Druck in der FamilieJob und kleine Kinder – rund ein Drittel der Eltern leidet darunter
29 Prozent der Mütter und Väter verspüren einen Druck, der das Familienleben beeinträchtigt. Das besagt eine Umfrage.

- Knapp ein Drittel der Eltern in der Schweiz verspürt einen Druck, der das Familienleben beeinträchtigt.
- Das ergibt das neue «Familienbarometer» von Pro Familia und dem Vorsorgeversicherer Pax.
- Hauptsorge der Eltern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Das «Familienbarometer» wird am Donnerstag zum dritten Mal präsentiert. Erstmals haben die Studienautoren aber diese Frage gestellt: «In welchem Mass fühlen Sie sich als Elternteil unter Druck?»
Damit trafen sie offenbar einen Nerv. 29 Prozent der befragten Eltern gaben an, dass sie nicht nur Druck verspüren, sondern dass dieser Druck auch das Familienleben beeinträchtigt. Dass also die ganze Familie einschliesslich der Kinder unter dem Druck leidet. Die Hälfte aller Befragten verspürt zwar einen Druck, aber ohne negative Auswirkungen auf die Familie. Die restlichen rund 20 Prozent geben laut «Familienbarometer» an, nicht unter Druck zu sein.
Es ist vor allem die Anforderung, Beruf und Familie zu vereinen, die auf den Eltern lastet, 54 Prozent der Eltern, die unter Druck sind, geben diesen Grund an. Je kleiner die Kinder, desto stärker verspüren die Eltern den Vereinbarkeitsdruck: Bei Eltern mit Kleinkindern sind es 60 Prozent, bei Eltern mit Kindern im Primarschulalter 57 Prozent. Es ist aber nicht nur der Spagat zwischen Job und Familie, der für Stress sorgt, sondern auch «die Erwartungen an sich selber». 49 Prozent geben dies an – in der Deutschschweiz sind es mehr als in der lateinischen Schweiz.
Kita-Tarife machen Eltern Sorgen
Die Eltern wurden auch gefragt, mit welchen Massnahmen sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern liesse. Antwort: mit flexibleren Arbeitszeiten und besseren Homeoffice-Möglichkeiten. Rund 40 Prozent der Befragten wählen diese Antwort. Weiter unten rangieren Massnahmen wie «keine Überstunden» oder «Unterstützung beim Suchen von Betreuungsplätzen».
Wichtig wären für Eltern in der Schweiz auch günstigere Kita-Tarife. Zwei von drei Befragten geben dies an, ein Wert, der über die drei Jahre mit 60 bis 70 Prozent konstant hoch ist. Die Kosten für die externe Kinderbetreuung beschäftigen Eltern damit weit mehr als andere Punkte, etwa eine flexiblere Nutzung der Kita (39%), mehr Betreuungsplätze (31%), längere Öffnungszeiten (28%) oder eine qualitativ bessere Betreuung (21%).
Allgemein geben viele Familien an, dass ihre finanzielle Situation angespannt sei: Für rund die Hälfte der Befragten reicht das Familieneinkommen nur knapp für alle Ausgaben. Knapp die Hälfte denkt darüber nach, den Beschäftigungsgrad eines oder beider Elternteile zu erhöhen, um mehr Geld zur Verfügung zu haben. Rund ein Drittel der Familien kann nach eigenen Angaben kein Geld zur Seite legen.
Der Einfluss von Corona
Für das «Familienbarometer» wurden im vergangenen Spätherbst 2200 Familien befragt, durchgeführt wird die Umfrage jeweils von Pro Familia und dem Vorsorgeversicherer Pax. Entsprechend finden sich auch Fragen zur Vorsorge-Situation, wie etwa: «Wo sehen Sie den grössten Bedarf bei der zweiten Säule der Altersvorsorge?» Die meisten geben an: bessere Absicherung des Rentenniveaus und bessere Absicherung von Geringverdienern und Teilzeitangestellten.
Philippe Gnägi, Direktor von Pro Familia und Autor der Studie, hält die neu aufgenommenen Fragen nach dem Druck für wichtig, es werde sich in den kommenden Jahren weisen, wie sich dieses Thema entwickle. «Corona hatte wohl einen grossen Einfluss darauf, die Pandemie hat in unserer Gesellschaft neue Realitäten geschaffen. Eltern mussten plötzlich zu Hause ihre Kinder unterrichten.»
Es gebe einen klaren Zusammenhang zwischen dem Druck auf die Eltern und der Vereinbarkeit von Job und Familie, sagt Gnägi. «Diese Aufgabe ist anspruchsvoll, was sich auch in BFS-Zahlen spiegelt: 50 Prozent der Mütter mit Kindern unter 12 Jahren arbeiten weniger als 50 Prozent.» Durch besseren Zugang zur Kinderbetreuung und finanziell tiefere Hürden liesse sich der Druck lösen, auch dies zeige das «Familienbarometer», sagt Gnägi.
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