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Goalie in Topform
Wenn bei GC alles schiefläuft, dann überragt er

27.08.2023; Zuerich; Fussball Super League - Grasshopper Club Zuerich - FC Luzern; 
Torhueter Justin Hammel (GC) 
 (Marc Schumacher/freshfocus)
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Kurz vor der Pause fliegt dieser Ball in den GC-Strafraum. Goalie Justin Hammel ruft und stürmt aus seinem Tor. Doch Verteidiger Kristers Tobers ist vor ihm am Ball. Aber statt die Situation zu klären, spielt der Lette diesen zur Seite, gerade so wenig weit, dass der St. Galler Stürmer Chadrac Akolo leichtes Spiel hat. Das Tor ist ja nun leer.

Es ist ein Missverständnis, das beide nicht gut dastehen lässt. Immerhin bleibt es nicht beim 0:1, weil Bradley Fink spät den Ausgleich erzielt. Danach sagt Goalie Hammel ruhig: «Kristers übernahm Verantwortung, das ist wichtig in unserer Situation.» Es klingt, als würde einer, der schon ein Jahrzehnt dabei ist, über einen Junior sprechen.

So ist das bei Hammel, er wirkt älter, als er ist, vor allem dann, wenn er redet. 23 ist er erst, genauso alt wie Tobers. Und in einer Zeit, in der es bei GC wenig zu jubeln gibt, ist er ein Lichtblick. Seit Wochen hält er überragend, nun auch am Samstagabend im Letzigrund.

Hammel sei mit den Füssen einer der besten Goalies der Liga, sagt sein Trainer Bruno Berner. Nicht abwegig also, dass Manchester-City-Goalie Ederson zu einem der Vorbilder Hammels gehört. Beide verkörpern das moderne Torwartspiel, indem sie lange Bälle antizipieren, hochstehen, als zusätzliche Feldspieler agieren und eben auch mit dem Ball viel anzufangen wissen.

Ein krasser Gegensatz zu seinem Vorgänger

In manchen Teams sind Goalies Lautsprecher, sie stehen hin, wenn es etwas zu sagen gibt, und auch dann, wenn es nichts zu sagen gibt. Sie kritisieren und loben Teamkollegen, regen sich über Schiedsrichter auf oder poltern einfach so mal drauflos. Marwin Hitz beim FC Basel, Yanick Brecher beim FC Zürich, Jérémy Frick bei Servette. Hammel gibt auch hin und wieder Auskunft, aber auf seine Art, die TV-Stationen dürften schon gemerkt haben, dass er nicht der Typ für die grossen Reden ist.

Zu besonnen ist er dafür und selten mal richtig emotional. Hammel ist ein kluger Kopf und einer, der seine Worte mit Bedacht wählt, wie nun am Samstag nach dem 1:1 gegen St. Gallen. Er sagt, er rede nur dann, wenn es nötig sei. Damit steht er schon einmal im krassen Gegensatz zu André Moreira, seinem Vorgänger bei GC, der nie still war, Mitspieler zurechtwies und gegnerische Penaltyschützen mit Trash Talk aus dem Konzept brachte.

Es ist etwas mehr als eine Woche vor dem Spiel gegen St. Gallen, als Hammel zum Gespräch auf dem GC-Campus erscheint. Und dabei den bemerkenswerten Satz sagt: «Ich bin effizient und nicht gerne verschwenderisch, wenn ich etwas sage, dann sage ich es klar und deutlich.» Als Beweis dienen gleich seine Antworten. Sie sind kurz und bündig, aber aussagekräftig, Hammel mag sich nicht mit Nebensächlichkeiten aufhalten.

Also muss man sich etwas umhören. Bei Bruno Berner zum Beispiel, dem Trainer, dessen Antworten Hammels nur schon in Sachen Länge um ein Vielfaches schlagen. «Justin hat einen ganz klaren Plan», sagt er, «und er setzt diesen konsequent um.» Ehrlich zu sich selbst sei der Goalie und kritikfähig, «aber man kann ihm nicht jeden Seich erzählen, er hat jede Situation noch im Kopf».

«Zurückhaltend bin ich noch nie gewesen»

In den letzten Wochen wurde Hammel zu einer starken Stimme im Team. Bei den Videoanalysen ist er einer von denen, die sich regelmässig zu Wort melden – wenn es etwas zu sagen gibt. Hammel sagt: «Es war ein Herantasten, letzte Saison war ich noch die Nummer 2, jetzt bin ich die Nummer 1. Und klar, je mehr Leistung man bringt, desto stärker wird das Wort.»

Hammel kann von aussen schnell so wirken, als wäre er introvertiert, «aber so ist es gar nicht», sagt Berner. Und Hammel: «Zurückhaltend bin ich noch nie gewesen.» Der Basler gilt als extrem fokussiert, als einer, der alles andere ausblendet und dem Ziel, Profi zu werden, viel untergeordnet hat.

So hat er sich einen Platz bei GC erkämpft, beharrlich und fokussiert, immer seinen Plan verfolgend. Das bleibt nicht unbemerkt. In einem Podcast sagte FCB-Präsident David Degen kürzlich, mit Goalie Hitz sei abgemacht, dass dieser in der kommenden Saison nicht mehr die Nummer 1 sein würde. Gut möglich, dass sich Basel zumindest mit Hammel beschäftigt.

Dieser denkt kurz nach und sagt: «Ich bin sehr glücklich bei GC und dankbar. Als ich bei Lausanne-Ouchy war, hat mir nicht jeder Super-League-Club ein Angebot gemacht, und das weiss ich zu schätzen.» Er habe nicht das Gefühl, eine Veränderung zu brauchen, bei GC habe er schliesslich alles, was er benötige, um sich weiterzuentwickeln.

Trainer Berner ist froh um Hammel und froh darüber, ist GC nicht vom Plan abgewichen, ihn zur Nummer 1 zu machen. Die Zürcher werden wohl in der sogenannten Relegation Group bleiben in dieser Saison und gegen die Barrage kämpfen. Sie aber haben einen Trumpf: die momentan viertbeste Defensive der Liga – auch dank Hammel.

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