Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Der Kokainfall beim EHC Kloten
Der SCB steht vor der sofortigen Verpflichtung von Miro Aaltonen

Miro Aaltonen, Stürmer und Topscorer des EHC Kloten, kontrolliert den Puck während eines Eishockeyspiels gegen die ZSC Lions in Kloten, Schweiz.

Miro Aaltonen hatte am 18. Januar für grosse Schlagzeilen gesorgt. Sein Club, der EHC Kloten, teilte mit, dass der bis Ende Saison gültige Vertrag «nach gemeinsamen Entscheid mit dem Spieler» sofort aufgelöst würde. Der 31-jährige Stürmer war an jenem Tag von Swiss Sport Integrity provisorisch gesperrt worden, nachdem er in einer Dopingkontrolle hängengeblieben war.

Aaltonen gab gegenüber der finnischen Nachrichtenagentur STT umgehend zu, zwar keine leistungssteigernden Substanzen, dafür aber an einer Party eine für Sportler verbotene Substanz konsumiert zu haben. Nun steht das definitive Urteil fest, inklusive Substanz: Weil er positiv auf Kokain getestet wurde, erhält Aaltonen eine einmonatige Sperre, die am 17. Februar abläuft.

Der SC Bern hatte bereits letzten Dezember bekanntgegeben, Aaltonen für die nächsten beiden Saisons verpflichtet zu haben. Da man bis heute nicht wusste, wie lange die Sperre des Finnen dauern würde, war plötzlich der Transfer grundsätzlich in Frage gestellt.

Es hätte auch eine deutlich längere Sperre als bloss einen Monat geben können. Doch Swiss Sport Integrity schreibt: «Wird ein Verstoss mit Missbrauchssubstanzen ausserhalb des Wettkampfes und nicht zur Leistungssteigerung begangen, kann gemäss Doping-Statut eine mildere Sanktion ausgesprochen werden. Wenn der Athlet ein Rehabilitationsprogramm auf eigene Kosten absolviert, was hier der Fall war, kann die Sperre auf einen Monat verkürzt werden.»

Aaltonen in Bern? Das gäbe viele Varianten für den Trainer

Da nun Klarheit herrscht, dürfte der SCB die Gunst der Stunde nützen wollen. Die letzten Verhandlungen laufen zwar noch und das definitive Okay steht aus. Doch Bern dürfte Aaltonen ab sofort verpflichten. Sportchef Patrik Bärtschi hat für die laufende Saison noch eine freie Ausländerlizenz zur Verfügung, diese soll an Aaltonen gehen.

Gehen wir für den Moment davon aus, dass dies so ist. Es lassen sich mit Aaltonen beim SCB diverse interessante Gedankenspiele machen.

Aaltonen im Kader bedeutet für den SCB im Rennen um die Meisterschaft einen massiven Upgrade. Nach Austin Czarnik würde Trainer Jussi Tapola ab sofort über einen weiteren ausländischen Nummer-1-Center verfügen. Mit Dominik Kahun hätte er dies theoretisch bereits, doch der Deutsche kam diese Saison nicht auf Touren und hat in 24 Spielen erst zwei Tore erzielt und zusätzlich nur sieben Assistpunkte gesammelt. 2023/24 waren es in 50 Spielen noch 15 Treffer und 50 Skorerpunkte gewesen.

Was die Ausländerpositionen angeht, wäre der SCB mit Aaltonen mehr als nur gerüstet für das Playoff. Zwar fällt mit dem Schweden Anton Lindholm der wohl beste Allround-Verteidiger der Berner bis Ende Saison verletzt aus. Ansonsten hat der SCB auf allen Positionen genügend Importspieler zur Verfügung: Goalie Adam Reideborn, die Abwehrspieler Lukas Klok (noch ein bis zwei Wochen verletzt), Patrik Nemeth und der ebenfalls neu verpflichtete Hardy Häman Aktell, sowie die Stürmer Czarnik, Aaltonen, Kahun, Victor Ejdsell und Waltteri Merelä.

Weil pro Partie nur sechs Spieler mit Ausländerlizenz eingesetzt werden dürfen, hat Tapola ab sofort die Qual der Wahl. Wer könnte beim Überangebot an Söldnern zum Opfer fallen? Entscheidet sich Tapola, im Tor auf Philip Wüthrich zu setzen? Bislang kam er in 17 Partien zum Einsatz, während der Schwede Reideborn 29 Mal auflief - beide spielen bislang eine eher durchschnittliche Saison mit Luft nach oben.

Dass der SCB in der Abwehr mindestens zwei Ausländer einsetzt, ist aus Gründen der Kadertiefe auf dieser Position wahrscheinlich. Bleiben im Sturm also je nach dem drei oder vier Plätze. Das Duo Czarnik/Ejdsell bildete mit dem Schweizer Marco Lehmann die statistisch bislang beste Linie der ganzen Liga - ihr Einsatz ist ein No-Brainer.

Merelä hat bislang als zweikampfstarker Allrounder überzeugt, er könnte ein perfektes Duo mit Landsmann Aaltonen bilden. Denn auch wenn Letzterer in Kloten schlechte Bullywerte hatte, wäre er immer noch eine Luxuslösung als Nummer-2-Center - nächste Saison würde er Czarnik als Top-Mittelstürmer in der Hierarchie beerben. Und der SCB würde ihn kaum bereits jetzt verpflichten, um ihn dann als überzähligen Stürmer auf die Tribüne zu setzen.

Es deutet also vieles darauf hin, dass es im Sturm Kahun trifft. Oder hat Tapola eine Rotation geplant? Dieser und viele weitere Gedanken dürften derzeit durch den Kopf des SCB-Trainers gehen. Sein Team spielt nach der Nationalmannschaftspause erstmals am Freitag wieder - ausgerechnet gegen Aaltonens ex-Club Kloten.

Die Frage nach der Moral

Bleibt bloss noch die Frage nach dem moralischen Aspekt. Und gerade bezüglich Drogenkonsum im Spitzensport dürften da die Meinungen diametral auseinander gehen: Ist es aus Sicht des SCB grundsätzlich falsch, einen Spieler zu verpflichten, der gerade des Kokainkonsums überführt wurde? Oder ist es eben moralisch richtig, einem Athleten, der seine offizielle Sperre abgesessen hat und völlig legal spielberechtigt sein wird, eine Chance zu geben? Gerade im Wissen, dass er wohl alles unternehmen wird, um zumindest sportlich sein Image wieder aufzupolieren.

Es ist davon auszugehen, dass die sportliche Abteilung des SCB in den letzten Stunden und Tagen alle Aspekte abgewogen und sich auch die Frage gestellt hat, ob Aaltonens (sofortige) Verpflichtung womöglich auch ein Störfaktor im Team sein könnte. Aaltonen hat wie jeder andere eine zweite Chance verdient, da er nicht als überführter Betrüger nach Bern kommen würde. Ihm muss aber, ob in Bern oder sonstwo, bewusst sein und auch klar gemacht werden, dass er sich weitere solche oder ähnliche Ausrutscher schlicht nicht mehr leisten kann, ohne die eigene Karriere zu gefährden. Oder anders gesagt: Sein Vergehen muss ein für alle mal Schnee von gestern sein.

Update folgt…