WM-Halbfinal: Frankreich – MarokkoDer Aussenseiter hat ausgeträumt
Nach frühem Gegentor stemmt sich Marokko mit aller Kraft gegen die drohende Niederlage. Dann erzielen die abgebrühten Franzosen das 2:0 und ziehen nach 2018 erneut ins Endspiel ein.

Und dann haben die Marokkaner endlich mal freie Bahn. Abderrazak Hamdallah hat sich soeben den Ball erkämpft, ihn trennen nur noch rund dreissig Meter und Raphaël Varane vom Tor. Aber der eingewechselte Hamdallah verdribbelt sich, statt abzuschliessen. Eine Viertelstunde vor Spielende verpufft die Chance zum 1:1.
Hamdallah war schon aus dem Nationalteam zurückgetreten. Doch dann erzielte er in Saudiarabien, dem Nachbarstaat Katars, Tor um Tor und wurde von Trainer Walid Regragui vor der WM ins Kader zurückgeholt. Hätte ausgerechnet er den Ausgleich erzielt gegen die hoch bezahlten Abwehrkräfte Frankreichs, es hätte perfekt gepasst zur berührenden Aussenseiter-Story, welche die Marokkaner in den letzten Wochen schrieben. Aber es kommt anders. Nur drei Minuten später kann sich Kylian Mbappé durch die gegnerische Defensive dribbeln und quer legen, sein Schuss wird noch abgefälscht, Randal Kolo Muani braucht am hinteren Pfosten nur noch einzuschieben (79.). Der Offensivspieler Frankfurts wurde 42 Sekunden zuvor eingewechselt, er trifft mit seinem ersten Ballkontakt. Statt durch Hamdallah auszugleichen, liegen die Marokkaner 0:2 zurück.
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Diese drei Minuten bedeuten das Ende ihrer Träume. Die Marokkaner waren das erste afrikanische Team in einem WM-Halbfinal, der letzte, finale Schritt bleibt ihnen aber verwehrt.
Die Franzosen ziehen ins Endspiel gegen Argentinien am Sonntag ein (16 Uhr). Sie können das Kunststück schaffen, erstmals seit Brasilien 1962 zweimal in Folge Weltmeister zu werden. Mbappé gegen Messi, Teamkollegen in Paris und jetzt Rivalen, es ist eine grossartige Affiche.
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Ein WM-Halbfinal mit marokkanischer Beteiligung, das wäre vor dem Turnier niemanden in den Sinn gekommen. Wobei, Samuel Eto'o, Präsident des kamerunischen Fussballverbandes, hatte genau das vorausgesagt – mit Frankreich als Gegner. Und war ausgelacht worden. Bis das Überraschungsteam alle ins Staunen versetzte. Und für die Favoriten das böse Erwachen folgte.
Spätestens die Franzosen müssen also gewarnt sein. Und so gehen sie die Partie an. Keine fünf Minuten sind absolviert, da liegen sie in Führung. Den Schuss von Mbappé können die Marokkaner noch blocken, der Ball springt aber zu Theo Hernández, der am hinteren Pfosten akrobatisch verwandelt. Erste Chance, erstes Tor – der Weltmeister von 2018 zeigt sich, wie so oft, effizient. Erstmals überhaupt liegen die Nordafrikaner an diesem Turnier in Rückstand.
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Das frühe 0:1 durchkreuzt ihre Pläne. Sie fielen bisher als Defensivkünstler auf, nur Costa Rica hatte an der WM noch weniger Ballbesitz. Verteidigen, umschalten, kontern – so schafften es die Marokkaner in den Halbfinal.
Der Haken stellt nicht nur das 0:1 dar, sondern auch, dass die Franzosen selbst ein Team sind, das sich beim Abwarten und Zuschlagen wohlfühlt. Da liegt die grosse Gefahr für Marokko, das zeigt sich immer wieder. Am deutlichsten nach gut einer Viertelstunde: Olivier Giroud, der französische Evergreen, wird mit einem langen Ball lanciert und trifft den Pfosten. Beinahe wäre der Aussenseiter ein zweites Mal kalt erwischt worden.
Trainer Walid Regragui stellte für diese Partie auf eine defensive Fünferkette um. Der Wechsel verleiht seinem Team keine Stabilität, vor dem 0:1 verspekuliert sich Verteidiger Jawad El Yamiq, beim Pfostenschuss Girouds kommt Romain Saïss zu spät. Nach zwanzig Minuten muss der Abwehrchef angeschlagen ausgewechselt werden. Früh scheint sich zu zeigen, dass es nicht der Abend der Marokkaner wird. Als die letzten Minuten der ersten Halbzeit laufen und sie ihre vorerst beste Phase erleben, trifft El Yamiq mit einem Fallrückzieher den Pfosten. Jetzt kommt auch noch Pech dazu.
Marokkanische Druckphase
Regragui sagte vor der Partie, man wolle das Spiel mit derselben Haltung wie immer angehen: mit Respekt.
Ist es zu viel Respekt? Die Frage beantworten die Marokkaner nach der Pause. Und zwar deutlich: Sie nutzen die Räume, die ihnen die Franzosen überlassen, zu Ballstafetten, die Mal für Mal an den gegnerischen Strafraum führen. Antoine Griezmann muss an der eigenen Grundlinie klären, selbst Mbappé wird zur Defensivarbeit gezwungen. Angetrieben von den eigenen Fans, die deutlich in Überzahl sind und die Franzosen unentwegt auspfeifen, fällt die Antwort der Afrikaner eindrücklich aus. Und als Mbappé einmal zum Tempodribbling ansetzt, stoppt ihn Sofyan Amrabat mit einer kernigen Grätschte. Das Alphatier der «Löwen vom Atlas» setzt auch an diesem Abend Zeichen.
Aber ein Tor will den couragierten Marokkanern nicht mehr gelingen. Es wirkt, als hätten sie ihr Glück aufgebraucht. Sinnbildlich die Gegentore, bei denen der Zufall mit im Spiel ist.
Der Aussenseiter scheitert erhobenen Hauptes. Und wird dann von den Fans gefeiert.
57'
Frankreich schwimmt! Ounahi dringt in den Strafraum, der Pass kommt ganz knapp nicht zu Hakimi.
55'
Soll einer sagen, dass Marokko nur verteidigen könne. Heute haben die Nordafrikaner viel Ballbesitz und greifen immer wieder leidenschaftlich an.
53'
So, jetzt haben wir die nächste ganz grosse Chance für Marokko. Und zwar gleich zwei davon hintereinander. Zuerst flankt Boufal, in der Mitte verpasst En-Nesyri, danach hat Atittat-Allah den Ball, spielt zur Mitte, da macht aber einmal mehr Konaté die Türe zu.
51'
Dann Konter über Mbappé, aber Amrabat zeigt, wie viel Humor er grad so übrig hat: null! Mbappé muss gepflegt werden, die Grätsche schien jedoch hart aber sauber.
51'
Tolle Kombination von Ziyech und Hakimi, aber Konaté blockt, bevor es spannender hätte werden können.
48'
Nochmals! Mbappé wird geschickt, lässt sich fallen und prallt mit Bono zusammen. Bono bleibt liegen, geht aber weiter. War aber sicher schmerzhaft, wie ihm Mbappé die Stollen ins Bein rammte.
47'
Mbappé haben wir heute noch nicht so oft gesehen. Gefällt ihm nicht, deshalb schüttelt er mal kurz Amrabat ab, die Flanke ist aber etwas ungenau und stark, dennoch kommt Koundé zum Abschluss – geblockt.
46'
Seis drum: Weiter gehts!
Wechsel Marokko
Atittat-Allah kommt für die zweite Halbzeit. Für ihn bleibt Mazraoui in der Kabine. Ob das auch körperliche Gründe hat?
Halbzeit
Und dann ist Pause. Frankreich führt dank eines frühen Tores von Hernandez 1:0. Die Führung geht in Ordnung, gerade zu Beginn hatten die Franzosen mehr Chancen, doch am Schluss wurde Marokko stärker und hätte beinahe den Ausgleich erzielt. Es ist aleso noch vieles offen hier!
45+2'
Lloris bewahrt sein Team vor dem Ausgleich, dieses Mal mit einem gewagten Ausflug auf eine Flanke von Ziyech.
45+1'
Nochmals eine Ecke für Marokko, wieder fliegt die gut rein – und wieder ist Lloris zur Stelle.
45'
Drei Minuten Nachspielzeit. Könnte noch aufregend werden.
44'
Wahnsinn! Absoluter Wahnsinn, was El Yamiq beinahe für ein Tor erzielt hätte! Spektakulärer Fallrückzieher, Lloris lenkt den Ball gerade noch an den Pfosten.
44'
Kurz vor der Pause mal noch ein Angriff von Marokko. Konaté klärt, gibt Eckball.
40'
Und die wird tatsächlich etwas. Griezmann flankt auf den ersten Pfosten, Varane lenkt knapp am Tor vorbei.
39'
Jetzt klopft Griezmann an Marokkos Tür, El Yamiq hindert ihn aber gerade noch am Durchmarsch. Eckball.
36'
Was für eine Doppelchance für Frankreich! Tchounameni wuchtet sich durchs Mittelfeld, schickt Mbappé, der nimmt den Ball nicht so gut mit, bringt ihn dennoch Richtung Tor, da klärt ein Verteidiger. Aber nur bis zu Giroud, dieser schiesst aus der Drehung – knapp vorbei.
35'
Nach einem Eckball kommt Dembélé zum Schuss – weit drüber!
Hernandez
Aber Torschütze Hernandez bleibt am Boden liegen, muss gepflegt werden.
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