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Kontroverse um Erotikdrama
Juso fordern Netflix auf, «365 Days» zu löschen

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Seit einigen Tagen läuft der viel beachtete Erotik-Thriller «365 Days» weltweit auf Netflix. Der Streifen erzählt, wie der sizilianische Mafioso Massimo die polnische Touristin Laura entführen lässt. Er hält sie so lange gefangen, bis sie sich ihm unterwirft. Immer wieder werden explizite Sexszenen gezeigt – manche sexuellen Handlungen passieren offenbar gegen den Willen der entführten Laura. (Lesen Sie unsere Filmkritik über den Streifen).

Während Tiktoker und Instagrammer «365 Days» abfeiern und sich auch in der Schweiz junge Frauen gerne von Massimo entführen lassen würden, hat der Film eine weltweite Welle der Empörung ausgelöst. Auch Juso-Präsidentin Ronja Jansen schaltet sich nun in die Kontroverse ein. «Der Erfolg des Filmes ist mir unerklärlich. Dieser verharmlost sexualisierte Gewalt gegen Frauen. Er ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die das erlebt haben», erklärt sie gegenüber 20 Mnuten. Es würden «sexistische Stereotype reproduziert, Stalking und sexuelle Übegriffe romantisiert».

Trotz der Altersbeschränkung würden viele Minderjährige den Film konsumieren. «Das ist besonders problematisch, weil sie weniger eigene sexuelle Erfahrungen haben und so ein völlig falsches Verständnis von Sexualität vermittelt bekommen: dass es okay ist, wenn der Mann die Frau unterdrückt.» Jansen fordert den Streamingdienst zum Handeln auf: «Netflix muss den frauenverachtenden Film löschen.»

Vor ein paar Tagen hatte bereits die britische Organisation Pro Empower in einem mehrseitigen Brief einen Rückzug des Films von der Plattform gewünscht. Die feministische Gruppierung kritisierte, der Film stelle all das als normal dar, wogegen Feministinnen kämpften. Pro Empower führt im Brief zahlreiche aus ihrer Sicht fragwürdige Szenen an. Beispielsweise sei schon zu Beginn des Filmes unklar, ob der Oralsex, den Muskelprotz Massimo mit einer Flight Attendant hat, einvernehmlich sei.

Jugendpsychologe sieht es lockerer

Philipp Ramming, Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Kinder- und Jugendpsychologie, hält diesen Aufschrei für völlig übertrieben: «Wenn die Jugendlichen sagen, für sie sei es halt bloss ein Film und sie hätten keine Probleme damit, dann meinen sie es genauso, und wir dürfen ihnen das glauben.» Jugendliche hätten einen viel weniger komplizierten Umgang mit dem Thema Sexualität. «Die Erwachsenen sind es, die verklemmt sind und überall sofort eine Gefahr für unsere Kinder sehen.»

Die Aussagen junger Frauen, dass sie kein Problem damit hätten, wenn ihnen das Gleiche passieren würde, wie der Protagonistin im Film, ist für ihn unproblematisch. Es gehöre dazu, dass Kinder sich abgrenzen und provozieren wollten.

Ramming betont: «Der Machtmissbrauch, welcher in Büchern oder Filmen wie diesem zum Ausdruck kommt, ist ein ernst zu nehmendes Thema. Doch wir können nicht die Augen davor verschliessen, dass es pornografische oder sadistische Inhalte gibt und dass auch Jugendliche einen Zugang dazu haben.» Wichtig sei, den jungen Menschen die Werkzeuge in die Hand zu geben, um solche Inhalte richtig einzuordnen: «Die Frage ist: Können sie damit umgehen?» Die Aufgabe der Gesellschaft sei es, Kinder dahingehend zu schulen, dass sie über solche Dinge sprechen können, sich austauschen, einordnen können, was ihnen guttut und was nicht. «Gelingt das, schaden solche Filme nicht im Geringsten.»