Knall bei YBCEO Greuel gibt im Machtkampf mit Spycher auf
Der Deutsche verlässt die Young Boys nach acht Jahren als Geschäftsführer. Ihm passte nicht, dass Christoph Spycher immer noch mehr an Einfluss dazugewonnen hat.
Die Nachricht platzt mitten in den Endspurt der Meisterschaft. YB-CEO Wanja Greuel verlässt den Club auf Ende Juni. Das geben die Berner am Sonntagnachmittag bekannt, ausgelöst durch eine Recherche der «NZZ am Sonntag».
Greuel stieg 2016 bei YB zum CEO auf, fast gleichzeitig mit Christoph Spycher, der als Sportchef übernahm. Nun geht der Deutsche nach bald acht Jahren zwar freiwillig, aber er tut das ernüchtert von einem Machtkampf, den es schon länger gibt.
Hier die höchst erfolgreiche, aber eher konservative und manchmal sogar biedere Sportabteilung. Da der Kommerzbereich, der früh Trends erkennt und manchmal eher etwas zu viel als zu wenig probiert. Es sind Welten, die aufeinandertreffen. Und je länger, je mehr liessen sich die Welten nicht mehr zu einem stimmigen Ganzen vereinen.
Greuel störte sich daran, dass Spycher vor zwei Jahren in den Verwaltungsrat befördert wurde. Er hingegen aber keinen Platz im Gremium fand. Und als die Besitzerfamilie Rihs im Februar Spycher gar noch zum Mitbesitzer machte, wird Greuel gespürt haben, dass für ihn die Zeit bei YB gekommen war. Seine Kündigung ist insofern nur konsequent.
Greuel eckte mit seiner forschen Art an – intern wie bei manchen Sponsoren. Aber mit seiner Ansicht ist er nicht allein, die Machtfülle von Spycher gefällt längst nicht allen im Betrieb. Wobei die Young Boys nur dank der sportlichen Erfolge und der Millionen, die diese Erfolge in den Club spülten, in der Schweiz auch abseits des Platzes eine Vorreiterrolle übernehmen konnten. Das war nicht zuletzt auch Greuel bewusst. Das strich er in Gesprächen immer wieder heraus.
Greuels Abgang ist ein Verlust für YB
Unter Greuel suchte YB immer nach neuen Möglichkeiten, den Erfolg auch abseits des Platzes zu monetarisieren. Er modernisierte den Club in vielen Bereichen, im Marketing, im Ticketing, in sämtlichen digitalen Sparten. Mittlerweile reisen Vertreter von Bundesliga-Clubs nach Bern, um sich von der Arbeit von YB inspirieren zu lassen.
Er hat ein gutes Gespür dafür, in welche Richtung sich das Fussballgeschäft entwickelt. Auch, weil er seit Jahren im Vorstand der Europäischen Clubvereinigung (ECA) sitzt. Sein Abgang ist für YB ein Verlust. VR-Präsident Hanspeter Kienberger sagt, Greuel habe massgeblich dazu beigetragen, dass der Club neben dem sportlichen Erfolg auch wirtschaftlich erfolgreich gewachsen sei.
Greuels Abgang komplettiert eine komplizierte Saison, in der die Young Boys nicht nur Trainer Raphael Wicky entlassen mussten, sondern unter anderem auch der Abgang von Stürmerlegende Jean-Pierre Nsame für Misstöne sorgte. Immer wieder liessen die Young Boys vermissen, was sie lange so ausgezeichnet hatte: Ruhe.
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