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Nach Brexit-Ukraine-Vergleich
Johnson spricht von Missverständnis

Boris Johnson wurde stark kritisiert, nachdem er den Krieg der Ukraine mit dem Austritt Grossbritanniens aus der EU verglich.
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Der wegen eines Vergleichs zwischen dem Freiheitskampf der Ukrainer und dem Brexit-Votum in die Kritik geratene britische Premier Boris Johnson sieht sich missverstanden.

Er stimme vollkommen zu, dass der Brexit und der Widerstand der Ukraine gegen die russische Invasion nicht dasselbe seien, sagte Johnson am Donnerstag der BBC. «Das war keine Parallele, die ich da gezogen habe. Ich fürchte, das wurde heftig missverstanden», beteuerte er.

Bei der Frühjahrskonferenz seiner Konservativen Partei hatte Johnson am vergangenen Wochenende gesagt: «Ich weiss, dass es der Instinkt der Menschen in diesem Land ist wie auch der Menschen in der Ukraine, immer die Freiheit zu wählen.» Als Beispiel nannte er unter anderem das knappe Votum der Briten für den EU-Ausritt im Jahr 2016 mit 52 Prozent der Stimmen.

«Als die Menschen in so grosser Zahl für den Brexit stimmten, taten sie das meiner Meinung nach nicht, weil sie feindselig gegenüber Ausländern waren, sondern weil sie frei sein wollten», so der Premier und fügte nach einer Pause hinzu: «...Dinge anders zu tun und in der Lage zu sein, in diesem Land selbst zu bestimmen».

Kritik an Johnson

Das rief heftige Reaktionen hervor: «Boris, Deine Worte beleidigen die Ukrainer, die Briten und den gesunden Menschenverstand», twitterte der frühere EU-Ratspräsident Donald Tusk.

Der frühere Brexit-Beauftragte des Europäischen Parlaments, Guy Verhofstadt, bezeichnete den Vergleich als «irre» und fügte hinzu: «Beim Brexit ging es darum, Freiheiten abzuschaffen und die EU zu verlassen... Die Ukrainer wollen mehr Freiheit und der EU beitreten!»

Der britische Abgeordnete Tobias Ellwood aus Johnsons konservativer Partei twitterte: «Den Kampf des ukrainischen Volkes gegen die Tyrannei von Putin mit dem britischen Volk zu vergleichen, das für den Brexit stimmt, schadet der politischen Führung, die wir zu demonstrieren beginnen.» Um den russischen Staatschef Wladimir Putin zu bezwingen, «brauchen wir internationale Führung und Einheit», hob Ellwood hervor, der dem Verteidigungsausschuss des britischen Parlaments vorsteht.

Der britische Finanzminister Rishi Sunak distanzierte sich vorsichtig von Johnsons Vergleich. Der Ukraine-Krieg und der Kampf für den Brexit seien nicht miteinander vergleichbar, sagte er dem Sender SkyNews. «Ganz offensichtlich sind sie nicht direkt analog, und ich glaube auch nicht, dass der Premierminister gesagt hat, dass sie direkt analog sind.»

Johnson, der sich durch sein entschiedenes Eintreten für Sanktionen gegen Russland und Waffenlieferungen an die Ukraine seit Beginn des Kriegs von einer schweren politischen Krise erholte, hat mit der Äusserung erneut Zweifel an seinen Führungsqualitäten geweckt. Noch vor einigen Wochen galt ein Misstrauensvotum in der eigenen Partei wegen mutmasslicher Lockdown-Partys im Regierungssitz Downing Street als nicht unwahrscheinlich. Gegen Johnson wird deswegen derzeit sogar polizeilich ermittelt.

SDA/AFP/aru