Knatsch in der Formel 1Weltmeister Verstappen provoziert seine Gegner – Norris redet von «Comedy»
Nach seinem vierten Titel glänzt der Niederländer mit einer Portion Überheblichkeit. Vor dem Grand Prix von Katar reagiert die Konkurrenz. Und das ziemlich souverän.
- Max Verstappen behauptet, er wäre auch mit McLaren Weltmeister geworden.
- Lando Norris reagiert vor dem Grand Prix von Katar auf die Aussage.
- Verstappen sieht keine Notwendigkeit, das Gesagte abzuschwächen.
Es gab Momente in dieser Saison, da bangte Max Verstappen um seinen vierten WM-Titel in Serie. Da steckte er mit seinem Red Bull in einem Tief und es glänzten andere.
Allen voran Lando Norris, 25-jähriger Brite, Sympathieträger mit Wuschelfrisur, so anständig, dass er den Mechanikern von McLaren am Sonntag nach dem Rennen manchmal noch beim Abbau des Autos hilft. Böse Worte über ihn sind kaum je gefallen. Er also hat Verstappen in dieser Formel-1-Saison gefordert, zumindest während dessen Baisse von zehn Rennen ohne Sieg. Norris ist zu so etwas wie dem Gegenstück des Niederländers avanciert, der immer wieder aneckt mit seiner Art auf und neben der Strecke.
Das ist selbst jetzt so, da sich Verstappen in Las Vegas zwei Rennen vor Saisonende den Titel gesichert hat. Der 27-Jährige sitzt nach getaner Arbeit in einer Medienrunde und plaudert über seinen grossen Triumph. Irgendwann wird er gefragt, ob er denn auch mit McLaren Weltmeister geworden wäre. Es folgt eine Antwort, wie sie vielleicht nur er geben kann. Verstappen sagt nicht einfach nur Ja oder Nein, er sagt: «Ja, sogar noch früher.»
Zack! Es ist kein Seitenhieb Richtung Norris, der satte 63 Punkte zurückliegt im WM-Klassement, es ist ein Frontalangriff, eine Ohrfeige, eine Provokation, wie sie Verstappen eigentlich nicht nötig hätte. Aber damit nicht genug. Er wäre übrigens auch im Ferrari Weltmeister geworden, schwadroniert Verstappen, dort wäre es «ähnlich gelaufen», so sagt er das.
Es sind wenige Worte, sie sagen aber viel: Norris und Oscar Piastri haben bei McLaren einen genauso schlechten Job gemacht wie Charles Leclerc und Carlos Sainz bei Ferrari. Verstappen behauptet damit auch, dass sein Red Bull nur das drittbeste Auto war in dieser Saison.
Norris sieht Red Bull auf Platz 1
Am Sonntag wird in Katar zum vorletzten Mal gerast in dieser Formel-1-Saison. Am Medientag vor dem Grand Prix wird Norris auf die Aussagen Verstappens angesprochen. Seine Reaktion: «Er sollte mit Comedy oder so anfangen.» Dann grinst er. «Er kann sagen, was er will. Ich bin natürlich völlig anderer Meinung.» Dass er nicht das Maximum aus seinem Auto herausgeholt haben soll, sei «einfach nicht wahr».
Und das sagt Norris auch noch: Red Bull würde auch die Konstrukteurswertung gewinnen und nicht hinter McLaren und Ferrari liegen, «wenn es zwei so gute Fahrer hätte wie Max. Als Team hat Red Bull wahrscheinlich immer noch die beste Arbeit geleistet».
Sergio Pérez aber kann auch im dritten gemeinsamen Jahr nicht ansatzweise mithalten mit Verstappen. Der Mexikaner liegt derzeit auf WM-Rang 8. Es ist eine Schmach für den Routinier, dessen Zukunft trotz Vertrags bis 2026 ungewiss ist. Norris, der mit Piastri einen deutlich schnelleren Widersacher im eigenen Team hat, sagt: «Es hat Vor- und Nachteile, einen starken Teamkollegen zu haben. Max hat niemanden, der ihn fordert, niemanden, der andere Dinge mit dem Auto ausprobiert.» Auch Tests, welche Einstellungen am Auto besser funktionierten, seien unmöglich, «wenn niemand da ist, der auf demselben Niveau fährt». Umso beeindruckter sei er von Verstappens Leistung, «er tut eine Menge Dinge phänomenal». Norris reagiert also gelassen auf die Provokation, er sagt sogar: «Wir sind immer noch gute Freunde.»
Leclerc sagt: «Das Selbstvertrauen macht Max so besonders»
Natürlich wird auch Leclerc auf die Aussagen des Weltmeisters angesprochen. Der Monegasse liegt mit seinem Ferrari auf WM-Rang 3. «Max ist ein ganz besonderer Fahrer», beginnt der 27-Jährige. Und sagt dann: «Ich denke, was ihn so besonders macht, ist auch das Selbstvertrauen, das er hat.» Auch Leclerc übt sich also in Diplomatie. «Es ist sehr schwierig, so etwas zu sagen, wenn man nicht weiss, wie sich unser Auto wirklich anfühlt. Ich weiss nicht, wie der Red Bull oder der McLaren ist. Und er weiss nicht, wie der Ferrari ist.»
Verstappen selbst hat vor dem GP von Katar keine grosse Lust mehr, über das Thema zu reden. Abschwächen mag er das Gesagte aber auch nicht. «Ich weiss sehr gut, was ich kann und was nicht.»
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