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Meinung

Kolumne «Miniatur des Alltags»
Als Autofahrerin die Geduld in Person

Die Bauarbeiten sind beendet, die Fahrt ist wieder frei – aber war wirklich Geduld im Spiel?
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Die Durchfahrt auf Horgens Seestrasse war monatelang erschwert. Denn der Kanton sanierte im Ortsteil Käpfnach die Seestrasse, sie war darum nur einspurig befahrbar. Zu Stosszeiten kam der Verkehr dadurch immer wieder zum Erliegen.

Phasenweise war die Verkehrssituation auf der Seestrasse prekär in den vergangenen Monaten.

Mittlerweile sind die gröbsten Bauarbeiten erledigt – nur noch kleinere Abschlussarbeiten sind im Gang –, und der Verkehr fliesst wieder normal. Am Strassenrand steht darum nicht mehr die Tafel, die darauf hinweist, wie lange die Bauarbeiten noch dauern. Sondern eine, mit der sich das Tiefbauamt bei den Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern für ihre Geduld bedankt.

Diese an sich nette Geste hat mich komplett auf dem falschen Fuss erwischt. Geduld, da gibt es nichts schönzureden, gehört nämlich nicht zu meinen Tugenden. Beim Autofahren schon gar nicht. Ich erinnere mich genau, wie ich hinter einem Lieferwagen an besagter Ampel bei der Avia-Tankstelle stand. Am Lieferwagen vorbei sah ich, dass unsere Ampel orange blinkte – wir konnten fahren. Der Lieferwagen vor mir blieb aber stur stehen. «Jetzt fahr doch endlich, du §ç%@&§#ç[#£!», rief ich ihm zu – nur um sogleich kräftig zu hupen. Dass neben der Ampel ein Polizist stand, der den Verkehr regelte, hatte ich nicht gesehen.

Nun wird mir also für mein Verhalten gedankt. Und ich fühle mich ertappt. Wie wenn ich als Autofahrerin die Geduld in Person wäre … Ich komme nicht umhin, an eine Psychologie-Vorlesung zurückzudenken. Die Dozentin empfahl damals, wenn der Service in einem Restaurant besonders schlecht sei, sei er mit einem umso grösseren Trinkgeld zu belohnen. Die Idee dahinter: Durch schlechtes Gewissen einen Lerneffekt erzielen.

Auch ich hatte angesichts der «Danke für Ihre Geduld»-Tafeln einen luziden Moment. Vielleicht sollte das Tiefbauamt darüber nachdenken, solche Tafeln präventiv am Strassenrand aufzustellen.

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