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Diakonsweihe in Küsnacht
Trotz Zölibat will dieser junge Mann Priester werden

Küsnacht, am 26.10. wird der 26-jährige Matteo Tuena in der katholischen Kirche St. Georg in Küsnacht zum Diakon geweiht, in den Klerus aufgenommen und macht damit den Schritt ins Zölibat. Tuena möchte später Pfarrer werden. „Wieso wird ein 26-jähriger katholischer Priester?, 10.10.24, Foto: Manuela Matt, manuelamatt.ch
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Etwas nervös sei er schon, wenn er an seine Diakonsweihe denke, gesteht Matteo Tuena. Der 26-jährige angehende Pfarrer ist im Puschlav in Graubünden aufgewachsen und arbeitet seit 2022 in der Katholischen Kirchgemeinde Küsnacht-Erlenbach. Bevor er an den Zürichsee kam, besuchte er das Priesterseminar in Chur. Von seinem Jahrgang ist Tuena der Einzige, der nun bereits in den Klerus geweiht wird. 

«Mein Weg ist sicherlich nicht ganz gewöhnlich», sagt er. In der Schweiz herrsche Priestermangel. Doch bereits als Jugendlicher wurde Tuena klar, dass seine Beziehung zu Gott aussergewöhnlich ist. Schon damals habe er mit dem Gedanken gespielt, Priester zu werden.

Erstes Gebet in der Oberstufe

Tuena wuchs in einer katholischen Familie auf und besuchte jede Woche die Messe in Poschiavo. Als Kind sei er nicht sonderlich gerne in die Kirche gegangen. «Teilweise versuchte ich am Sonntag sogar extra lang auszuschlafen, damit ich die Messe verpassen konnte», erinnert er sich zurück.

Küsnacht, am 26.10. wird der 26-jährige Matteo Tuena in der katholischen Kirche St. Georg in Küsnacht zum Diakon geweiht, in den Klerus aufgenommen und macht damit den Schritt ins Zölibat. Tuena möchte später Pfarrer werden. „Wieso wird ein 26-jähriger katholischer Priester?, 10.10.24, Foto: Manuela Matt, manuelamatt.ch

Zum Glauben hat Tuena als Teenager gefunden. «In der Oberstufe hatte ich einige Probleme», erzählt er. Zwischendurch habe er sich gemobbt gefühlt. Immer wieder fragte er sich: «Wieso bin ich nicht so toll wie die anderen?»

Antworten auf diese Frage habe er im Vorbereitungskurs für die Firmung gefunden. «Als ich nach einem Gruppentreffen aller Firmanden nach Hause kam, betete ich in meinem Zimmer zum ersten Mal», erzählt er. An der Firmung einige Wochen später habe er sich von der Liebe Gottes angenommen gefühlt. «Ich spürte durch eine Wärme, die sich wie eine Umarmung anfühlte, dass Gott einen Plan für mich hat, genauso wie er mich erschaffen hat.»

In dieser Zeit wurde Tuena klar, dass er Priester werden möchte. Damals war er 14 Jahre alt. «Ich spürte eine Berufung», sagt er heute rückblickend.

Kritik an katholischer Kirche

Dass die katholische Kirche als Institution heutzutage sehr umstritten ist, weiss Tuena. «Natürlich sind der Vatikan und die Amtskirche ein System, in dem Machtmissbrauch einfacher möglich ist», anerkennt er. Die katholische Kirche ist zentral organisiert mit dem Papst als Oberhaupt. Jedoch sollten wir uns laut Tuena die Frage stellen, was überhaupt gemeint ist, wenn man von der Kirche spricht.

«Für mich gehören zur katholischen Kirche nicht nur die Priester, sondern alle Getauften», beantwortet er selbst die Frage. Bis zu den 1960er-Jahren habe sich die Kirche als Gesellschaft der Ungleichen definiert. Das Zweite Vatikanische Konzil habe diese Ansicht stark relativiert. «In der Kirche sind wir alle gleich, und jeder muss für sich seine Aufgabe finden.»

An der seinen hat Tuena nie gross gezweifelt. «In den letzten zwölf Jahren bin ich erwachsen geworden, was an sich nicht einfach ist», sagt er. Jedoch habe er sich jedes Mal, wenn er versuchte, sich von seinem Weg zu distanzieren, von Gott zurückgerufen gefühlt.

Als Diakon bereits im Zölibat

Nach der Diakonsweihe muss der Bündner zölibatär leben. Als Teil des Sakraments der Weihe bringt diese Pflichten mit sich. «Ich verspreche bereits als Diakon das Zölibat», sagt Tuena. Dies, obschon es katholische Diakone gibt, die im Bündnis der Ehe leben können. «Die Weihe fixiert jeweils den Stand, in dem der zu Weihende antritt», erklärt er.

«Das Zölibat sehe ich nicht als Einschränkung», sagt Tuena. In erster Linie müsse er lernen, für sich selber da zu sein. «Als zölibatär lebender Mensch kommt man am Abend nach Hause, und niemand ist da, der sich um dich sorgt.» Doch er ist überzeugt, dass er sich dieser Herausforderung annehmen will.

Küsnacht, am 26.10. wird der 26-jährige Matteo Tuena in der katholischen Kirche St. Georg in Küsnacht zum Diakon geweiht, in den Klerus aufgenommen und macht damit den Schritt ins Zölibat. Tuena möchte später Pfarrer werden. „Wieso wird ein 26-jähriger katholischer Priester?, 10.10.24, Foto: Manuela Matt, manuelamatt.ch

Dass Tuena nun Teil des Klerus wird, sei in seiner Familie aber anfänglich auf Skepsis gestossen. «Besonders für meine Mutter war es schwierig», erinnert sich der 26-Jährige zurück. Weshalb genau, weiss er bis heute nicht. «Doch das Wichtigste für mich ist, dass sie nun voll hinter mir steht.»

Möchte in Küsnacht bleiben 

Bald schon nachdem Matteo Tuena ins Amt der Diakonie geweiht worden sein wird, möchte er Priester werden. Mindestens sechs Monate müsse man warten, bis die nächste Stufe des Sakraments der Weihe erreicht werden könne. Tuena hat jedoch bereits einen Termin für seine Priesterweihe: «Geplant ist sie im Mai 2025.»

Der Puschlaver würde gerne auch anschliessend an diese länger am Zürichsee bleiben. «In den letzten Jahren habe ich die Menschen in Küsnacht, von jung bis alt, richtig schätzen gelernt», erzählt er. Nach einer Eingewöhnungszeit hat Tuena nun das Gefühl, so richtig angekommen zu sein. «Deshalb hoffe ich, dass ich noch etwas länger in der Pfarrei bleiben kann.»

Denn am Ende des Tages sei jeder Kleriker nicht nur Hirte, sondern auch Teil der Herde, erwähnt Tuena immer wieder. «Deshalb möchte ich mich auch dereinst als Priester einer Gemeinde richtig aufgenommen und wohlfühlen.»

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