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Aufregung um Studie
Verändert mRNA-Impfstoff unser Erbgut? Experten winken ab 

Die Ergebnisse von Laborversuchen mit dem mRNA-Impfstoff von Pfizer/Biontech sind umstritten.

Kein Wunder, landete die Studie eines schwedischen Forscherteams auf den Internetseiten von Impfkritikern. Schliesslich scheint sie die Befürchtung zu bestätigen, dass der mRNA-Impfstoff in menschlichen Zellen in DNA übersetzt werden kann. Die Veröffentlichung ist kürzlich in der Fachzeitschrift «Current Issues in Molecular Biology» erschienen.

Die grosse Angst war, dass mRNA-Impfstoffe, wenn sie einmal in DNA übersetzt würden, sich auch ins Erbgut der menschlichen Zellen (das aus DNA besteht) einbauen könnten. Und je nachdem, an welcher Stelle im menschlichen Erbgut so ein Einbau stattfindet, könnte dadurch Krebs entstehen.

Hat diese Studie nun einen Beweis für einen solchen Prozess geliefert? Nein. Der RNA-Spezialist Steve Pascolo vom Universitätsspital Zürich ist von den Ergebnissen nicht überzeugt. Er hält diese Studie für «mittelmässig».

Das schwedische Team hat im Labor den mRNA-Impfstoff von Pfizer/Biontech in verschiedenen Konzentrationen auf spezielle menschliche Leberzellen gegeben. Die Forschenden untersuchten daraufhin, ob eine sogenannte reverse Transkription stattgefunden hat – also eine umgekehrte Übersetzung von mRNA in DNA.

Aidsvirus macht die ungewöhnliche Umwandlung

Normalerweise wird in den Zellen stets DNA in mRNA übersetzt. Deshalb waren Forscher völlig verblüfft, als sie 1970 erstmals fanden, dass dieser Prozess in der Natur auch umgekehrt vorkommt. Sie hatten bei Retroviren, zu denen beispielsweise das Aidsvirus HIV gehört, entdeckt, dass die Viren mithilfe eines eigenen Proteins umgekehrt mRNA in DNA übersetzen können. Diese Viren besitzen eine mRNA als Erbgut, wandeln sie in DNA um und bauen sie ins menschliche Erbgut ein.

Der mRNA-Impfstoff enthält kein solches Übersetzungs-Protein. Unser Erbgut besteht jedoch schätzungsweise bis zur Hälfte aus ehemals fremder DNA – zum Beispiel von Viren, die sich bereits vor Urzeiten in unser Genom eingenistet haben. Darunter ist ein Element namens Line-1, das mRNA in DNA übersetzen könnte. Allerdings ist das Element in der Regel inaktiv.

Das schwedische Team beschreibt nun in seiner Veröffentlichung, dass das Line-1-Element in den kultivierten Leberzellen aktiviert worden sei. Zudem hätten die Forschenden charakteristische DNA nachweisen können, die ihrer Meinung nach durch eine reverse Transkription der Impf-mRNA entstanden sei.

Die Frage ist nun: Sind diese Erkenntnisse aus den Zellkulturen auf den menschlichen Körper übertragbar?

Steve Pascolo ist skeptisch. So handle es sich bei den speziellen Leberzellen um Krebszellen, die in Laborversuchen eingesetzt werden, weil sie sich optimal vermehren. Sie würden sich jedoch anders verhalten als gesunde Zellen. Zudem sei die Konzentration des mRNA-Impfstoffs, der auf die Zellen gegeben wurde, höher gewesen, als nach einer Covid-19-Impfung im Körper zu erwarten sei, bemängelt Pascolo. Und entscheidend sei, dass das Team keine nötigen Kontrollen durchgeführt habe.

Es sei zwar prinzipiell nicht ausgeschlossen, dass auch gesunde Zellen in seltenen Fällen mRNA in DNA übersetzen könnten, fügt Pascolo an. Derartig veränderte Zellen sterben aber in der Regel von alleine ab.

Und ganz wichtig: Die aktuelle Studie hat nur gezeigt, dass es DNA in den Zellen gibt, die auf eine Übersetzung von mRNA hindeuten. Ob dieser Prozess aber tatsächlich stattgefunden hat oder es sich dabei um eine Verunreinigung handelt – schliesslich wurden keine Kontrollen durchgeführt –, ist nicht klar. Und es wurde auch nicht gezeigt, dass sich die nachgewiesene DNA ins Erbgut der Zellen integriert.