Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Europarekord in der Diamond League 
Jakob Ingebrigtsen läuft immer noch schneller

Ein weiterer Schritt Richtung Weltrekord: Jakob Ingebrigtsen posiert neben der Anzeigetafel. 
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Und dann stand er wieder neben der digitalen Zeitanzeige auf Höhe der Ziellinie, setzte sich sogar darauf, wie schon vor einem Monat in Oslo. Das zahlreiche Publikum im riesigen Stadion von Chorzow tobte, in den Händen hielt Jakob Ingebrigtsen Kartontafeln, die allen die News unmissverständlich und in grossen Buchstaben noch einmal vermitteln sollten: World Lead, Jahresweltbestzeit, und, schon wieder: European Record, Europarekord.

Der Nachmittag dieses achten Diamond-League-Meetings der Saison war nicht arm an Höhepunkten gewesen: Die Olympiasieger im Hochsprung, Mutaz Essa Barshim und Gian-Marco Tamberi, trieben sich auf 2,36 m, der Katarer passierte, der Italiener nicht. Die Weltrekordhalterin im Hürdensprint, Tobi Amusan, sah gegen ihre Vorgängerin Kendra Harrison nicht wie die Siegerin aus und war es dann in 12,34 Sekunden um ein Hundertstel trotzdem. Und dennoch hatte der Organisator die Dramaturgie seines Anlasses richtig eingeschätzt: Als Highlights zum Abschluss des Events in Polen setzte er die 1500 m der Männer und die 100 m der Frauen an.  

Nicht die Taktik, die Form soll entscheiden

Natürlich hatte er gewusst, dass der junge Norweger knapp fünf Wochen vor WM-Beginn in Budapest ein schnelles 1500-m-Rennen laufen wollte. Eines, bei dem nicht die Taktik wie an grossen internationalen Meisterschaften üblich entschied, sondern ganz einfach die Form. Wie bereits in Paris Anfang Juni, wo Ingebrigtsen die zwei Meilen in einer Weltbestzeit absolvierte, die nur deshalb nicht den Namen Weltrekord trägt, weil die Distanz so selten gelaufen wird. Oder wie eben in Oslo wenig später, als er in 3:27,95 Minuten erstmals Europarekord gelaufen war. Danach, so sagte er es im grossen Interview mit dieser Redaktion, habe er die Gewissheit gehabt, künftig Rekorde auf verschiedenen Distanzen laufen zu können. 

Und wie er das kann! In 3:27,14 steigerte sich noch einmal um über acht Zehntel, oder anders gesagt: Dem Weltrekord von Hicham El Guerrouj (MAR, 3:26,00) aus dem Jahr 1998, als er noch gar nicht auf der Welt war, kam Ingebrigtsen erneut mehr als acht Zehntelsekunden näher. Als Nummer 7 der ewigen Bestenliste ist er in Chorzow angetreten, als Nummer 4 hat er die Bahn verlassen. Kurz vor dem Rennen hatte er gesagt: «Jeder träumt vom Weltrekord, noch bin ich aber nicht in dieser Form. Vielleicht dann nächstes Jahr.»

Alle stehen gelassen: Jakob Ingebrigtsen siegt mit zwei Sekunden Vorsprung in Europarekordzeit.

Das Faszinierende an diesem Rennen war, dass es Ingebrigtsen ein wenig anders anging als üblich – oder es zumindest so schien. Drei Tempomacher waren ihm zur Verfügung gestellt worden. Diese verrichteten ihre Arbeit hervorragend, wie die innige Umarmung von Ingebrigtsen mit dem Australier Stewart McSweyn nach dem Rennen zeigte. Doch zwischendurch schien der Norweger ein wenig abreissen zu lassen – wollte er das anfängliche Weltrekordtempo nicht mitgehen, oder, ebenso wahrscheinlich: Übte er für das anstehende WM-Rennen, wenn er keine Pacemaker vor sich haben wird?

Wie auch immer. Auf der Zielgeraden schien er sogar noch zusetzen zu können und siegte mit zwei Sekunden und mehr Vorsprung. Dass sich Ingebrigtsen an der WM ein zweites Mal düpieren lässt (wie in Eugene von Jake Wightman), ist derzeit unvorstellbar. 

Und als sich der Trubel im Zielbereich gelegt hatte, kam noch die Demonstration von Sha’Carri Richardson. Die US-Sprinterin, die bisher alle grossen Rendez-vous aus verschiedenen Gründen verpasst hat und Outfit-mässig äusserst konventionell daherkommt, gewann in 10,76 über 100 m. Sie bezwang dabei auch die Jahresschnellste Shericka Jackson, es dürfte in Budapest eines der spannendsten Rennen werden.