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Wissenschaftliche Covid-19-Beratung
Kantone und Bund reanimieren die Corona-Taskforce 

Tanja Stadler übernimmt die Leitung des neuen «wissenschaftlichen Beratungsgremiums für die Covid-19-Pandemie». Hier bei ihrem Amtsantritt als Präsidentin der Swiss National Covid-19 Science Task Force am 12. August 2021.
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Ende März 2022 war Schluss. Die wissenschaftliche Covid-19-Taskforce des Bundes löste sich auf, gleichzeitig fielen auch die letzten Massnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2. «Wir haben uns entschlossen, den Schlussstrich dann zu ziehen, wenn die akute Phase vorbei ist», sagte damals die Präsidentin der Taskforce, die molekulare Epidemiologin Tanja Stadler von der ETH Zürich, in einem Interview mit dieser Zeitung.

Siebeneinhalb Monate später erlebt die Taskforce nun – zur Überraschung vieler – eine Wiederauferstehung. Ein neues «wissenschaftliches Beratungsgremium» soll ab sofort Bund und Kantone bei der Bewältigung der Covid-19-Pandemie mit fachlicher Expertise unterstützen. Dies gaben das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) am Dienstag in einer gemeinsamen Medienmitteilung bekannt. Zusammen mit dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) haben BAG und GDK den ETH-Rat mit der Bildung des neuen Gremiums beauftragt. Das Mandat läuft vorerst bis Ende Juni 2023.

Die Beratergruppe soll explizit keine «Taskforce» mehr sein, sondern ein schlichtes «wissenschaftliches Beratungsgremium für die Covid-19-Pandemie». «Die akute Pandemielage ist vorbei», begründet Michael Jordi, Generalsekretär der GDK, die Namensgebung, «wir sind jetzt in der postakuten Phase, in der die Dringlichkeit, sofort eine Einschätzung haben zu müssen, nicht mehr gegeben ist.» Sowohl der Bund als auch die Kantone hätten aber nach wie grosses Interesse an einer wissenschaftlichen Einordnung von Studien und der epidemiologischen Entwicklung. «Wir hatten auch seit der Auflösung der Taskforce Kontakt zur Wissenschaft gehabt», sagt Jordi, «mit dem Gremium wollten wir diese Kontakte nun formalisieren.»

Das Gremium wird auch die Öffentlichkeit informieren

Das neue Gremium wird vor allem Behörden, Politikerinnen, GDK und Kantonsärztinnen für wissenschaftliche Einschätzungen und Einordnungen zur Verfügung stehen. Geplant sind 14-tägige Besprechungen mit jeweils zwei, drei Vertreterinnen des Beratergremiums. «Es ist aber auch ein bilateraler Austausch möglich», sagt Jordi. «Es gibt kein starres Korsett.» Das Gremium wird auch die Öffentlichkeit über neue Erkenntnisse und seine Einschätzungen informieren, primär über eine (noch nicht aktive) Website. 

Auch wenn es den Namen Taskforce offiziell nicht mehr gibt, erinnert dennoch einiges an das ursprüngliche Krisengremium. So waren 10 der 14 Vertreter des neuen Beraterteams schon Mitglieder der Taskforce, und deren letzte Präsidentin, Tanja Stadler, ist jetzt auch die Vorsitzende des neuen Gremiums. Neu dazugestossen sind die Long-Covid-Expertin Mayssam Nehme, der Gesundheitswissenschaftler Milo Puhan, Caspar Hirschi, ein Experte für die Rolle der Wissenschaft in der Politik, sowie der Politologe Sean Muller. 

Etwas anderes hat sich seit Beginn der Pandemie allerdings grundsätzlich geändert. Die ursprüngliche Covid-19-Taskforce wurde auf Initiative der ETH, also vonseiten der Wissenschaft, gegründet und stiess anfänglich bei Politik und Behörden auf breite Skepsis. Beim neuen Beratungsgremium lief es genau umgekehrt: Die Initiative ergriffen dieses Mal die GDK, das BAG und das SBFI. «Wir wurden angefragt, ob wir vonseiten Wissenschaft wieder innerhalb eines Mandats beratend zur Verfügung stehen würden», sagt Tanja Stadler. «Ich habe mich sehr darüber gefreut. Ich empfinde es als Anerkennung dafür, dass unsere Arbeit in der Taskforce einen Mehrwert hatte.» 

Letztlich widerspiegelt diese Prozessumkehr also eine positive Entwicklung: Politik, Behörden und Wissenschaft haben sich offensichtlich angenähert, ihr Verhältnis ist deutlich entspannter als zu Beginn der Pandemie. Nicht zuletzt in Hinblick auf eine mögliche nächste grosse Krise und deren Bewältigung ist das ein gutes Zeichen. 

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