Engpässe in den LaborenZürich stoppt die Corona-Pooltests für Schülerinnen und Schüler
Weil die Labore komplett am Anschlag sind, werden in den Schulen keine repetitiven Tests mehr durchgeführt. Jetzt muss die Maskenpflicht reichen.
Es nahm in Winterthur seinen Anfang. Dort haben die Schulen die Pooltests vergangene Woche plötzlich und überraschend eingestellt, da sie teilweise so lange auf die Testresultate warten mussten, bis die Corona-Kranken schon fast wieder genesen waren.
Jetzt hat auch der Kanton Zürich aufgrund der «sehr hohen Fallzahlen» die Reissleine gezogen. Ab der kommenden Woche werden in den Primar- und Sekundarschulen und an den Mittel- und Berufsschulen keine repetitiven Pooltests mehr angeboten. Wegen der Engpässe in den Laboren sei das Ziel der Pooltests, positive Fälle frühzeitig zu erkennen, kaum mehr zu erreichen.
Die Folge der vielen positiven Pools sind deutlich mehr Einzeltestungen. Man teste pro Woche bis zu 155’000 Personen einzeln. «So können die Ansteckungsketten nicht mehr wirksam unterbrochen werden», schreibt die Gesundheitsdirektion in ihrer Mitteilung.
Zürich mit doppelt so vielen Fällen wie vor zwei Wochen
Was gemeint ist, zeigt sich an den gegenwärtigen Zahlen aus der Stadt Zürich. Gemäss der Erhebung des Schuldepartementes waren in der letzten Woche von 3000 Pools 499 positiv, also jeder sechste. Von den rund 5000 Personen, die darauf einzeln getestet wurden, waren 614 mit dem Virus infiziert. Das sind mehr als doppelt so viele wie in der ersten Woche nach den Festtagen.
Besonders stark grassiert das Virus in den Stadtzürcher Kindergärten, wo keine Maskenpflicht gilt und die Kinder nicht geimpft sind. Von den total 1144 Fällen stammt fast ein Drittel aus der Kindergartenstufe.
Gegenwärtig steigen im Kanton die Fallzahlen generell an, besonders stark bei den Kindern und Jugendlichen. Gemäss dem aktuellen Lagebulletin der Gesundheitsdirektion liegt der 7-Tage-Mittelwert bei den Primarschulkindern bei über 1000 Ansteckungen pro 100’000 Personen, beim Jahreswechsel lag er bei unter 200 Ansteckungen. Und von einer Abflachung der Kurve ist noch nichts zu sehen.
Neue Spielregeln mit Omikron
Ein Ausbau der Testkapazitäten sei nicht mehr möglich, sagt der Sprecher der Gesundheitsdirektion, Patrick Borer. Schon heute würden die Zürcher Proben teilweise ausserhalb der Kantonsgrenzen überprüft, und dort seien die Labore genauso am Anschlag.
Die Pooltests an den Schulen werden nicht dauerhaft eingestellt, sondern lediglich sistiert bis zum 27. Februar. Wie es dann weitergeht, lassen die Gesundheitsdirektion und die Bildungsdirektion offen. Man werde die Lage Mitte Februar neu beurteilen.
«Spielregeln komplett auf den Kopf gestellt»
Ist die Einstellung der Pooltests die Kapitulation vor dem Coronavirus? «Nein», sagt Patrick Borer, «die Pandemie hat uns gelehrt, unsere Massnahmen stets und rasch der aktuellen Situation anzupassen.» Gegenwärtig bringe das Pooltesten in den Schulen nicht mehr viel. Die Inkubationszeit bei Omikron habe sich reduziert, und die Fallzahlen seien gestiegen: «Das hat die Spielregeln verändert.» Borer verweist auch auf die stabile Situation in den Spitälern: «Dort ist die Lage unter Kontrolle.»
Gemäss dem Lagebulletin liegen derzeit 234 Covid-Kranke in den Zürcher Spitälern. Das sind 18 mehr als vor einer Woche. Auf den Intensivstationen ist die Zahl der Covid-Patientinnen allerdings von 56 auf 50 zurückgegangen.
An den Schulen bleiben sämtliche anderen Schutzmassnahmen bestehen, insbesondere die Maskenpflicht, die gegenwärtig für alle Kinder ab der 1. Klasse und Erwachsenen gilt.
Zudem werden die Pooltests nicht in allen Bildungseinrichtungen eingestellt. So sollen Schulen, welche die Schutzmassnahmen nicht konsequent einhalten können, weiter repetitiv testen dürfen. Ausnahmen werden von der Bildungsdirektion bewilligt. Ausserdem können Sonderschulen, Kindergärten und Heime, die bereits heute repetitiv testen, damit fortfahren. Das gilt auch für die Hochschulen, in denen ein negatives Testresultat Voraussetzung für die Teilnahme am Präsenzunterricht ist.
In den Spitälern, den Heimen und auch in privaten Unternehmen, die Pooltests machen, ändert sich nichts. Ungeimpfte Mitarbeitende in Gesundheitsbetrieben müssen sich weiterhin regelmässig testen lassen.
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