Vor Schweiz - SpanienJetzt wird Murat Yakin auf seine WM-Fähigkeit getestet
Die Nations League erhält für die Schweiz nach zwei Niederlagen mehr Bedeutung als erwartet. Die Situation vor dem Spanien-Spiel ist eigentlich die perfekte WM-Vorbereitung.
Es hätten vier mehr oder weniger belanglose Spiele werden sollen. Aber die Schweizer Nationalmannschaft hat nur zweimal 90 Minuten gebraucht, um auch in der Nations League für erstaunlich viele Emotionen zu sorgen.
Zwei Niederlagen, eine mediale Diskussion um die beste Position von Granit Xhaka, eine Demontage in Lissabon plus ein paar Kraftausdrücke des Captains («geht mir auf die Eier», «kotzt mich langsam an») machen die kommenden Spiele gegen Spanien und Portugal zwar aus einem sportlichen Blickpunkt nicht wertvoller. Aber sie sind wichtiger geworden für die Stimmung in der Mannschaft und um sie herum.
Vor allem geben sie Murat Yakin die Chance, sich schon einmal darauf vorzubereiten, was ihn an der Weltmeisterschaft im November erwartet. Xhaka wird auch dann sein Herz auf der Zunge tragen und damit den dankbaren Medien Geschichten frei Haus liefern. Der Rassismus, mit dem Teile der Schweiz dieses Team beäugen, wird leider ebenfalls nicht einfach so verschwinden. Und der Nationaltrainer muss auch in Katar damit rechnen, dass einige seiner Kaderspieler vor dem Turnier im Club wenig bis gar nicht spielen. Oder dass die Besten verletzt fehlen.
In Genf gibt sich Yakin betont locker
Möglich, dass Yakin gerne darauf verzichtet hätte, die WM unter derart realistischen Umständen zu simulieren. Aber die aktuelle Lage hat durchaus ihre positiven Seiten: Der Nationaltrainer hat jetzt die Chance, seine Endrunden-Fähigkeit unter Beweis zu stellen. Und seine Lehren mitzunehmen in jene Phase, in der es dann wirklich auf jede Aussage, jeden Blick und jeden Kommentar von seiner Seite ankommen wird.
Am Tag vor der Partie gegen Spanien spielt Yakin auf der kommunikativen Klaviatur schon um einiges überzeugender als vor dem 0:4 in Portugal. Da hat er noch überraschend dünnhäutig auf die Diskussion reagiert, ob sich Granit Xhaka nun wirklich über seine Position im Tschechien-Spiel beklagt hat. In Genf gibt sich Yakin betont locker, lächelt viel – und sagt relativ wenig.
Nichts dazu, ob Xhaka spielen wird: «Ich weiss nur, dass Remo Freuler wieder auf den Platz kommt.» Nichts dazu, wer im letzten Spiel im Tor stehen wird: «Wir haben gesagt, dass jeder seine Chance bekommt.» Dafür hebt er noch «den unglaublichen Teamspirit» seiner Spieler hervor: «Der stimmt mich sehr positiv.»
«Wir haben nicht zwanzig gleichwertige Spieler»
Nun ist es schön, wenn die Stimmung in Hotel und Garderobe gut ist. Noch schöner wäre es, wenn ein wenig davon auch auf dem Spielfeld zu sehen wäre. Man kann es sanft formulieren: Die Grundmotivation eines durchschnittlichen Schweizer Nationalspielers war sicher schon einmal höher als bei diesem Zusammenzug für die Nations League.
Das gibt Remo Freuler ganz offen zu, wenn er sagt: «Sicher ist es nicht optimal, nach einer Saison noch vier Spiele mit dem Nationalteam zu machen und 17 Tage hier zu sein.»
Diese eigentlich verständliche Unlust an der Nations League sollten die Schweizer in den zwei Partien in Genf allerdings überwinden. Nicht dass sie die Weltklasse-Auswahlen von Spanien und Portugal zweimal besiegen müssten. Das wäre mit Blick auf das aktuelle Schweizer Kader eine vermessene Vorgabe. Oder wie es Yakin sagt: «Wir haben nicht wie Portugal oder Spanien 20 gleichwertige Spieler.»
Aber ein wenig Spielkultur, etwas Einsatz – das dürften die Schweizer schon an den Tag legen. Einfach so, dass nicht nur die Spieler und Trainer Yakin positive Ansätze im Schweizer Spiel erkennen können.
Sonst wird der Rucksack, mit dem die Schweizer in Richtung Katar reisen, bereits unangenehm schwer.
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