Bericht der «Washington Post»Jahrelange sexuelle Belästigungen bei den Washington Redskins?
Weibliche Angestellte der Washington Redskins sollen jahrelang sexuell belästigt worden sein. Nach der Namensänderung ist der Club nun schon wieder in den Schlagzeilen.
Die Washington Redskins kommen nicht zur Ruhe. Zuerst der Streit um den Namen und jetzt das. So hatte die durch die «Black Lives Matter»-Bewegung ausgelöste Rassismusdebatte in den USA konkrete Auswirkungen auf den Club. Das NFL-Team aus Washington verabschiedete sich Anfang Woche nach Forderungen seiner Sponsoren und nach jahrelanger Kritik nicht nur seitens der indigenen Bevölkerung von seinem Namen Redskins («Rothäute»).
Und jetzt? Während sich die Verantwortlichen des Clubs überlegen müssen, wie das Team denn nun heissen soll, kommt die «Washington Post» mit happigen Vorwürfen daher. So zitiert die US-amerikanische Zeitung 15 weibliche Angestellte des Clubs. Sie alle berichten anonym von jahrelangen sexuellen Belästigungen innerhalb der Franchise.
«Manche Frauen schluchzten mehrmals pro Woche an ihrem Schreibtisch.»
«Ich bin mit der NFL fertig»
In den Interviews mit der «Washington Post» erzählen die Frauen von «rücksichtslosen sexuellen Belästigungen und erniedrigenden Kommentaren», die an der Tagesordnung stünden. Sie erzählten, dass sie sich oft hilflos gefühlt hätten und Beschwerden über das Verhalten der männlichen Mitarbeiter ignoriert worden seien. «Manche Frauen schluchzten mehrmals pro Woche an ihrem Schreibtisch», sagt eine der betroffenen Frauen.
Auch habe es die unausgesprochene Regel gegeben, dass männliche Mitarbeiter zu meiden seien und man sich von Orten wie Treppenhäusern fernhalten sollte. An diesen bestehe die Gefahr, dass die Männer die weiblichen Angestellten sexuell belästigen würden.
Und das ist nicht alles: An jedem Arbeitstag seien sie, so die 15 Frauen, mit zweideutigen Kommentaren belästigt worden. Auch habe man sie dazu aufgefordert, kurze und knappe Kleidung zu tragen und mit Kunden und Sponsoren zu flirten, um mehr zu verkaufen und neue Verträge abschliessen zu können. «Ich bin mit der NFL fertig», sagt eine der Frauen. Und: «Die Redskins haben meinen Traum von einer Karriere in der Franchise getötet.»
Beschuldigte wollen nichts sagen
Unter den Angeschuldigten befinden sich die verschiedensten männlichen Angestellten, auch Mitarbeiter der Chefetage zählen dazu. Ein Beschuldigter ist etwa Larry Michael, der langjährige, hauseigene Sportkommentator des Teams. Alex Santos und Richard Mann sind zwei weitere. Michael soll die Frauen stets objektiviert, sie stets auf ihr Aussehen und Kleidung angesprochen haben. Santos, der ehemalige Direktor für Pro Scouting, und Mann, der ehemalige stellvertretende Direktor von Pro Scouting, sollen den Frauen stets sexuell anzügliche Nachrichten geschickt haben.
Alle drei sind nicht mehr beim Team aus Washington tätig. Santos und Mann wurden entlassen, Michael trat von sich aus zurück. Ob das einen Zusammenhang mit den Anschuldigungen hat? Vermutlich. Gegenüber der «Washington Post» will sich keiner der drei Männer dazu äussern. Auch Besitzer Dan Snyder will gegenüber der Zeitung nichts sagen. Der Club lässt lediglich verlauten, dass man eine Anwaltskanzlei damit beauftragt hat, «eine gründliche unabhängige Überprüfung dieser gesamten Angelegenheit durchzuführen und dem Team dabei zu helfen, neue Mitarbeiterstandards für die Zukunft festzulegen».
Noch vier Namen im Rennen
Man darf also gespannt sein, wie es weitergeht. Kommt das Team zur Ruhe? Melden sich noch weitere Frauen, die angeblich sexuell belästigt worden sind? Oder kommen noch ganze neue Vorwürfe hinzu? Fakt ist: Den Verantwortlichen des NFL-Teams wird es sicherlich nicht langweilig. Zumal sie sich ja auch noch einen neuen Namen überlegen müssen. Obwohl – zumindest in diesem Punkt scheinen die Verantwortlichen voranzukommen. So sind gemäss CBS Sports derzeit noch vier Namen im Rennen: Americans, Red Tails, Renegades und RedHawks.
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