Trotz Verbot der FifaXhaka will die «One Love»-Binde tragen
Kurz vor dem WM-Start untersagt der Weltverband das Tragen eines Armbands mit Botschaft – und will Verstösse mit Verwarnungen ahnden. Kommt es zur Eskalation?
Es war als kleine Geste gedacht – doch selbst die führt der Fifa zu weit. Wie aus Kreisen der Fussballverbände Englands und Deutschlands am Sonntagabend zu vernehmen war, verbietet der WM-Organisator deren Teamcaptains, eine Binde mit dem Slogan «One Love» zu tragen. Wer sich dem widersetzt, dem drohe eine Verwarnung, heisst es. Grund: Verstoss gegen die offizielle Kleiderordnung. Die Ankündigung an die überrumpelten Teams erfolgte am Samstag.
Es ist nicht der erste Textil-Eingriff des Weltverbandes kurz vor Turnierbeginn. Vor gut einer Woche hatte die Fifa der dänischen Delegation das Tragen von Trainingsleibchen mit dem Aufdruck «Human Rights for all» untersagt. Auch ähnlichen Ansinnen anderer Verbände erteilte die Fifa eine Absage. Sie dulde keine politischen Botschaften – wenige Tage später warb Präsident Gianni Infantino für einen Waffenstillstand in der Ukraine.
Nun folgt der Zwist um «One Love». Die Kampagne war nach einer Initiative mehrerer europäischer Verbände unter Führung der Niederlande entstanden und will sich für Inklusion einsetzen und an der WM «eine Botschaft gegen Diskriminierung senden». Das Logo deutet einen Regenbogen an, der als Symbol für die LGBTQ-Bewegung steht. Zusätzlich beinhaltet es aber auch Schwarz, das als panarabische Farbe in vielen Landesflaggen in der Region vorkommt. Kritiker haben das Logo der Kampagne als Feigenblatt bezeichnet.
Mit dem Verbot hat die Fifa die sieben Nationen, die an der WM mit dem Armband auflaufen wollen, auf dem linken Fuss erwischt. Am Montagvormittag wurde eine Sitzung einberufen mit dem Ziel, eine gemeinsame Haltung zu finden. Die Zeit drängt. Am Nachmittag spielen die Engländer gegen Iran. Für den Schweizerischen Fussballverband sitzen Generalsekretär Robert Breiter und Präsident Dominique Blanc in der Sitzung.
Die Schweizer haben am Sonntag noch festgehalten, dass sie mit der Binde auflaufen wollen. Am Montag bekräftigt Medienchef Adrian Arnold die Haltung des Schweizer Captains Granit Xhaka: «Er will die Binde tragen.»
Wer sitzt am längeren Hebel?
Nur ist es trotzdem nicht klar, ob das am Donnerstag dann auch der Fall sein wird, wenn zur Mittagszeit Kamerun der erste Gegner ist. Die sieben «Rebellen» müssen erst eine gemeinsame Haltung finden. Und es ist klar, auf welchem Weg die Fifa sie am ehesten in die Knie zwingen kann: Wenn der Weltfussballverband in seinen Regeln einen Passus findet, der es ihm erlaubt, die Captains mit Gelben oder sogar Roten Karten zu belegen.
Sie die Verbände und die Spieler gewillt, dieses Risiko im Namen der Menschenrechte einzugehen? Die Antwort wird spätestens um 14 Uhr Schweizer Zeit feststehen. Dann wird die Partie der Engländer gegen Iran angepfiffen. Trägt Englands Captain Harry Kane dann keine «One Love»-Binde, hat sich auch die Schweiz dem Diktat der Fifa und Katars gebeugt.
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