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Bundesrat fällt Standortentscheid
Agroscope verschiebt über 100 Stellen von Wädenswil weg

Am Agroscope-Standort Wädenswil kommt es zu massiven Stellenverschiebungen in die Westschweiz.
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Für Wädenswil ist es eine Hiobsbotschaft. Der Bund will seine landwirtschaftliche Forschung neu organisieren. Das Forschungszentrum Agroscope wird künftig aus einem zentralen Hauptstandort im freiburgischen Posieux und zwei regionalen Forschungszentren in Changins (Waadt) und Reckenholz (Zürich-Affoltern) bestehen. Der Forschungsstandort Wädenswil wird fast komplett aufgegeben, wie ein Blick ins Detailkonzept des Bundes zeigt.

Sämtliche Laboraktivitäten sowie die Büroarbeitsplätze werden verschoben. Auch ein Teil der Gewächshäuser in Wädenswil wird aufgegeben. In der Westschweiz zentralisiert wird etwa der für Wädenswil eigentlich wichtige Bereich Pflanzenschutz. Wie aus dem Detailkonzept des Bundes hervorgeht, werden von den heutigen 128 Arbeitsplätzen am Standort lediglich 5 bis 10 übrig bleiben. Allenfalls könnten einzelne zusätzliche Stellen durch den Kanton oder über Drittmittel finanziert werden. Ob das geschehen wird, ist allerdings noch offen.

Kanton prüft Bundesratsentscheid

Für Wädenswils Stadtpräsident Philipp Kutter ist die Nachricht schmerzhaft: «Es ist leider das Szenario eingetreten, das sich schon länger abgezeichnet hat.» Immerhin, betont Kutter, bleibe der Standort Wädenswil und das Forschungszentrum Reckenholz für die Region Zürich erhalten. Das war nämlich nicht immer vorgesehen. Geplant war ursprünglich eine vollständige Konzentration von Agroscope am Standort Posieux, auch ein schweizweiter Abbau von Stellen war vorgesehen. Unter Druck der Kantone, der betroffenen Branchen und des Parlaments musste der Bundesrat die Pläne aber fallen lassen. Laut Kutter gibt es am jetzigen Bundesratsentscheid nichts mehr zu rütteln.

Etwas anders sieht man die Sache beim Kanton Zürich: «Die Baudirektion prüft den bundesrätlichen Entscheid nun im Detail und wird anschliessend über allfällige weitere Schritte entscheiden», teilt Sprecher Wolfgang Bollack mit. Vom Erhalt des Standorts Reckenholz nehme der Kanton mit Befriedigung Kenntnis. Aber: «Über den geplanten Wegfall des Standorts Wädenswil ist der Kanton Zürich sehr enttäuscht, insbesondere, da er dem Bund noch im Januar ein erfolgversprechendes Konzept für ein Kompetenzzentrum Obst und Beeren in Wädenswil unterbreitet hatte.» Für die betroffenen Mitarbeitenden und die Bildungsstadt Wädenswil sei der Entscheid ein harter Schlag.

Mitarbeiter zügeln in andere Sprachregion

Für die Mitarbeiter seien die Pläne eine bittere Pille, findet auch Kutter. «Dieser markante Einschnitt macht vielen zu schaffen», weiss der Stadtpräsident. Denn nur etwa 50 Stellen werden innerhalb des Grossraums Zürich verschoben, die übrigen wandern in die Westschweiz. Die Laboraktivitäten – betroffen sind etwa 40 Stellen – werden ab 2024 in den Kanton Freiburg verschoben, die Büroarbeitsplätze – betroffen sind knapp 20 Stellen – werden 2026 nach Changins transferiert.

Eva Reinhard, Leiterin von Agroscope, betonte an einer Medienkonferenz am Freitag, man führe derzeit intensive Gespräche, um gute Lösungen für die betroffenen Mitarbeiter zu finden. Im Fokus stehen dabei jene Mitarbeiter, welche über die Sprachgrenze zügeln müssten. Bei Agroscope sind das immerhin 12 Prozent der schweizweit rund 1000 Beschäftigten. Weitere Angaben zu diesen Gesprächen konnte Agroscope am Freitag nicht machen. Man wolle die neue Strategie Anfang der kommenden Woche zuerst im Detail intern mit den Mitarbeitenden besprechen.

Hoffnung auf neue Partnerschaft

Was in Wädenswil bestehen bleibt, sind die Infrastrukturen – vor allem Plantagen – für die Obst, Beeren- und Gemüsebauforschung. Auch der Weinbau soll in Wädenswil zusammen mit dem lokalen Weinbauzentrum ein Thema bleiben.

Ein Lichtblick ist für Kutter – nebst dem Engagement des Bundes beim Weinbauzentrum – eine Idee, die der Bundesrat in seinem Detailkonzept nur am Rande streift: Mit der Hochschule ZHAW würden Gespräche laufen, eine Versuchsstation Lebensmitteltechnologie aufzubauen. Als thematische Schwerpunkte stünden die Lebensmittelverarbeitung, die Lebensmittel- und Getränketechnologie sowie die Verpackung von Lebensmitteln zur Diskussion, heisst es im Bericht. Die geplanten neuen Labors der ZHAW im Bereich Lebensmitteltechnologie seien ein schweizweites Alleinstellungsmerkmal der Stadt und eine Chance für neue Projekte mit Agroscope, sagt Kutter: «Wir haben uns bei Agroscope dafür starkgemacht, dass er eine Zusammenarbeit in diesem Bereich prüft.»

Kosten werden gesenkt

Mit der Umsetzung des neuen Standortkonzepts werden laut der Mitteilung des Bundesrats schrittweise Effizienzgewinne generiert, indem die Infrastruktur- und Betriebskosten von Agroscope gesenkt werden. Bereits ab 2021 könnten damit erste zusätzliche Forschungsstellen finanziert werden, welche sich den dringenden Herausforderungen einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion annehmen würden. Themen sind dabei etwa der schonende Umgang mit Ressourcen, weniger Pestizide und mehr Umweltschutz.

Bis 2028 belaufen sich die Effizienzgewinne insgesamt auf rund 60 Millionen Franken und ab 2028 auf rund 13 Millionen Franken pro Jahr. Bundesrat Guy Parmelin (SVP) betonte an der Medienkonferenz, man habe mit dem jetzt vorliegenden Konzept eine «gute und konstruktive Lösung für Agroscope gefunden».

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