Kommentar zu Patzern bei LonzaPlötzlich in der Weltspitze – und dann damit überfordert
Lonzas rasanter Umbau zum weltgrössten Biotechpharmazulieferer ging zu schnell. Er sprengte fast das Vispertal und offenbarte die Schwächen der Konzernstrukturen.

So weit muss man erst mal kommen: Über Jahre hinweg hat der Verwaltungsrat Lonza zu einem Vorzeigeunternehmen aufgebaut. Als Herstellerin des mRNA-Wirkstoffes für Moderna wurde der Konzern mit seiner Produktionsanlage im Wallis weltweit berühmt.
Dennoch gelingt es Lonza nicht, seinen Chefposten angemessen zu besetzen. Dreimal mussten die Konzernchefs in kurzer Folge unvermittelt gehen, weil sie nicht länger tragbar waren. Entweder schadeten sie der Firmenkultur oder konnten nicht mit Investoren kommunizieren.
Lonza hat sich in einem rasanten Tempo von einem Chemieunternehmen, das Kunstdünger für die Landwirtschaft produziert, zu einem Biotechkonzern entwickelt. Er stellt aus Säugetierzellen oder Mikroorganismen Antikörper her, wie sie für die Krebstherapie eingesetzt werden. Lonza ist in diesem Bereich zum weltgrössten Auftragsfertiger für die Pharmaindustrie geworden.
Die Infrastruktur in Visp kam kaum mit
Der Aufstieg des Basler Konzerns in die Topliga ging aber zu schnell. Zum einen sprengte er fast das Vispertal. Lonza betreibt zwar weltweit Produktionsanlagen, aber in Visp steht nach wie vor eine seiner grössten und wichtigsten. Die Infrastruktur in Visp, der Bau von Wohnungen, Kitas und Schulen, kam fast nicht mit. Während der Pandemie musste der Bund helfen, Fachkräfte für die Produktion des Covid-Impfstoffes zu finden.
Zum anderen überforderte Lonzas Erfolg die eigenen Strukturen. Das zeigte sich etwa daran, dass es keine richtige Investorenbetreuung gab. Ein Weltkonzern, der im wichtigsten Börsenindex der Schweiz gelistet ist, kann sich zudem nicht leisten, dass womöglich kursrelevante Informationen im «Walliser Boten» auftauchen. Lonza schaffte es jedoch erst vor kurzem, seine Medienstelle am Basler Konzernsitz zu zentralisieren.
Die neue Chefin oder der neue Chef muss Lonza nicht mehr technologisch-operativ voranbringen, sondern für neuen Teamgeist, einen funktionierenden Dialog mit Investorinnen sowie mit den Pharmakunden sorgen.
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