Nach zwei positiven Corona-TestsJugendhaus Männedorf per sofort geschlossen
Zwei von fünf Mitarbeitenden des Jugendhauses in Männedorf wurden positiv auf das Coronavirus getestet. Anstatt der kantonalen Contact-Tracer übernahm die Gemeinde die Information der Jugendlichen.
Der Fall zeigt exemplarisch, wie das Contact-Tracing im Kanton Zürich funktioniert – oder eben nicht: Am Mittwochmorgen erhielt ein Mitarbeiter der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Männedorf ein positives Corona-Testresultat. Kurz danach wird klar, dass sich auch einer seiner Kollegen angesteckt hat.
Die beiden Jugendarbeiter standen am vergangenen Freitag das letzte Mal im Jugendhaus im Einsatz. Ebenfalls anwesend waren 13 Jugendliche. Den Fall gibt die Gemeinde Männedorf am Freitagnachmittag in einer Medienmitteilung bekannt. Darin hält sie auch fest, dass die Jugendlichen gemäss dem Ablauf der Gemeinde von der Fachbereichsleiterin Jugend und Familie nach Rücksprache mit dem Contact-Tracing über den Fall informiert wurden.
«Die Jugendlichen sind alle gesund und wohlauf», sagt Männedorfs Gemeindeschreiber Jürg Rothenberger auf Anfrage. Deshalb gehe man davon aus, dass das Schutzkonzept funktioniert habe. Dieses beinhaltete das Tragen von Masken und Handschuhen bei Mitarbeitern, wenn sie den Mindestabstand von 1,5 Meter nicht einhalten konnten.
Zuerst: «Personeller Engpass»
Doch welche Konsequenzen hat der Kontakt mit den infizierten Mitarbeitern für die Jugendlichen? Müssen sie in Quarantäne? Dies sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar zu beantworten, sagt Rothenberger. Der Grund: Die Jugendlichen wurden bis jetzt noch nicht vom kantonalen Contact-Tracing-Team kontaktiert.
Wie von Rothenberger zu erfahren ist, hat die Gemeinde den Contact-Tracern zwar die Liste der anwesenden Personen zustellen müssen, doch eine Information seitens des Kantons blieb bis anhin aus. «Die Vermutung liegt nahe, dass die Tracer eine riesige Liste haben und schlicht nicht nachkommen», sagt Rothenberger.
Mit der fehlenden Kontaktaufnahme seitens des Kantons erklärt der Gemeindeschreiber auch die lange Frist zwischen positivem Testresultat und Information der Öffentlichkeit. So blieb das Jugendhaus – nachdem es Montag und Dienstag aufgrund der Öffnungszeiten geschlossen war – auch am Mittwoch geschlossen. Die Verantwortlichen begründeten dies damals noch mit einem «personellen Engpass», wie auf den Informationskanälen der offenen Jugendarbeit zu lesen ist. Man habe sich zuerst selbst einen gesicherten Faktenstand erarbeiten müssen, erklärt Rothenberger.
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Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich will zum konkreten Fall aus «Daten- und Personenschutzgründen» keine Stellung nehmen. Allgemein sagt ein Sprecher, das Contact-Tracing sei anspruchsvoll, könne zurzeit jedoch gut bewältigt werden. Aber: Das Contact-Tracing sei auf die Mithilfe der positiv getesteten Personen angewiesen, um deren Kontakte raschmöglichst ausfindig machen zu können.
Wann das Jugendhaus wieder geöffnet wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. «Im Vordergrund steht nun, dass die Mitarbeiter wieder gesund werden und die Jugendlichen gesund bleiben», sagt Rothenberger. Selbstverständlich werde das Haus ausgiebig gereinigt.
Auf unbestimmt geschlossen
Unklar ist auch, wo sich der erste positiv getestete Mitarbeiter angesteckt hat. «Er ist sich keiner Situation bewusst, in der er einem besonderen Risiko ausgesetzt war», sagt Rothenberger. Der Mitarbeiter begab sich am Samstag wegen Kopfschmerzen und erhöhter Temperatur in Selbstisolation. Am Montag unterzog er sich dann einem Corona-Test. Nach dem positiven Testresultat vom Mittwoch wurde sofort der Rest des fünfköpfigen Teams informiert und in Selbstisolation geschickt. Laut Rothenberger geht man davon aus, dass sich die zweite Person bei der ersten angesteckt hat. Doch: «Den beiden Mitarbeitern geht es gut. Es sind beides robuste junge Männer», sagt Nathalie Vescoli, Fachbereichsleitung Jugend und Familie, auf Anfrage.
Die Ansteckung legt aber auch nahe, dass die Schutzmassnahmen unter den Mitarbeitern weniger strikte gehandhabt wurden als gegenüber den Jugendlichen. Dies ist auch für Rothenberger ein wichtiger Punkt, den es in der nächsten Zeit zu klären gilt. «In Zukunft müssen wir sicherlich vermehrt darauf sensibilisieren, dass die Massnahmen auch unter den Mitarbeitern eingehalten werden müssen.»
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