Saisonstart in der MotoGPJetzt schlägt die Stunde des Teufels
Die Motorrad-WM 2022 ist das Jahr 1 nach den Rücktritten von Valentino Rossi und Tom Lüthi. Weshalb uns das Spektakel trotzdem interessieren sollte.
Viele Funktionäre haben wegen der Diskussion schlaflose Nächte. In der Motorrad-WM nicht – da schlafen sie alle gut. Denn: Russische Fahrer hat es keine im Fahrerfeld, und so stellte sich die Frage gar nicht erst, ob man sie ausschliessen müsste.
Allerdings sind auch andere nicht am Start, wenn am Sonntag in Katar der erste GP des Jahres ansteht. Namentlich Valentino Rossi und Tom Lüthi, die ihre langen Karrieren nach der letztjährigen Saison beendeten. Rossi war 26 Jahre in der WM aktiv, Lüthi 20.
Valentino Rossi ist weg – und jetzt?
Der Punkt ist: Der «Doktor» ist gar nicht weg. Er ist nicht wegzudenken. Er war ja auch omnipräsent in seinen letzten Jahren als Fahrer, obschon er 2017 seinen letzten Sieg feiern konnte. Als «Goat» war er auch immer grösser als seine aktuelle Form.
Nach seinem Rücktritt als Fahrer bleibt er der WM als Teamchef seines Rennstalls VR46 erhalten. Und jetzt, da Rossi Zeit für die strategischen Fragen hat, schickt er erstmals auch in der Königsklasse MotoGP ein Team an den Start. Die Fahrer sind Marco Bezzecchi und Luca Marini, sein Halbbruder mütterlicherseits.
Was ist mit Marc Marquez?
Der achtfache Weltmeister hat zwei verlorene Jahre hinter sich. Beim Saisonauftakt 2020 stürzte er und zog sich einen Bruch des rechten Arms zu. Zwei Jahre lang kämpfte Marquez, der zuvor viermal in Folge Weltmeister geworden war, um seine Rückkehr in die WM. 2021 schien er auf gutem Weg und musste die Saison dann doch wieder abbrechen. Der 29-Jährige dachte vor lauter Verletzungsfrust sogar über den Rücktritt nach.
Jetzt ist er zurück in alter Stärke (sagt er jedenfalls) und will wieder angreifen. Die Ergebnisse der offiziellen Testfahrten der Königsklasse lassen aber nicht erwarten, dass Marquez und seine Repsol-Honda einfach so durchstarten werden wie vor der langen Zwangspause. Er hatte Anlaufschwierigkeiten zu beklagen, andere waren schneller.
Wer sind seine härtesten Rivalen in der MotoGP?
Allen voran der Franzose Fabio Quartararo, der Rossi vor der Saison 2021 als Stammfahrer bei Yamaha verdrängt hat und in seinem ersten Jahr im Werksteam der Japaner gleich Weltmeister wurde. «El Diablo», noch keine 23 Jahre alt, gilt deshalb auch 2022 als Favorit.
Doch weil Quartararo seine Konstanz des Vorjahres erst noch bestätigen muss und keiner einschätzen kann, wie gut Marquez wirklich in Form kommt, ist das Rennen offen. Mit den Italienern Francesco Bagnaia, dem Spanier Joan Mir und dem Australier Jack Miller lauern vor allem die Kronprinzen des Vorjahres auf ihre Chance.
Wie viel Schweiz steckt noch drin?
Nach dem Rücktritt von Tom Lüthi ist erstmals seit der Saison 2001 kein einziger Schweizer Fahrer in einer der drei herkömmlichen Benziner-Klassen gemeldet. Lüthi bleibt immerhin dem TV-Zuschauer auf SRF als Experte und dem deutschen Moto3-Rennstall Prüstel GP als Sportchef erhalten. Das Vakuum rührt auch daher, dass der talentierte Westschweizer Moto3-Fahrer Jason Dupasquier vor neun Monaten beim GP von Italien tödlich verunfallt ist.
So bleibt Dominique Aegerter der einzige GP-Fahrer in dieser Saison, er geht wie 2021 in der Elektroklasse MotoE an den Start. Im Vorjahr verpasste er den WM-Titel nur knapp, in der neuen Saison stehen in der MotoE 14 Rennen an. Eine der grossen Schweizer Töff-Nachwuchshoffnungen ist Noah Dettwiler. Der 16-jährige Basler wird von Tom Lüthi betreut und bestreitet die Junioren-WM, wegen der neu eingeführten Altersgrenze von 18 Jahren bei Grands-Prix darf er jedoch frühestens 2023 vom Aufstieg in die Moto3 träumen.
Und sonst so?
Mit dem Wiedereinstieg von Ana Carrasco in die Moto3-Klasse fährt erstmals seit 2017 wieder eine Frau in der WM mit. Die 24-jährige Spanierin war schon von 2013 bis 2015 in der Moto3 Stammfahrerin gewesen, wechselte später in die Supersport-WM, wo sie 2018 als erste Frau Weltmeisterin wurde. Auf diese Saison hin erhält sie beim kleinen spanischen Rennstall Boé SKX ihre Chance.
Mit 21 Rennen wird es die längste Saison der GP-Geschichte. Exakt acht Monate vergehen zwischen dem Auftakt diesen Sonntag in Katar und dem Finale am 6. November in Valencia. Erstmals wird wieder in Finnland und Indonesien ein GP ausgetragen. Im Fall von Indonesien ist es die erste Rückkehr in das südostasiatische Land nach 1997 – damals gewann den GP in der 125-cm3-Klasse der erst 18-jährige Valentino Rossi. Das diesjährige Indonesien-Rennen findet allerdings auf einer brandneuen, 2019 gebauten Strecke statt. Die Neuauflage des GP von Finnland fiel 2020 und 2021 der Corona-Pandemie zum Opfer.
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