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Kundgebungen in Zürich
Zwei Israel-Demos, die sich nur auf den ersten Blick ähnlich sind

Impressionen der Kundgebung für Israel auf dem Muensterhof. 10.10.23
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Am Donnerstag um 18 Uhr wird auf dem Münsterhof in Zürich zur Solidaritätskundgebung «Never again is now» («Nie wieder ist jetzt») aufgerufen.

Auf dem wenige Gehminuten entfernten Bürkliplatz findet ebenfalls ab 18 Uhr die «Kundgebung für einen gerechten Frieden in Israel/Palästina» statt.

Beide Veranstaltungen sind von der Polizei bewilligt und dürften viele Menschen mobilisieren. Ihre Anliegen tönen auf den ersten Blick ähnlich, sie verfolgen aber unterschiedliche Ziele.

An der Bushaltestelle angespuckt

Die «Never again is now»-Kundgebung geht auf die Initiative von vier jüdischen Privatpersonen aus Zürich zurück. Sie wollen auf den Antisemitismus in der Schweiz aufmerksam machen, der seit der Gewalteskalation in Israel und im Gazastreifen massiv zugenommen habe, wie das Organisationskomitee mitteilt. Es gebe Berichte von älteren Frauen, die an der Bushaltestelle angespuckt werden, nur weil sie eine Halskette mit Davidstern-Anhänger tragen.

Das Motto der Kundgebung ist ein Verweis auf die Nazi-Kriegsverbrechen und den Holocaust. «Seit zwei Generationen wird uns gesagt, dass es so etwas nie mehr geben darf und geben wird. Doch jetzt fühlt sich die jüdische Bevölkerung wieder bedroht – auch in der Schweiz», sagt das Organisationskomitee. «Never again is now» sei deshalb eine Solidaritätsbekundung für die jüdischen Menschen in der Schweiz, in Europa und weltweit sowie in Gedenken der Opfer der Massaker in Israel. Die Demonstration sei jedoch keine zur politischen Situation in Israel.

SP-Jositsch und SVP-Heer gegen Antisemitismus

Eigentlich habe man eine stille Kundgebung organisieren wollen, sie hätten aber rasch eine grosse Solidarität erfahren, weshalb nun bekannte Zürcher Persönlichkeiten kurze Statements halten werden. Auf der Bühne steht unter anderem SP-Ständerat Daniel Jositsch, dessen Schwester im Organisationskomitee ist. Ausserdem werden SVP-Nationalrat Alfred Heer, der Zürcher FDP-Stadtrat Filippo Leutenegger und FDP-Kantonsrätin Sonja Rueff sprechen.

Auch die reformierte Gemeinschaft mobilisiert für die Kundgebung, Kirchenratspräsident Michel Müller wird auf der Bühne ebenfalls ein Votum abgeben. Laut dem Organisationskomitee ist man ausserdem bemüht, einen Vertreter oder eine Vertreterin aus der muslimischen Gemeinschaft zu gewinnen.

Nur Peace-Flaggen erlaubt

Dass die andere grosse Kundgebung zum gleichen Zeitpunkt stattfindet, ist jedoch Zufall. Federführend bei der Friedensdemo auf dem Bürkliplatz sind die Gruppe Schweiz ohne Armee (GSoA) und die Jüdische Stimme für Demokratie und Gerechtigkeit in Israel/Palästina (JVJP). Sie wollten die Kundgebung eigentlich bereits am 19. Oktober abhalten. Doch damals galt in Zürich ein Verbot für Demonstrationen im Zusammenhang mit der Lage in Israel und Palästina.

Die Organisatoren rufen mit konkreten politischen Forderungen zur Kundgebung auf. Dazu gehören ein sofortiger Waffenstillstand auf beiden Seiten, die Freilassung der Geiseln der Hamas und die Einstellung aller Waffenexporte in die gesamte Region. Im Aufruf werden sowohl die Angriffe der Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung als auch Israels Angriffe auf die Zivilbevölkerung im Gazastreifen verurteilt.

An der Friedenskundgebung ist eine Schweigeminute geplant, ausserdem werden zwei Reden verlesen: je von einer palästinensischen und einer israelischen Stimme aus der Schweiz.

Die Kundgebung wird von verschiedenen Gruppierungen und Nichtregierungsorganisationen getragen, darunter Amnesty International Schweiz. Jegliche Form von Hasspropaganda, Islamfeindlichkeit oder Antisemitismus werde nicht geduldet, sagt eine GSoA-Sprecherin. Um das Anliegen zu unterstreichen, werden ausser Peace-Fahnen keine Flaggen geduldet, auch eigene Plakate sind nicht erlaubt. Teilnehmende sollen stattdessen eine Kerze mitnehmen. Ein eigens organisierter Sicherheitsdienst soll sicherstellen, dass dieser Kodex eingehalten wird.

Jüdische Kritik an Friedensdemo

Laut dem jüdischen Wochenmagazin «Tachles» steht die Friedenskundgebung in der Kritik von jüdischer Seite. Im Aufruf zur Kundgebung heisst es, Israel habe die jahrelange Gewalt- und Eskalationsspirale mit seiner Siedlungspolitik und der «systematischen Unterdrückung» der palästinensischen Bevölkerung vorangetrieben.

Protesters hold Palestinian flags and placards reading "Stop the mass killings in Gaza" during a rally supporting the Palestinian people, on Saturday, October 28, 2023 in Zurich, Switzerland. (KEYSTONE/Michael Buholzer)

Angesprochen auf diese Kritik, sagt die GSoA-Sprecherin: «Weltweit gibt es jüdische Menschen, die sich von der israelischen Kollektivstrafe absetzen.» An der Organisation der Zürcher Kundgebung seien viele Menschen aus der jüdischen Community beteiligt, etwa von der JVJP. Die Kundgebung sei nicht einseitig orientiert. Sie fordere von allen Seiten, «die Zivilbevölkerung zu schützen und das humanitäre Völkerrecht einzuhalten».