Final qualifizieren kann.»

Jonas Raess

Was bewirkt das bei Ihnen?

Ich sehe das in einem grösseren Rahmen. 2022 lief leider nicht perfekt. Der Körper brauchte Zeit nach dem Team- und Trainerwechsel. Diese Saison aber war sehr erfreulich. Ich blieb gesund und konnte wunschgemäss trainieren. Wenn ich nochmals ein solches Jahr mit meinem Team anhängen kann, dann sieht es bezüglich Zukunft sehr gut aus. Dann sollte es auch mit einem kleinen Fehler in den Final reichen.

Das heisst mit Blick auf die Olympischen Spiele 2024?

Im nächsten Sommer will ich das Niveau für den Final erreicht haben. Jetzt hatte ich es noch nicht ganz. Ich hoffe schwer, dass ich mich in Paris für den Olympia-Final qualifizieren kann.

Vor Olympia findet nächstes Jahr die EM in Rom statt. Ist das nicht eher Ihre Bühne?

Mit der EM-Bühne will ich mich nicht zufriedengeben. Aber sicher: Die EM in Rom wird ein zweites Highlight. Sie ermöglicht andere Perspektiven.

Noch ist aber diese Saison nicht zu Ende. Stellt der Schweizer Rekord ein Thema dar?

Am Donnerstag folgt Weltklasse Zürich – und klar: Vor dem Heimpublikum will ich mich im besten Licht präsentieren. Aber dieser Schweizer Rekord braucht extrem viel. Es gibt kein Pacemaking für mich. Also darf man nicht von einem Schweizer Rekord ausgehen.

Nach der Saison gönnen Sie sich die obligate Pause. Wie geht es dann weiter?

Ich vertraue dem, was vor einem Jahr und für dieses Jahr funktioniert hat. Mit unserem Team um Coach Dathan Ritzenhein legen wir im Herbst in der Höhenlage von Boulder in Colorado eine möglichst solide Basis.