Kolumne «Dorfgeflüster»Springkonkurrenz auf der Bocciabahn
Warum der Bau einer Bocciabahn in einer Siedlung am Zürichsee niemals falsch sein kann.
Als ich mit meiner Familie vor einigen Jahren in die Neubausiedlung in Männedorf zog, waren wir beeindruckt. Die Wohnung war (ist) schön und so auch der Umschwung: eine wunderschöne Grünanlage in direkter Nähe zum Zürichsee.
Zudem – und auch das fanden wir toll – hatten die Planer der Siedlung eine Bocciabahn in die Gartenanlage gebaut. Die Vorstellung war klar: An warmen Sommerabenden trifft sich die Nachbarschaft bei einer gepflegten Partie Boccia zum Apéro. Mediterranes Feeling am Zürichsee!
Das war zumindest der Plan. In der Realität zeigte sich jedoch schnell, dass beim Bau der Bahn eher der Wunsch der Vater des Gedankens war. In den ersten Jahren wurde die Bocciabahn hin und wieder benutzt. Mittlerweile muss aber konstatiert werden, dass die Begeisterung für den Bocciasport überschätzt wurde. Mediterrane Treffen mit Cüpli und Bocciakugeln finden jedenfalls nicht statt.
War der Bau dieser Bahn nun ein Fehler?
Ganz sicher nicht! Die mit Sand gefüllte Bahn wurde nämlich schnell anderweitig in Beschlag genommen – vor allem von den Kindern der Siedlung. Eine «Nutzergruppe» sticht dabei besonders heraus: Es handelt sich um pferdebegeisterte Mädchen. Diese veranstalten fast täglich Springkonkurrenzen auf der Bocciabahn. Mit Steckenpferden springen sie über selbst gebaute Hindernisse und haben dabei einen Riesenspass. Die Bahn ist aber auch bei den Jungs in der Siedlung hoch im Kurs. Sie düsen mit ihren ferngesteuerten Autos durch den Sand.
Die Moral der Geschichte? Baut Bocciabahnen, liebe Siedlungsplaner. Sie werden auch genutzt, wenn gerade niemand Kugeln werfen will. Und wer weiss: Vielleicht wird Boccia in einigen Jahren plötzlich zum Trendsport. Dann sind wir bei uns in der Siedlung optimal ausgerüstet.
Fehler gefunden?Jetzt melden.