Top 10 der KönigsklasseVerstappen ist Weltmeister – doch wer ist der grösste Formel-1-Fahrer? Unser Ranking
Dem Niederländer ist der vierte Titel in Serie nicht mehr zu nehmen. Er schliesst damit auf zu Legenden des Sports. Doch an einem wird selbst er nie vorbeikommen.
Für Max Verstappen geht es gemächlich zu auf der Rennstrecke. Der Niederländer sitzt in einem Rolls-Royce auf dem Rücksitz, neben sich Gianpiero Lambiase, seinen Renningenieur, und lässt sich durch die Strassen von Las Vegas fahren.
Der 27-Jährige ist im Spektakel-Grand-Prix gegen Mitternacht Ortszeit zwar nur Fünfter geworden hinter den Mercedes von George Russell und Lewis Hamilton sowie den Ferrari von Carlos Sainz und Charles Leclerc. Und doch ist der Luxuswagen standesgemäss. Schliesslich krönt er sich zwei Rennen vor Saisonende zum Formel-1-Weltmeister. Mit seinem vierten Titel in Serie holt er Grössen dieses Sports ein. Wir ordnen ein, wo Verstappen steht – in unserem subjektiven Ranking.
Ayrton Senna
Die nackten Zahlen sprechen nicht für Ayrton Senna. Dreifacher Weltmeister, 41 Grand-Prix-Siege, das reicht nicht, um mit den Erfolgreichsten seines Sports mitzuhalten. Der Grösste ist er gleichwohl.
Als er am 1. Mai 1994 in die Betonmauer der Tamburello-Kurve von Imola kracht und später im Spital von Bologna stirbt, hält die ganze Welt den Atem an. Mit Senna geht «The Magic», der Magische. Bernie Ecclestone, der Chef der Formel 1, sagt: «Als hätte man Jesus live ans Kreuz genagelt.»
Senna fasziniert die Massen, nicht nur daheim in Brasilien, wo er Millionen Menschen Hoffnung gibt. Senna liest die Bücher von Shakespeare und Freud, spielt Klavier, sammelt Kunst und zitiert Philosophen. Er ist der Intellektuelle, der entgegen aller Vernunft sein Leben riskiert, um seinen Anhängern in der Armut ein paar schöne Momente zu bescheren.
Senna steht lautstark hin, wenn ihm etwas missfällt, er wehrt sich gegen Ungerechtigkeiten. Privat ist er nachdenklich, schüchtern, verletzlich. Die Kombination begeistert die Menge wie das wahnsinnige Duell, das er sich mit Alain Prost liefert. Senna verliert dabei ab und zu. Und ist selbst in der Niederlage grösser als sein Sport.
Michael Schumacher
Als Michael Schumacher 1996 als zweifacher Weltmeister zur Scuderia Ferrari stösst, hat diese lange nichts mehr zu feiern gehabt. Der letzte Konstrukteurstitel liegt 13 Jahre zurück, der letzte Fahrertitel von Jody Scheckter 17 Jahre. Und nun also soll ausgerechnet ein Deutscher zum Heilsbringer werden.
Schumacher ist Teil eines genialen Triumvirats mit Teamchef Jean Todt und dem technischen Direktor Ross Brawn. Sie führen Ferrari an die Spitze. 1999 gibt es den Titel für das Team, 2000, 2001, 2002, 2003 und 2004 die Fahrertitel 3 bis 7 für Schumacher. Er, der mit Mitteln an und über der Grenze des Erlaubten für seine Erfolge kämpft, wird zum grossen und streitbaren Star der Szene. Als er 2012 nach einem Comeback bei Mercedes zurücktritt, hat er 91 Siege gefeiert. Ein Jahr später erleidet Schumacher bei einem Skiunfall schwere Kopfverletzungen. Seither wird er zu Hause in Gland am Genfersee gepflegt.
Lewis Hamilton
Vielleicht ist Lewis Hamilton der meist unterschätzte Rennfahrer der Formel 1 – obwohl der Mann siebenfacher Weltmeister ist und den Rekord mit Schumacher hält. Er habe halt von seinem Team Mercedes profitiert, das 2014 die Umstellung auf die Turbo-Hybrid-Antriebe am besten meisterte, heisst es allenthalben.
Dabei wird vergessen, dass Hamilton für die Entwicklung des Autos mitverantwortlich war. Und, das vor allem: dass er sich gegen seine Teamkollegen bis auf 2016 immer durchsetzte. Damals gewann Nico Rosberg die WM. Der Deutsche verbrauchte im Duell so viel Kraft, dass er Ende Saison zurücktrat. Hamilton ist immer noch da, hat nun schon 105-mal gewonnen, so oft wie keiner vor ihm. Zudem hat der einzige dunkelhäutige Pilot eine Strahlkraft über den Sport hinaus: mit seinem Einsatz gegen Rassismus, mit seinem Jetset-Leben oder seinem Faible für ausgefallene Mode.
Juan Manuel Fangio
Juan Manuel Fangio ist der direkte Vorgänger von Hamilton – auch wenn zwischen den beiden Karrieren ein halbes Jahrhundert liegt. Fangio wurde 1954 und 1955 Weltmeister mit Mercedes. Bis 2014 blieb es der letzte Titel für die Deutschen.
Der Argentinier ist die prägende Figur, als die Formel 1 ihre ersten Runden dreht. Den Triumph in der Premierensaison muss er noch dem Italiener Giuseppe Farina überlassen, doch schon 1951 schlägt Fangio ein erstes Mal zu. Bis zum Ende seiner Karriere 1958 sammelt er fünf Titel und 24 Siege. Die letzte Zahl klingt nach wenig, ist es aber nicht. Damals werden pro Jahr nur zwischen sieben und neun Rennen gefahren. In Fangios Statistik steht daher eine Ziffer, die kein anderer Fahrer nur ansatzweise erreicht: Er hat 47,06 Prozent all seiner Grands Prix gewonnen.
Alain Prost
Er ist das Gegenstück zu Ayrton Senna: Alain Prost, genannt der Professor. Der kühle, berechnende Franzose wächst im erbitterten Duell gegen den emotionalen Brasilianer über sich hinaus und wird zu einem der prägendsten Piloten der Formel 1. Es ist ein McLaren-interner Zweikampf, den er gegen Senna führt – und als er 1990 zu Ferrari wechselt, geht er in die nächste Runde.
Die Duelle sind geprägt von unfairen Manövern, verbalen Attacken, Dramen und Intrigen. Prost wird viermal Weltmeister und gewinnt 51 Rennen. Vor seinem Karriereende kommt es zur Versöhnung mit Senna. 1994, im Jahr nach Prosts Rücktritt, schickt Senna während des Trainings in Imola per Funk eine Grussbotschaft an Prost, der für das französische Fernsehen kommentiert: «Einen besonderen Gruss an meinen Freund Alain. Wir vermissen dich, Alain.» Zwei Tage später kracht er in die Betonmauer der Tamburello-Kurve.
Max Verstappen
Was ist Max Verstappen nicht für ein Wunderkind. Er steigt direkt von der Formel 3 in die höchsten Sphären seines Sports auf, da ist er noch keine 18. Nach nicht einmal eineinhalb Saisons bei Toro Rosso räumen sie für ihn schon einen Platz frei bei Red Bull. Und was macht der Niederländer? Er gewinnt in Montmeló 2016 sein allererstes Rennen für das Mutterteam und lässt den Rennstall von der Rückkehr an die Spitze träumen.
Doch das Traumgespann muss sich gedulden. Seinen ersten Titel gewinnt Verstappen 2021 im Finalrennen von Abu Dhabi, bei dem die Entscheidungsträger die Regeln zu seinen Gunsten dehnen. Danach gibt es kein Halten mehr, in zwei Saisons gewinnt er 34 von 44 Rennen – mittlerweile steht er bei 62 Siegen –, krönt sich dreimal zum Weltmeister – und tut das nun in Las Vegas zum vierten Mal.
Die weiteren Plätze: 7. Sebastian Vettel (4 Titel, 53 Siege). 8. Jackie Stewart (3 Titel, 27 Siege). 9. Niki Lauda (3 Titel, 25 Siege). 10. Nelson Piquet (3 Titel, 23 Siege).
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