Landwirtschaftliche ForschungsanstaltAgroscope gibt Standort in Wädenswil definitiv auf
Die Versuchsflächen für Obst verschwinden aus Wädenswil. Damit verabschiedet sich die Forschungsanstalt Agroscope endgültig vom Zürichsee.
Die landwirtschaftliche Forschungsanstalt Agroscope zieht sich ganz aus Wädenswil zurück. Wie die «Bauernzeitung» am Freitag berichtet hat, gibt Agroscope nun auch die Obstbauversuchsflächen in der Zürichseegemeinde auf. Sie werden an den Strickhof in Lindau bei Winterthur sowie ins thurgauische Güttingen verlegt.
Agroscope schliesst somit trotz früherer Beteuerungen den Wädenswiler Standort ganz. Vor gut vier Jahren hatte der Bundesrat beschlossen, die Anstalt auf die Standorte in Posieux (Freiburg), Changins (Waadt) und Reckenholz (Zürich-Affoltern) zu konzentrieren. Davon erhoffte er sich Effizienzgewinne. Agroscope verschob damals bereits über 100 Stellen von Wädenswil weg. Allerdings hiess es damals, dass in Wädenswil die Versuchsstation und die Anbauflächen von rund 12 Hektaren weiterhin genutzt werden sollen.
Resistente Apfelsorten
Davon sind die Verantwortlichen nun abgerückt. Auch die letzten wenigen Stellen verschwinden aus Wädenswil. «Es sind vom Grundeigentümer andere Nutzungen rund um das Zentrum vorgesehen», zitiert die «Bauernzeitung» Ernst Lüthi vom Schweizer Obstverband. In den nächsten Jahren wären in Wädenswil grosse Investitionen nötig gewesen, sagt er.
Die Forscher haben die Versuchsflächen am Zürichsee für die Züchtung von neuen und krankheitsresistenten Apfelsorten sowie für Pflanzenschutzversuche und die Weiterentwicklung eines nachhaltigen Obstbaus genutzt. Dies soll nun im Strickhof sowie im Thurgau geschehen. Noch bleibt der Agroscope in Wädenswil eine Galgenfrist. Geplant ist offenbar eine schrittweise Verschiebung der Versuchsflächen bis etwa 2030.
Kritik blieb nicht aus
Die dauernden Umstrukturierungen von Agroscope haben in den letzten Jahren unter den Mitarbeitenden an verschiedenen Standorten zu Kritik geführt. Darauf angesprochen, entgegnet die Agroscope-Kommunikationsstelle gegenüber der «Bauernzeitung», diese Aussagen würden nicht so pauschal zu den Resultaten aus der letztjährigen Personalbefragung passen. Arbeitszufriedenheit und -interesse würden sich auf sehr gutem Niveau bewegen. Kritisch beurteilt würden jedoch die Leitung, die Arbeitsabläufe und Entscheidungsprozesse.
Enttäuscht über die neuste Entwicklung dürften auch die Stadt Wädenswil und der Kanton Zürich sein – beide hatten in der Vergangenheit die Marginalisierung des Standorts wiederholt kritisiert.
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