Zu- und Wegzüge von UnternehmenKein Kanton verliert so viele Firmen wie Zürich
Im Kanton Zürich ist die Zahl der Firmen im vergangenen Jahr um 347 gesunken. Die wirtschaftsnahe Denkfabrik Avenir Suisse sieht den Grund dafür bei den Steuern.
Während die Bevölkerung in Kanton Zürich stetig wächst, schrumpft die Anzahl der Firmen. Im vergangenen Jahr haben rund 1500 Unternehmen Zürich verlassen und sind in einen anderen Kanton gezogen. Nur rund 1150 sind neu zugezogen. Damit hat Zürich unter dem Strich rund 350 Firmen verloren.
Dies zeigt eine Auswertung des Informationsdienstleisters Crif, der das Schweizer Handelsregister analysiert hat. Darin enthalten sind bloss Bewegungen innerhalb der Schweiz, keine internationalen Zu- oder Wegzüge. Insgesamt sind in Zürich über 120’000 Betriebe registriert.
Kein anderer Schweizer Kanton hat so viele Firmen verloren. Die meisten Zürcher Unternehmen (350) sind in den steuergünstigen Kanton Zug gezogen. Mario Bonato von der wirtschaftsnahen Denkfabrik Avenir Suisse sieht denn auch einen der Gründe für den Wegzug der Firmen bei zu hohen Steuern: Dass Zürich die zweithöchsten Gewinnsteuern der Schweiz verlange, sei für einen Wirtschaftskanton jedenfalls nicht akzeptabel, sagt er in der NZZ.
Die Crif-Analyse hat die Gründe dafür, dass die Firmen ihren Sitz verlegt haben, nicht erfasst. Die Steuern sind aber kaum die einzige Erklärung. So haben 210 Betriebe ihren Sitz in den Aargau verlegt. Hier liegt die Gewinnsteuer bei 17,42 Prozent, das ist ebenfalls über dem Schweizer Durchschnitt von 14,68 Prozent und nicht allzu weit hinter Zürich (19,65 Prozent).
Im schweizweiten Vergleich ist die Anzahl der Firmen im Kanton Wallis unter dem Strich am stärksten gewachsen (120 zusätzliche Firmen), und auch dieser Westschweizer Kanton erhebt mit 17,12 Prozent hohe Gewinnsteuern für Firmen.
Zudem dürften die Gewinnsteuern für viele Firmen, die aus Zürich weggezogen sind, ohnehin keine Rolle spielen. Neben bekannten Firmen wie dem Schweizer Ableger des US-Motorradherstellers Harley-Davidson (ist nach Zug gezogen) oder Tochterbetrieben der Pharmamultis Novartis (ebenfalls nach Zug) oder Syngenta (in den Aargau) sind es vor allem kleine Firmen, die aus Zürich weggezogen sind: viele Einzelunternehmen, Maler- und Gipserbetriebe, Nagelstudios oder Hundesalons, wie die NZZ schreibt. Für solche Unternehmen sind die Gewinnsteuern ein vernachlässigbarer Faktor.
Zürich tut viel für Start-ups
Mario Bonato von Avenir Suisse weist in einem Blogbeitrag weiter darauf hin, dass der Kanton Zürich bei den Neugründungen ebenfalls unterdurchschnittlich abschneide. Doch dem widerspricht die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh in der NZZ: «Zürich ist der mit Abstand bedeutendste Kanton bei den Start-ups», sagt sie. Knapp die Hälfte aller Top-100-Start-ups der Schweiz hätten ihren Sitz hier.
Diese Zahl soll noch weiter wachsen. So hat die Volkswirtschaftsdirektorin vor wenigen Monaten in Schlieren einen Healthtechpark eröffnet. Er soll zu einem Hub für Medizinaltechnik und für Start-ups in diesem Bereich attraktiv werden.
Fehler gefunden?Jetzt melden.