«Woman’s World» flopptKaty Perry versucht sich als Feministin und scheitert
Die Sängerin zielt auf den Zeitgeist, aber zielt voll daneben. Nun will sie ihr angekündigtes Album retten.
Die neusten Zahlen sind niederschmetternd für Katy Perry. Die US-Sängerin, einst erfolgsverwöhnt, landet mit ihrer aktuellen Single «Woman’s World» in den Tiefen der weltweiten Charts. In ihrer Heimat reicht es nach der ersten Chartwoche nur für Platz 64, in England für Platz 47. In der Schweiz taucht das neue Lied nicht mal in den Top 100 auf.
Perry hatte in den USA schon neun Nummer-eins-Singles, sie gehört zu den fünf verkaufsstärksten Künstlerinnen und Künstlern in digitalen Musikzeiten. Ihre Lieder kommen zusammen auf über 115 Milliarden Streams.
Nun haben vielleicht weniger Menschen auf die musikalische Rückkehr von Katy Perry gewartet, als dies vermuten lässt. Auf Spotify gehört sie immer noch zu den 30 meistgehörten Acts der Welt, aber nur dank der populären Hits aus früheren Jahren – «Hot N Cold», «Firework», «Roar» und wie sie alle heissen. Mit der neuen Musik hat Perry nun das Ihrige zum Flop beigetragen. «Woman’s World» ist als gut gelaunte Ermächtigungshymne für Frauen konzipiert – und klingt dementsprechend: nach Konzept, formelhaft.
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Mit dem Video zur Single hat Perry diesen Effekt noch verstärkt. Darin ist zu sehen, wie sie mit Sextoys wedelt und im knappen Bikini durch die Strassen stapft. Die moderne Frau besingt mit Worten wie: «Sexy, confident / So intelligent / She is heaven-sent / So soft, so strong». Immerhin: Die Roboter-Beine sind irgendwie originell.
Kritik kam sofort. Plump und berechnend sei das und nur vordergründig ermächtigend, bediene die Musikerin doch im Text leere Phrasen und im Video primär männliche Wunschbilder. Der «Guardian» fragte: «Was für eine regressive Hölle ist das?», «The Cut» stellte fest, dass «Perry im Jahr 2016 feststeckt», und der «Rolling Stone» schrieb sogar von der schlechtesten Comeback-Single aller Pop-Zeiten.
Alles Satire, meinte die Musikerin.
Perry war als Künstlerin schon immer gern klamaukig. Ihr gescheitertes Comeback macht eines deutlich: dass Pop und insbesondere feministischer Pop im Jahr 2024 längst weiter ist. Die queere US-Sängerin Chappel Roan etwa oder die britische Pop-Freidenkerin Charli XCX sind dieses Jahr überraschend in neue Erfolgshöhen vorgestossen. Sie stehen mit ihren Liedern für den Zeitgeist, indem sie ihre eigenen Lebensrealitäten besingen, musikalisch erfrischend unangepasst. Dagegen wirkt Katy Perrys Fassadenfeminismus musikalisch wie optisch tatsächlich wie aus dem Jahr 2016.
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Teil des Problems ist, dass sie für «Woman’s World» erneut mit dem Produzenten Dr. Luke zusammenarbeitete. Der hatte schon ihre grössten Erfolge «I Kissed A Girl» und «California Gurls» umgesetzt, ist aber wegen Übergriffsvorwürfen in Verruf geraten. Perry hält an ihm fest, was nicht gut ankommt – und für das PR-Team der 39-Jährigen eigentlich hätte absehbar sein müssen. Die Arbeit mit Dr. Luke ist sinnbildlich für die Stagnation.
Nun will Perry über die Bücher, sie hat offenbar einen Krisenstab einberufen. Denn die Veröffentlichung eines Albums steht für September noch bevor.
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