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Klassik in Winterthur
Die Frühlingsfeier mündet in einen wilden Tanz

Der Winterthurer Komponist Alfred Felder sitzt mit Notenblättern auf einer Holzplattform vor einem modernen Gebäude. Bild von Marc Dahinden, 25.05.2017.
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Goethes Klassiker «Faust I» hat es Alfred Felder angetan. Vor allem eine Szene daraus, die «Walpurgisnacht». Darin führt der teuflische Mephisto den nimmersatten Gelehrten Doktor Faust mitten hinein in das exzessive Treiben der Waldgeister, Hexen und Dämonen. Es ist eine Frühlingsfeier, die den Gipfel irdischer Genüsse verspricht. Felder hat dazu im Auftrag des Musikkollegiums Winterthur eine mehrstündige Oper in drei Akten komponiert. Es ist eine für Klassikfans gut zugängliche Musik, denn Felder bleibt den Tonarten treu.

Den ersten und dritten Akt gibt es nun im Stadthaus zu hören, in einer konzertanten Aufführung mit dem Musikkollegium und den Zurich Chamber Singers sowie Solistinnen und Solisten. Die Leitung hat der Chorleiter Christian Erny. Alle drei Akte würden den Rahmen sprengen. Felder hofft, das gesamte Werk einmal auf der Bühne erleben zu können, vielleicht im Zürcher Opernhaus. Der 1950 in Luzern geborene Komponist war bis zu seiner Pensionierung Lehrer für Violoncello am Konservatorium Winterthur und lebt in Oberwinterthur.

Herr Felder, worum geht es in Ihrer Oper «Walpurgisnacht»?

Die Walpurgisnacht ist ein Frühlingsfest. Darin danken wir der Natur dafür, dass sie uns nährt und wärmt. Goethe hat eine Traum- und Zauberwelt gedichtet, die mich unglaublich fasziniert. Und seine Texte verlangen geradezu nach Musik. Meine Musik verstärkt diese Traumwelt, die genauso real sein kann wie die wirkliche.

Die Walpurgisnacht als Dankfest, das klingt sehr harmonisch. Es sind aber auch dämonische Kräfte am Werk. Wie sehen Sie das?

Ja, Goethe hält unserer Lebensweise den Spiegel vor. Wir sind rastlos, wollen immer mehr. Das ist sicher auch ein Aspekt. Interessant ist: In seinen Skizzen hatte Goethe etwas Grösseres mit der Walpurgisnacht vor. Es hat dazu viele derbe Sprüche und obszöne Sachen notiert, die er dann nicht verwendet hat. Ich finde sie grossartig und habe sie in meine Oper eingebaut. Darin zeigt sich der grosse Dichter als ein Mensch wie du und ich. Die Verse aus Goethes unveröffentlichtem Skizzenheft werden hier erstmals aufgeführt. Der «Faust» erscheint damit in einem neuen Licht.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Gern. Der Satan sagt zu den «Weibern»: «Für euch sind zwei Dinge von köstlichem Glanz: Das leuchtende Gold und ein glänzender Schwanz.»

Welchen Bezug hat Ihr Werk zur Gegenwart?

Unser Verhältnis zur Natur ist ein sehr aktuelles Thema. Wir machen die Natur kaputt, wir müssten ihr mehr Sorge tragen. Die Walpurgisnacht ist aber auch eine Feier der schönen, farbenfrohen Natur. Ich freue mich jedes Jahr über das Wunder des Frühlings, wenn alles zu spriessen beginnt.

Sie bezeichnen sich als Traditionalist. Was meinen Sie damit?

Damit meine ich, dass in meiner Musik die Tonarten immer erkennbar sind. Auch der Rhythmus ist sehr wichtig, vor allem in den Tanzszenen. Ich versuche, in meiner Musik das Archaische und Geheimnisvolle der Natur auszudrücken. Das, was unter der Oberfläche verborgen liegt. Die Oper mündet in einen verrückten Hexensabbat, zu dem ich einen wilden Tanz komponiert habe. Da geht es auch um exzessiven Sex. Die Walpurgisnacht ist ein Fruchtbarkeitsritual.

Donnerstag, 3. April, 19.30 Uhr, Stadthaus Winterthur. Einführung um 18.45 Uhr im Foyer. Zudem spricht am Dienstag, 1. April, Hans-Ulrich Munzinger mit Alfred Felder und dem Dirigenten Christian Erny (um 18.30 Uhr im Konservatorium Winterthur).