Tipps für LanglauffansDie schönsten Höhenloipen der Schweiz
Während künstlich hergestellter Schnee das Problem für alpine Skifahrer und Boarderinnen regelt, gehen Langläufer oft leer aus. Rezept: Weg von den Loipen im Tal, hoch auf die Berge.
Dieser Artikel erschien erstmals am 29. November 2023. Im Rahmen des Sportferien-Specials haben wir ihn aktualisiert.
Zum Jahreswechsel 22/23 waren gerade mal zehn Prozent der Schweizer Loipen in Betrieb. Etliche Gebiete unter 1000 Metern über Meer verzeichneten zum zweiten Mal innert weniger Jahre keinen einzigen Loipentag. Das traf die Langläufer empfindlich.
Bei wenig Schnee in den Niederungen können sie normalerweise auf agglomerationsnahe Höhen und Panoramaloipen ausweichen, etwa auf den Urnerboden, die Rigi oder den Gantrisch, alle auf 1300 bis 1600 Metern.
Wenn das Weiss aber auch dort knapp wird, weicht man etwa ins Bündnerland aus, wo am meisten Höhenloipen gespurt sind. Ein sicherer Wert ist Davos: Hier wird zu Saisonbeginn auch bei fehlendem Schnee dank Snowfarming ein minimales Angebot bereitgestellt.
Doch neben diesem Langlaufeldorado gibt es einige (meist) schneesichere Geheimtipps in Graubünden, die sogar noch höher liegen: Danusa/Schwänzelegg (1700 m), Arosa/Maran-Ochsenalp (1850–1970 m), Feldis (1940–1980m), Safiental (1670–1760 m) oder San Bernardino (1600–1700 m).
Wenn auch diese Lagen nicht reichen, gibts noch eine nächste Höhenquote auf 2000 Metern und darüber: Avers/Juf (1990–2180 m), Diavolezza-Alp Bondo (2090–2130 m) und Scuol/Motta Naluns (2120–2280 m). Auch in den Engadiner Seitentälern Val Fex und Val Roseg läuft man bis über 2000 Meter. Weitere Hochloipen finden sich im Berner Oberland: Lombachalp (1550–1590 m), Lenk/Betelberg (1500–1600 m) und Adelboden/Engstligenalp (1940–2000 m). Im Wallis: Blatten-Fafleralp (1530–1780 m), Saas-Balen-Mattmark (1480–1870 m), Arolla (1810–2090 m) Verbier/Les Ruinettes-La Chaux (2190–2260 m).
Oft schlechte Signalisation und Information
Für Höhenloipen gibt es einige Relativierungen: Wo sie von Bergbahnen betrieben werden, sind manchmal Signalisation und Zustand nicht optimal, da die Spuren nicht erste Priorität geniessen. Weil sie öfters gleichzeitig als Winterwanderweg dienen, wird die Skatingspur oft rasch zertrampelt. Umso wichtiger wäre es, den Langläufer mit aktuellen Zustandsmeldungen zu beliefern – doch deren Informationsqualität ist höchst unterschiedlich.
Gerade in schneemässig schwierigen Wintern will ein ambitionierter Läufer mehr wissen als nur «offen» oder «geschlossen»! Die umfassendsten Informationen bietet das Magazin respektive die Website von «Loipen Schweiz», aufgeteilt auf 8 Regionen. Optimal das Bulletin in den Jurakantonen, das tagesaktuell und detailliert über die ganze Region informiert. Ideal auch der Verweis zu örtlichen Loipenorganisationen, etwa in den Voralpengebieten und im Goms.
Tourismusorganisationen in den Alpen hingegen verlassen sich auf die unvollständigen Plattformen von Schweiz Tourismus von Infosnow und Bergfex. Letztere sorgt oft mehr für Ungewissheit als Aufklärung. Da lobt man den guten alten telefonischen Schneebericht, etwa jenen der Panoramaloipe am Bachtel im Zürcher Oberland, deren «Loipenschnurri» Kultstatus erlangt hat.
Fünf coole Tipps für das Höhenerlebnis in der Spur
Gemmi VS: Hochalpine Saisonverlängerung
Wer die höchstgelegenen Loipen der Schweiz erreichen will, muss erst mal die imposante, 600 Meter hohe Felswand zur Gemmi überwinden – ein Klacks per Luftseilbahn ab Leukerbad. Oben folgt der Umstieg auf eine kleine Kabine zum Daubensee runter. Hier bieten sich mehrere Optionen: eine 5-Kilometer-Loipe mit diversen Schlaufen auf oder besser im Daubensee. Der flache Natursee ist im Winter meist leer.
Etwas anspruchsvoller ist die 7,5 Kilometer lange Lämmerenbodenloipe mit ihren sanften Steigungen. Ab Daubensee gilt es allerdings erst, das 100 Meter höher gelegene Lämmerenplateau zu erklimmen, die letzten 200 Meter am einfachsten zu Fuss. Die Mühe wird durch eine hochalpine Landschaft auf 2300 m ü. M. belohnt, wie man sie auf kaum einer anderen Loipe erleben kann. Allerdings wird diese Loipe erst Ende Februar/Anfang März geöffnet, wenn die Sonne wieder übers Daubenhorn scheinen mag; die Loipe ist dafür in der Regel bis nach Ostern präpariert – eine Gelegenheit zur Saisonverlängerung. Kein Wunder, sind in diesem Gelände auch viele Skitourenläufer unterwegs.
Aber auch Langläufer können auf der Gemmi zu Tourenläufern mutieren: Für Kenner bietet nämlich der 8 Kilometer lange Winterwanderweg (wie die Loipen täglich präpariert) übers Berghotel Schwarenbach nach Sunnbüel (Seilbahn nach Kandersteg) eine in der Schweiz wohl einzigartige Skating-Höhentour – inklusive Rückkehr auf die Gemmi ein nahrhaftes Höhentraining! Immerhin lässt sich danach in den Leukerbader Thermen entspannen.
Weitere Infos: leukerbad.ch
Moosalp VS: Einmalige Anfahrt
Das Goms gilt gemeinhin als Synonym für Langlaufen im Wallis; andere Loipen sind in der Üsserschwiiz kaum bekannt. Etwas weiter, aber auch einiges exklusiver ist die Anfahrt zur Moosalp, die auf gut 2000 m ü. M. meist Schneesicherheit bietet: Ab Bürchen gehts mit dem «Alpuschnaager», einem Pistenfahrzeug mit Passagierkabine, eine knappe halbe Stunde hoch – für Langläufer eine wohl einzigartige Transportgelegenheit.
Ungewöhnlich, dass es auf dieser Höhe noch Waldbestand gibt. Hier führt die coupierte, dreieinhalb Kilometer lange Loipe gar so nah an knorrigen Lärchen und Arven vorbei wie nirgendwo sonst, und es bietet sich immer wieder der Blick auf die imposante Mischabelgruppe.
Weitere Infos: moosalpregion.ch
Alp Sellamatt SG: Exklusiv für die Ostschweiz
Die Sellamatt-Runde verläuft zwar «nur» auf 1430 bis 1560 m ü. M., doch in schlechten Wintern ist sie ein Geheimtipp: Während auf den tieferen Loipen zu wenig Schnee liegt, kann hier zuweilen exklusiv in der Ostschweiz gelaufen werden.
Die 10-Kilometer-Spur unterhalb der Churfirsten führt als eigentliche Panoramaloipe auf die Thurtalerstofel. Ab Alt St. Johann gehts mit der Sessel-/Gondelbahn zur Alp Sellamatt, Start ist gleich beim Berggasthaus. Wer den Anstieg zu Beginn meiden will, kann bis Zinggen den Skilift nehmen.
Weitere Infos: chaeserrugg.ch
Minschuns GR: Bijou in Colognas Heimat
Das Val Müstair hat zwar dank Dario Cologna und der Tour de Ski als Langlauf-Destination an Popularität gewonnen. Noch immer kaum bekannt sind aber die Höhenloipen. Besonders zu empfehlen ist die schneesichere La Muntagnarda auf 2160–2190 m ü. M. – nur 3,5 Kilometer km lang, aber ein Bijou.
Anfahrt mit dem Sportbus nach Minschuns, zu Fuss einige Minuten auf dem Winterwanderweg bis zum Loipenbeginn.
Weitere Infos: val-muestair.ch
Melchsee-Frutt OW: Abwechslungsreicher Geheimtipp
Per Gondelbahn ab Stöckalp erreicht man die autofreie Station Melchsee-Frutt, winters weitherum bekannt fürs Eisfischen, aber eher noch ein Geheimtipp für Langlauf. Die Lage auf 1900–2000 m ü. M. ist in der Regel schneesicherer als das 500 Meter tiefere Obwaldner Langlaufmekka Langis.
Die 13 Kilometer lange Loipe vom Melchsee über den Tannensee zur Tannalp plus Zusatzschleifen hat einen alpinen Charakter, ist sehr abwechslungsreich, doch anspruchsvoll. Im Berggasthaus Tannalp kann man sich aber prima stärken.
Weitere Infos: melchsee-frutt.ch
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