Kolumne «Dorfgeflüster»Herrliberg, ein Dorf von Siegern?
Herrliberg feiert derzeit zwei Sporthelden. Aber weshalb eigentlich auch ausgerechnet einen, der gar nicht hier wohnt?
«Der Sieger hat viele Freunde», besagt ein altes Sportzitat. Wie viel Wahres in diesem Satz steckt, zeigt sich derzeit in Herrliberg.
Wer auf der Forchstrasse, der Hauptverkehrsachse, durch das Dorf fährt, wird aktuell gleich zweimal mit sportlichen Höchstleistungen konfrontiert.
«Wir gratulieren Kay-Lyn zu Gold», prangt etwa auf einem weissen Plakat am Fusse des Kirchenhügels. Daneben sind die Logos der Gemeinden Herrliberg und Meilen sowie jenes des Schwimmclubs Meilen zu finden.
Ehre, wem Ehre gebührt: Ende Juli holte die 15-jährige Herrlibergerin Kay-Lyn Löhr an den Europäischen Olympischen Jugendspielen über 200 Meter Brust die Goldmedaille. Es handelt sich um die erste Medaille für das Schweizer Schwimmteam überhaupt seit Einführung der Europäischen Olympischen Jugendspiele 1991. Klar, dass es sich da der Herrliberger Gemeindepräsident Gaudenz Schwitter (FDP) nicht nehmen liess, persönlich zu gratulieren.
Geschichte schrieb indes auch Nils Stump. An der Judo-Weltmeisterschaft in Doha siegte der 26-Jährige im Mai in der Kategorie bis 73 Kilogramm – ebenfalls als erster Schweizer überhaupt.
Ein oranges Plakat unter anderem versehen mit dem Hashtag (#) unstumpable macht an der Ecke Forchstrasse/Humrigenstrasse auf den historischen Triumph aufmerksam.
Bloss: Anders als Kay-Lyn Löhr stammt der Judoka nicht aus Herrliberg. Aufgewachsen in Uster, lebt Stump heute im aargauischen Windisch. Wenig überraschend wurde der Sportler denn auch in beiden Gemeinden für seinen Weltmeisterschaftserfolg geehrt.
Dass Stumps Triumph auch im Zentrum Herrlibergs Anerkennung findet, ist einem besonderen Fan geschuldet, wie eine Nachfrage beim Judoclub Uster, dem Weltmeisterclub, ergibt. Der 15-jährige Gian Frei ist aber nicht nur Bewunderer, sondern selber ein grosses Talent. In seiner Kategorie gehört der Herrliberger bereits zu den drei besten der Schweiz. Gut möglich also, dass sich Herrliberg ans Siegen gewöhnen darf.
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