Erstmals Zahlen offengelegtKonsumentenforum hat nur 168 Mitglieder – und erhält 100’000 Franken vom Bund
Lange weigerte sich die Organisation, offenzulegen, wie viele Konsumentinnen und Konsumenten sie vertritt. Es sind ganz wenige – und pro Kopf gibt es 598 Franken Subventionen.
Das Schweizerische Konsumentenforum setze sich «mit objektiven Informationen für die Wahrung und Förderung der Interessen der Konsumenten ein». So steht es in den Statuten der ältesten nationalen Konsumentenorganisation, die 1961 gegründet worden war.
Doch wie viele Mitglieder das Konsumentenforum vertritt, behielt Präsidentin Babette Sigg Frank lange geheim – obwohl ihre Organisation nach eigenen Angaben für Transparenz einsteht. Noch vor zwei Jahren weigerte sie sich, zu verraten, wie viele Konsumentinnen und Konsumenten Mitglied sind.
Der grünliberale Aargauer Nationalrat Beat Flach, der lange politischer Beirat war und wegen Meinungsverschiedenheiten austrat, schätzte, dass wohl nur einige Hundert Konsumentinnen und Konsumenten einen Mitgliederbeitrag zahlen.
Nun macht Sigg Frank erstmals genaue Angaben: Das Konsumentenforum zählt 168 zahlende Einzelmitglieder. Eine noch geringere Zahl lässt ein Blick in den neusten Jahresbericht vermuten: Im vergangenen Jahr zahlten Einzelpersonen Beiträge von insgesamt 4622.10 Franken. Da gemäss Statuten der Beitrag pro Einzelmitglied 50 Franken beträgt, hätte das Konsumentenforum sogar nur 92 Konsumentinnen und Konsumenten als Mitglieder.
Doch Sigg Frank sagt, mehrere Dutzend hätten es versäumt, ihren Beitrag zu zahlen. Sie seien erst im Januar gemahnt worden und hätten nun grösstenteils doch noch bezahlt. Das sei aber in der Jahresrechnung 2022 nicht ersichtlich.
Der verlängerte Arm von Industrie, Handel und Landwirtschaft
Ob 168 oder 92 – bei dieser tiefen Mitgliederzahl kann man kaum von einer gewichtigen Konsumentenorganisation sprechen. Zumal die Einzelmitgliedschaften gemäss Sigg Frank «eher abnehmen». Vielmehr ist das Konsumentenforum der verlängerte Arm der Unternehmen, namentlich von solchen aus Industrie, Handel und Landwirtschaft. Gemäss dem Jahresbericht zählte es Ende Jahr nicht weniger als 35 Kollektivmitglieder, darunter vor allem Wirtschaftsverbände.
Vertreten sind namentlich die Lobbyorganisationen des Handels, der Pharmaindustrie, der Kosmetik- und Waschmittelhersteller, der Elektro-, Energie- und Informationstechnik, der Fleischwirtschaft, der Käsehersteller, der Schweinezüchter, der Obstbauern sowie des Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhandels. Sie zahlten im vergangenen Jahr Mitgliederbeiträge von insgesamt 9550 Franken. Mittlerweile sind gemäss der Website weitere Kollektivmitglieder hinzugekommen, darunter die Verbände der Futtermittelfabrikanten und der Autohändler.
«Die Einzelmitgliederzahl ist kein Kriterium.»
Der mit Abstand grösste Einnahmeposten sind jedoch Subventionen des Bundes. Im vergangenen Jahr erhielt das Konsumentenforum 100’440.50 Franken vom Bund, gut 18’000 Franken mehr als ein Jahr zuvor. Pro zahlendes Einzelmitglied sind das 598 Franken Subventionen.
Bleibt die Frage, ob angesichts der tiefen Mitgliederzahl überhaupt von einer Konsumentenorganisation gesprochen werden kann. Babette Sigg Frank sagt dazu, die Kriterien seien im Konsumenteninformationsgesetz geregelt. Diese lauten, dass Konsumentenorganisationen sich statutarisch ausschliesslich dem Konsumentenschutz widmen und objektive und fachgerechte Informationen in gedruckter Form und elektronischen Medien zur Verfügung stellen müssen. Dazu kommen das Aushandeln von Deklarationen und die Durchführung vergleichender Tests. Sigg Frank: «Die Einzelmitgliederzahl ist kein Kriterium.»
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