Aktion in der Stadt ZürichKasernenwiese: Das besetzte Areal ist geräumt
Aktivisten erklärten das Gebiet zwischen Militärkaserne und Zeughaus ein Wochenende lang zum «Kreis 13». Es kam zu Sachschäden, Krawalle blieben aus. Die Aktion endete am Sonntag früher als angekündigt.
Die Besetzung kam überraschend und war genauso schnell auch wieder vorbei. Am frühen Freitagabend haben rund 150 vermummte Aktivistinnen und Aktivisten die Kasernenwiese zwischen Zeughaus und Militärkaserne gestürmt und mit Sichtschutzwänden abgeriegelt. Am Sonntagnachmittag um 15 Uhr ist von der Aktion bereits nichts mehr zu sehen – ursprünglich hatten die Aktivisten angekündigt, das Areal am Sonntag erst um 16 Uhr zu räumen.
Alle temporären Bauten – Bühnen, Zelte, Bars und Kunstinstallationen – wurden weggebracht. Einige Helferinnen und Helfer sammeln kurz vor 16 Uhr noch den letzten Müll auf der Wiese ein. Einzig die Plastikplanen, das DJ-Zelt und eine Chill-out-Zone stehen noch. Ansonsten ist das Areal besser aufgeräumt als jede Zeltstadt nach einem Open-Air-Konzert.
Dabei haben sich an diesem Wochenende gemäss Angaben der Polizei rund 700 Menschen auf der Wiese versammelt, um zu feiern und die Aktion zu unterstützen.
Aktion gegen den «Mietenwahnsinn»
Die Besetzerinnen und Besetzer wollten zeigen, dass «eine andere Stadt möglich ist», und ernannten das Kasernenareal zum «Kreis 13», in dem es keine Gentrifizierung gibt.
In einer Mitteilung an die Medien kritisieren sie «die saubere, überwachte, teure und gentrifizierte Stadt», in der Immobilienkonzerne die Profite maximierten und der Staat ihnen dafür Hand biete. Ihre Forderung: der Aufbau von solidarischen Strukturen in der Stadt und eine Politik gegen den «Mietenwahnsinn», damit in Zürich «für alle ein gutes Leben mit einem schönen Zuhause» möglich ist.
Die Besetzung blieb weitgehend friedlich und verlief buchstäblich aufgeräumt. Schon am Samstagmorgen haben die Aktivistinnen und Aktivisten den Platz von den Spuren der ersten Nacht befreit und für den Abend vorbereitet. Abfall wurde entsorgt – Plastik und Alu getrennt –, die mobilen Komposttoiletten gereinigt.
Am Samstagabend seien vereinzelt pyrotechnische Gegenstände gezündet worden, teilt die Stadtpolizei Zürich am Sonntag mit. Zudem hätten Unbekannte Farbbeutel und Gegenstände an die Fassade eines Hauses an der Zeughausstrasse geworfen. Die Liegenschaft wurde früher von der Polizei genutzt. Zu weiteren Zwischenfällen kam es aber nicht.
Polizei beobachtete die Situation
Einzig am Freitagabend war die Atmosphäre zunächst gehässig. Die Besetzerinnen und Besetzer hatten die ausgerückte Polizei mit wüsten Worten empfangen. Unbekannte sollen zudem Gegenstände in Richtung der Einsatzkräfte geworfen haben, wie die Polizei mitteilt. Die Situation hatte sich allerdings schnell beruhigt.
Die Zürcher Stadtpolizei liess die Besetzerinnen und Besetzer nach Rücksprache mit der Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart (Grüne) gewähren. Solange es friedlich bleibe, werde nichts unternommen, hiess es bereits kurz nach dem Beginn der Besetzung.
«Brotäktschen», «Danslieue» und «Shantytown»
Derartige Wochenendaktionen gab es in der Vergangenheit schon einige in Zürich. So wurde im Juli 2008 für «Brotäktschen» das alte Hardturmstadion gestürmt. An besagtem Sommerwochenende vergnügten sich 6000 Menschen drei Tage lang im Stadion. Es blieb friedlich.
Im September 2006 war das Fassadendorf namens «Danslieue» beim Arboretum an der Seepromenade errichtet und nach drei Tagen abgebrochen worden. Auch da war es friedlich geblieben.
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Ein gutes Jahr zuvor, Ende Juni 2005, hatten 150 Aktivisten ein Barackendorf an der Sihl bei der Börse erstellt – sie nannten es «Shantytown». Die Besetzung endete nach drei Tagen ohne Zwischenfälle.
Besetzer berufen sich auf «Reclaim the Streets»
Die Aktivistinnen und Aktivisten berufen sich in ihrem Schreiben aber auch auf die Tradition der Besetzungen und auf «Reclaim the Streets» – Aktionen, die nicht immer friedvoll verlaufen sind.
Die erste Zürcher «Reclaim the Streets»-Demo hatte 1999 stattgefunden. 2014 kam es an der sogenannten Scherbendemo in der Europaallee zu heftigen Auseinandersetzungen. Das Resultat: Schaden in Höhe von 1 Million Franken, 4 Verhaftungen, 7 verletzte Polizisten.
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