Kommentar zu ArztrechnungenDieses Hickhack verteuert unsere Krankenkassenprämien seit Jahren
Versicherer, Ärzte, Spitäler und Bund ringen mit harten Bandagen um eine korrekte Abgeltung von ambulanten Leistungen. Zu Kompromissen ist man kaum bereit. In der Zwischenzeit steigen die Kosten.
Alle sind sich einig: Der Tarif, der Ärztinnen und Ärzte für ambulante Leistungen entschädigt, ist veraltet. Er führt zu absurden Abrechnungen. So zeigen Recherchen, dass gewisse Ärzte Leistungen von über 20 Stunden pro Arbeitstag verrechnen. Den Schaden berappen die Prämienzahlenden. Das soll aufhören, finden die Ärzte, die Krankenkassen und der Bund.
Doch das wäre es dann mit den Gemeinsamkeiten auch schon gewesen. Um die Frage, wie denn nun das neue System aussehen soll, zoffen sich die verschiedenen Parteien seit Jahren. Braucht es Pauschalen? Oder Einzeltarife? Und zu welchem Preis? Was den Ärzten zu wenig Geld ist, ist den Kassen zu viel. Auch die Politik bietet nicht Hand. Zu viele Lobbyisten der Gesundheitsbranche sitzen offenbar im Parlament und vertreten dort Interessengruppen statt die Bevölkerung, die unter den explodierenden Prämien ächzt.
Wer recherchiert, mit Involvierten spricht, kann die Nervosität spüren. Man wird ermahnt, nichts Falsches zu schreiben. Die Parteien reden sich hinter vorgehaltener Hand gegenseitig schlecht. Schnell wird klar: Es geht um viel, vor allem um sehr viel Geld. So viel, dass seit Jahren kein Kompromiss möglich ist. Niemand will von seiner Position abrücken. Obwohl die Lösung dieses Tarifproblems wahrscheinlich irgendwo in der Mitte liegt.
Komplexe Arztrechnungen für Laien nicht nachvollziehbar
Zuletzt konnten sich zwar einzelne Verbände zu einem Vorschlag für einen neuen Tarif durchringen. Doch nun bremst der Bundesrat die Bemühungen aus. Die Regierung erteilte mehrere Absagen. Zuletzt 2022, weil der damalige Vorschlag für Mehrkosten gesorgt hätte, wie Gesundheitsminister Alain Berset mitteilte.
Nun liegt das Dossier bei seiner Nachfolgerin, Elisabeth Baume-Schneider. Und es ist zu hoffen, dass sie vorwärtsmacht. Frühestens ab 2025 könnte ein neues System in Kraft treten. Vielleicht wird es aber auch deutlich später. In der Zwischenzeit steigen die Prämien.
Was aber bereits klar ist: Auch der neue Vorschlag der Verbände löst verschiedene Probleme nicht. So bleiben die Arztrechnungen komplex, für Laien kaum nachvollziehbar. Das verunmöglicht eine effektive Kontrolle durch Patientinnen und Patienten. Aber um die scheint es in diesem Hickhack sowieso kaum noch zu gehen.
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