3:2-Sieg gegen KanadaFinale! Diese Mannschaft lässt die Schweiz jubeln
Die Nationalmannschaft bodigt den Titelverteidiger im Penaltyschiessen und spielt gegen Tschechien zum dritten Mal seit 2013 um Gold.
Welch eine Mannschaft, welch ein Turnier! Patrick Fischers Mannschaft hat es geschafft, sie wird am Sonntagabend Gastgeber Tschechien im Duell um die Goldmedaille fordern. Es war der Nationaltrainer, der als Letzter vor den Medien erschien. Er wiederholte vor allem eines: Wie stolz und dankbar er sei, diese Mannschaft coachen zu dürfen. «Und das hätte ich auch gesagt, wenn wir dieses Spiel verloren hätten. Aber: Wir haben gewonnen.»
Fischers Team musste gegen Kanada aber auch leiden. Doch sie hatte auch einen Leonardo Genoni im Tor. Dieser arbeitete ein ganzes Spiel lang an seiner Rolle des Matchwinners, im Schlussdrittel, in der Overtime, als er zum vierten Mal eine Solo-Chance der Kanadier in Unterzahl (!) stoppte, und dann im Penaltyschiessen wurde er definitiv zur Spassbremse der Kanadier.
Genoni ist nach Spielen normalerweise immer noch im Tunnel der Konzentration, unmittelbar danach spricht er darum nicht gerne. Er analysierte ganz Goalie-like, kritisierte sich für den späten Gegentreffer zum 2:2 in Unterzahl, der die Überzeit nötig machte: «Ich rechnete mit dem Pass, doch Tavares schoss, und der Puck ging zwischen meinen Beinen ins Tor. Entschuldigung für den Ausdruck, doch das war Scheisse.» Dies traf definitiv nicht auf den letzten Moment der Partie zu: Als Genoni den letzten Penalty Dylan Cozens’ gehalten und gewusst habe, dass die Schweiz nun im Final steht, dann sei dies nur eines gewesen: «Grossartig!»
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42 Schüsse hielt Genoni in den 70 Spielminuten vor dem Penaltyschiessen. Viele, viele Schüsse, was ihn aber gefreut habe. Auch hier zeigt sich: Ein Goalie sieht ein Eishockeyspiel ganz anders. Genoni erinnerte sich an das Gruppenspiel gegen Kanada, der einzigen Partie, die die Schweiz bislang in Tschechien verloren hat. «Ich sagte damals schon unserem Goalietrainer: Es macht Spass, weil die Kanadier so gut sind und so variantenreich und besser schiessen. Da hast du weniger Zeit als Goalie. Aber eben: Solche Spiele machen Spass!»
Natürlich gab es beim Sieg nicht nur Genoni. Unterstützt wurde er von aufopfernd kämpfenden Vorderleuten, die vor allem im gefühlt ewig dauernden letzten Abschnitt gut verteidigten, Schüsse blockten, generell mutig spielten und wenn möglich auch die Gegenstösse suchten.
Darum sei er auch nach dem späten 2:2-Ausgleich ruhig geblieben, sagte Fischer: «Ich habe noch nie ein Team gesehen, dass derart kämpft und sich gegenseitig unterstützt. Ich konnte darum entspannt bleiben und denken: Dann gewinnen wir halt in der Verlängerung oder im Penaltyschiessen. Das ist noch cooler.»
Sehr starker Schweizer Start
Die Geschichte dieses Halbfinalspiels gegen Kanada wurde in ganz vielen verschiedenen Kapiteln geschrieben. Ja, es gab dieses Schlussdrittel, in dem die Kanadier, die erst in Minute 35 auf 1:2 verkürzt hatten, drückten und schossen, schossen und drückten. Das 2:2, so spät und unglücklich es auch fiel, es zeichnete sich ab. «Das hatten wir erwartet», sagte Nino Niederreiter, Schütze des 2:0-Treffers. «Man darf nicht vergessen: Bei den Kanadiern spielen fast nur Stürmer, die an vielen Orten in der ersten Linie spielen könnten.»
Es gab die phasenweise völlig verrückte Overtime, in der beide Teams Powerplay spielen konnten, weil der Gegner Wechselfehler begangen hatte. «Ein unglaubliches Achterbahnspiel, auch für uns Spieler», sagte Kevin Fiala, der sowohl im Spiel (1:0) als auch im Shootout (1:1) das erste Schweizer Tor erzielt hatte.
Es gab aber auch das Startdrittel, das alle beeindruckte, vor allem Nationaltrainer Fischer. Erst in der zwölften Minute wurde der erste kanadische Torschuss notiert, «da waren sie chancenlos. Schade war, dass wir da nur mit 2:0 in Führung gehen konnten.» In der Tat bestätigte die Schweiz von Anfang an den Eindruck, den sie in den letzten WM-Spielen immer wieder hinterlassen hatte. Das Team agierte da abgeklärt und souverän, sein Spiel bei 5-gegen-5 konnte es auch den Kanadiern aufzwingen. Sechs Spiele zuvor hatten sie keinen Treffer mehr bei numerischem Gleichstand kassiert, erst mit Kanadas 2:1 riss diese Serie.
Die Art und Weise, wie die Nordamerikaner da trafen, war indirekt ein Lob an die Schweizer und ihr Spiel. Sie hielten mit grossem Einsatz inklusive der Bereitschaft, jeden möglichen Schuss zu blocken, die spielerisch starken Kanadier in Schach. Es war die vierte Linie mit der «Bowlingkugel» Brandon Tanev, sozusagen dem kanadischen Scherwey, die den Puck hinter Genoni stocherte und würgte.
«Was besser machen sollen? Wir haben vieles gut gemacht!»
Hin und wieder brachte sich die Schweiz auch in Bedrängnis. Die besten Chancen hatten die Kanadier in Unterzahl, vier Mal musste Genoni insgesamt einen Gegner solo vor ihm stoppen! Und es war auch ein wenig Übermut, wie Fischers Team im Schlussdrittel sich mit Strafen Probleme bescherte. Als Calvin Thürkauf sein bereits im Gruppenspiel gegen Kanada begonnenes Privatduell mit Michael Bunting um ein schlechtes Kapitel verlängerte und den Stürmer von hinten und ohne Puck in die Bande wuchtete, sorgte dies für ein gefährliches kanadisches Powerplay. Doch auch da hielten Genoni und Co. dicht.
Sind das die Dinge, die die Schweiz im Final gegen Tschechien also besser machen muss? «Eine schwierige Frage», sagte Niederreiter mit einem Lachen. «Wir haben soeben ein starkes Kanada bezwungen, vielleicht müssen wir zunächst auch darüber nachdenken, was wir alles gut gemacht haben.»
Dieses Endspiel gegen den Gastgeber, es wird ein Highlight sein. «Ein Kindheitstraum», beschrieb es Niederreiter. Das Nonplusultra auch für Fischer, «das höchstens mit einem Final zuhause in der Schweiz getoppt werden könnte.» Eine WM wie in Tschechien, diese Euphorie im Stadion, so etwas habe er noch nie erlebt. «Selbst wenn sie gegen uns ist, wirkt sie motivierend», pflichtete Andrighetto bei.
Und das die Tschechen insgeheim froh sein dürften, nicht auf Kanada zu treffen? Fischer lächelte bei dieser Frage und sagt augenzwinkendern: «Man muss hin und wieder aufpassen, was man sich wünscht.»
Kanada
Schweiz
Der Ticker zum Nachlesen
Cozens scheitert als letzter Kanadier an Genoni. Nun steht die Schweiz im WM-Final gegen Tschechien. Das Spiel findet am Sonntag um 20.20 Uhr statt. In Kürze folgt hier ein ausführlicher Matchbericht.
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GENONI PARIERT! DIE SCHWEIZ STEHT IM FINAL
Andrighetto trifft! 2:1 für die Schweiz!
Power versucht, Genoni auszuspielen, scheitert aber am Pfosten.
Romain Loeffel scheitert ebenfalls. 1:1 nach je 3 Schützen.
Severson scheitert an Genoni.
Kevin Fiala trifft! 1:1 nach je zwei Schützen.
Dubois scheitert an Genoni.
Sven Senteler scheitert. 1:0 für Kanada nach je einem Schützen.
Connor Bedard, das 18-jährige Talent, bringt Kanada in Führung.
Die letzte Chance der Schweizer kurz vor Ende der Overtime:
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Penaltyschiessen
Und nun muss das Penaltyschiessen entscheiden.
70’
Bertschy im Zusammenspiel mit Fiala – der Freiburger verpasst vor Binnington.
70’
Noch 1 Minute bis zum Penaltyschiessen.
68’
Roman Josi mit dem Scheibenverlust. Fiala klärt vor Genoni gegen Hagel.
68’
Die Kanadier sind nun vermehrt im Schweizer Drittel. Nico Hischier sorgt für einen Entlastungsangriff.
67’
Chance verpasst. Kanada ist wieder komplett.
66’
Wieder kommen die Kanadier in Unterzahl zu einer Top-Chance. Genoni rettet gegen den heranstürmenden Cozens.
64’
Und jetzt unterläuft den Kanadiern derselbe Fauxpas! Wechselfehler. Powerplay für die Schweiz!
62’
Die Schweiz übersteht – auch dank Siegenthaler und Genoni – diese Unterzahl.
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