Kolumne Schweizer PolitikStandpauke von Badran, Selbstkritik (ähm?) von Blocher
«Gahts öi eigentli na!», «Das wurmt mich heute noch» – die bemerkenswertesten Schweizer Politzitate dieser Woche.

Falls Sie langsam genug haben von Nachrichten über Donald Trump – wir fühlen mit Ihnen. Im Bundeshaus waren viele Medienschaffende am Dienstagabend froh, über die Fraktions-Hearings für die Bundesratswahl statt über Trump schreiben zu dürfen. Eine Gruppe, die vor dem Fraktionszimmer der Grünliberalen wartete, fing sich dafür allerdings eine Standpauke der vorbeischlendernden SP-Nationalrätin Jacqueline Badran ein. «Die Welt steht kopf, und ihr schreibt über ein Hearing von Bundesratskandidaten bei der GLP!», herrschte Badran die Wartenden an – und weiter: «Gahts öi eigentli na!» Würde Badran die Ukraine präsidieren, hätte sie diesen Satz letzten Freitag vermutlich dem US-Präsidenten und seiner Entourage im Oval Office entgegengeschleudert.
Zwei Herren schwelgen in Erinnerungen
Eine Standpauke anderer Art gab es diese Woche von Christoph Blocher (SVP) und Hans-Rudolf Merz (FDP): Die beiden Alt-Bundesräte forderten in einem Doppelinterview der NZZ harte Sparmassnahmen für die Verwaltung – und schwelgten in Erinnerungen an ihre eigenen Effizienzprogramme. Blochers Direktunterstellte hätten ihm darlegen müssen, «wie man die Kosten um mindestens 30 Prozent in ihrem Bereich senkt». Am Ende seien es sogar 32 Prozent geworden. «Das wurmt mich heute noch», so Blocher: «Ich hätte 50 Prozent vorgeben müssen.» Eigenlob als Selbstkritik zu verkaufen, war auch immer schon eine Art Effizienzprogramm.
Was sagte er früher dazu? – Überraschung!
Interessant ist übrigens, was Blocher zu diesem Thema während seiner Amtszeit als Justizminister sagte. In einem Interview mit der «Südostschweiz» aus dem Jahr 2005 erklärte er: «Ich wollte mit meinem Programm die Kosten um 20 Prozent senken. Am Schluss sind 22 Prozent herausgekommen. Da habe ich einen Fehler gemacht; ich hätte das Ziel bei 30 Prozent ansetzen müssen.» Ja, was denn nun - 20, 22, 30, 32 Prozent? Egal: Blocher beweist zumindest Sparsamkeit und Effizienz im Umgang mit seinen eigenen Textbausteinen.
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