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Meinung

Kommentar zum Rücktritt von Roger Köppel
Köppel wird im Bundeshaus nicht fehlen

Starke mediale, fehlende sachpolitische Präsenz: Roger Köppel 2019 an einer Diskussion des SVP-Vorstands des Kanton Zürich.

Roger Köppel, Zürcher SVP-Nationalrat, «Weltwoche»-Chefredaktor und -Verleger, geht, wie er gekommen ist: mit einem Knall. Überraschend tritt er per Ende Legislatur aus dem Nationalrat zurück, weil er sich auf die «Weltwoche» konzentrieren will. Die Schlagzeilen sind ihm auch bei seiner Rücktrittsankündigung gewiss – wie immer, wenn er etwas sagt, macht oder auch nur laut denkt. 

Dieser Vorgang steht sinnbildlich für die Ambivalenz des Phänomens Roger Köppel: Hier tritt einer ab, der in Bundesbern sachpolitisch bescheidene Spuren hinterlassen hat. Der kein einziges Geschäft massgeblich geprägt hat. Der als grösster Schwänzer galt, weil er jede fünfte Abstimmung verpasste (auch europapolitische Entscheide, die für ihn besonders wichtig waren). Der im Saal selbst bei physischer Präsenz mit mentaler Abwesenheit auffiel, weil er seine «Weltwoche»-Editorials in die Tasten haute. Der insofern dem politischen Betrieb nicht fehlen wird. 

«Zuletzt verspielte Köppel mit seiner ausgeprägten Putin-Nähe viel politisches Kapital. Die Lust an der Provokation, der reflexartige Bezug der alternativen Meinung kippte zusehends ins Bizarre.»

In scharfem Kontrast dazu stand stets seine starke mediale Präsenz. Für seine Partei war sie anfangs ein Segen. Köppel leitete seine Argumente rhetorisch brillant her und setzte die politischen Gegner mit seiner Eloquenz regelmässig schachmatt. Für die bei seinem Amtsantritt vor acht Jahren noch hemdsärmeliger geprägte SVP war er daher eine strategisch zentrale Figur. Kein Wunder, erzielte der begnadete Wahlkämpfer bei den Wahlen 2015 die höchste Stimmenzahl für den Nationalrat aller Zeiten.

Doch diese Phase ist vorbei. Zuletzt verspielte Köppel mit seiner ausgeprägten Putin-Nähe viel politisches Kapital. Die Lust an der Provokation, der reflexartige Bezug der alternativen Meinung kippte zusehends ins Bizarre.

Seine notorischen Absenzen und sein Desinteresse für die politische Feinmechanik in den Kommissionen haben ihm viele Fraktionsmitglieder nachgesehen, aber seine glühenden Verteidigungsreden für den russischen Angriffskrieg wurden zunehmend zum Problem, wie es hinter vorgehaltener Hand heisst. Wie sollte sich die SVP glaubwürdig gegen das Image einer russlandfreundlichen Partei wehren und ihrem unbedingten Neutralitätsanspruch gerecht werden, wenn doch ihre lauteste und medial präsenteste Stimme für eine alternative Betrachtung des Krieges warb?

Provozieren wird Roger Köppel weiterhin, denn der Widerspruch bereitet ihm Freude. Mit der Entflechtung seiner politischen und unternehmerischen Rollen dürfte der Flurschaden aber zumindest für die SVP geringer werden.