Konkurs eröffnetDas Nata-Café am Bahnhof Erlenbach ist pleite
Die portugiesische Bäckerei mit Café im Erlenbacher Bahnhofsgebäude ist unerwartet in den Konkurs geschlittert. Die Chancen auf eine Nachfolge stehen schlecht.
Mit fragendem Blick mustert eine Passantin das Nata-Café am Bahnhof Erlenbach. Das Licht ist aus, die gelben Storen bis zur Hälfte heruntergelassen. Hinter der verschlossenen Eingangstür klebt ein handgeschriebener Hinweis an der Glasscheibe.
Aus «persönlichen Motiven» sei das portugiesische Lokal vorübergehend geschlossen, heisst es in gebrochenem Deutsch. «Das ist schon seit etwa zwei Wochen so», merkt eine Erlenbacherin an, die zufällig vorbeigeht. Was passiert sei und wann das Café im Bahnhofsgebäude wieder aufgehe, wisse sie nicht.
Ein Blick ins Handelsregister zeigt, dass die Schliessung wohl alles andere als vorübergehend ist. Die Firma hinter dem Lokal befindet sich in Liquidation. Das Bezirksgericht Zürich hat der Nata Café GmbH den Konkurs eröffnet.
«Schade für die Gemeinde»
Das Nata-Café zog im Januar 2019 in die zentrale Liegenschaft am Bahnhof. Namensgebend für den Betrieb ist die traditionelle portugiesische Süssspeise «Pastel de Nata» – eine Art Blätterteigtörtchen mit Puddingfüllung – die als fester Bestandteil zum Sortiment gehörte. Aber auch frisches Brot und andere Patisserieprodukte wanderten in der Bäckerei mit Café über die Theke.
Was genau den Betrieb in finanzielle Schieflage brachte, ist bisher unklar. Für eine Anfrage dieser Redaktion war der Betreiber am Dienstag nicht erreichbar. Die Website des Erlenbacher Cafés wurde derweil bereits vom Netz genommen.
Das Ende komme unerwartet, sagt eine Leserin dieser Zeitung: «Wenn ich dort war, war das Café immer gut besucht», erzählt sie am Telefon. Beim Warten auf den Bus sei sie regelmässig in das gemütliche Lokal eingekehrt. «Es ist schade, dass die Gemeinde nun schon wieder eine Bäckerei verliert.»
Nicht die erste Bäckerei
Tatsächlich scheint Erlenbach für das Geschäft mit Backwaren kein einfaches Pflaster zu sein. Auch schon der Vorgänger der portugiesischen Bäckerei – die Bäckerei Keller – musste seine Pforten wegen eines Konkurses schliessen. Dies, als die Bäckereikette aus dem Zürcher Unterland Ende 2018 sämtliche Filialen aufgab. Zusammen mit dem Betrieb in Erlenbach waren damals insgesamt rund 100 Angestellte vom Firmenende betroffen.
Und auch weiter unten im Dorf verkündete die Traditionsbäckerei und Konditorei Café Brändle erst vor gut einem Jahr das Aus. Grund dafür war die Sanierung des altehrwürdigen Riegelhauses an der Seestrasse. Nach den Bauarbeiten wieder ins Gebäude zurückzukehren, kam unter anderem aufgrund der anschliessend höheren Mietkosten nicht infrage.
Keine Nachfolge in Sicht
Doch wie geht es nun im Erlenbacher Bahnhofsgebäude weiter? Die Eigentümerin der Liegenschaft, die SBB, bestätigt, dass das Nata-Café dauerhaft geschlossen bleibt. Eine Nachfolge für die Bäckerei ist zurzeit nicht in Planung.
Unter anderem deshalb, weil die SBB das heutige Bahnhofsgebäude eigentlich mit einer neuen 25-Millionen-Franken Überbauung ersetzen wollten. Das Vorhaben stiess in der Gemeinde jedoch auf Widerstand – weshalb die Mehrheit der Erlenbacher Stimmbevölkerung vergangenen November einer Aufhebung des Gestaltungsplans für das betroffene Gebiet zustimmte.
Dies verunmöglicht den geplanten Neubau. Die SBB warten nun die neue Umsetzungsvorlage der Gemeinde ab, wie SBB-Mediensprecher Martin Meier sagt. «Im Moment bestehen, auch aufgrund des unerwarteten Konkurses des Nata-Cafés, keine konkreten neuen Pläne für das Areal.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.