Österreich wills wissenKurz zeigt seinen Corona-Schnelltest – weil Massen-Überprüfung floppt
Vor den Weihnachtsferien die ganze Bevölkerung testen, um danach die Regeln zu lockern. Diese Idee funktioniert bis jetzt nicht. Nun winkt man mit Geld.
Der Sturm auf die Testcenter blieb aus: Die österreichische Bevölkerung erscheint nicht so zahlreich zu den Massentests wie erhofft. Für 150’000 Tests pro Tag war Wien vorbereitet. Am ersten Wochenende liessen sich aber nur knapp 40’000 testen. Bundeskanzler Sebastian Kurz unterzog sich am Montag dem Test in der Hoffnung, dass bis zum Ende der Massentests in Wien am 13. Dezember viele Österreicher seinem Beispiel folgen.
In den Bundesländern Tirol und Vorarlberg sind die Tests bereits abgeschlossen. Weniger als ein Drittel liess sich dort testen. Viele Infizierte wurden nicht gefunden: 0,45 Prozent respektive 0,28 Prozent der Antigentests waren positiv. Zur Kontrolle werden bei den betroffenen Personen auch noch PCR-Tests durchgeführt.
Österreich ist das vierte Land, das seine Bevölkerung grossflächig testen will – und das erste, das dies auf freiwilliger Basis tut. China, das vermutliche Ursprungsland des Coronavirus, versucht, mit Massentests die Lage unter Kontrolle zu halten. Seit Monaten befinden sich die Zahlen im zweistelligen oder sehr tiefen dreistelligen Bereich. Die meisten Ansteckungen werden offiziell aus dem Ausland importiert, durch ausländische Besucher oder heimkehrende Chinesen.
Sobald es aber zu Ansteckungen innerhalb von China kommt, greift die Regierung rigoros durch: Millionen Menschen werden zum Test aufgeboten. Zuletzt so geschehen in Tianjin: Nachdem in einem Wohngebiet acht Fälle entdeckt wurde, musste sich eine Million testen lassen. Auch in Qingdao gab es im Oktober Massentests: Innerhalb von nur fünf Tagen wurde die gesamte Bevölkerung von über neun Millionen Menschen getestet. Dies, nachdem neun Neuinfektionen entdeckt worden waren.
Nicht ganz freiwillig in der Slowakei und in Südtirol
Als erstes europäisches Land testete die Slowakei alle seine Einwohner. 3,6 Millionen und damit 90 Prozent folgten dem Aufgebot und liessen sich «freiwillig» am letzten Oktober-Wochenende testen. 38’000 Personen (1,06 Prozent) waren positiv und mussten in Quarantäne – ebenso wie all jene, die den Test nicht machten. Ganz freiwillig war die Teilnahme also doch nicht.
In Italien wurden in Südtirol Mitte November Massentests durchgeführt. Die angestrebte Marke von zwei Drittel der Bevölkerung wurde knapp erreicht: 360’000 Menschen liessen sich innerhalb von drei Tagen testen. Bei gut einem Prozent fiel das Resultat positiv aus. Auch hier herrschte nicht vollkommene Freiwilligkeit: Wer sich nicht testen liess, durfte danach nicht zur Arbeit. Da aber wegen des Lockdown viele Arbeitnehmer von zu Hause aus oder gar nicht arbeiteten, waren davon nur wenige betroffen.
Ganz ohne Zwang will Österreich zum Erfolg kommen. Doch ob dies gelingt, ist nach den ersten Tagen alles andere als sicher. Darauf wurde bereits reagiert: In Wien müssen sich Testwillige nicht mehr online anmelden.
Mit einer weiteren Massnahme will die Regierung die Bevölkerung bei der zweiten Testreihe motivieren: Gemäss «Kronen Zeitung» will sie alle, die sich testen lassen, mit 50 Euro belohnen. Dies könnte mit bis zu 400 Millionen Euro zu Buche schlagen.
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